Sophies Highlight 2016: JackAssen

In der MotoGP-Saison 2016 hat ein Highlight das Nächste gejagt. Trotzdem fällt es mir nicht schwer zu entscheiden, welcher Moment für mich der Beste des Jahres war. Jack Millers Sieg im verregneten Assen konnte auch in der zweiten Saisonhälfte nichts und niemand mehr toppen. Der erste Sieg eines Satelliten-Fahrers seit zehn Jahren, der erste australische Königsklassen-Triumph nach Casey Stoner vor vier Jahren. Wenn das kein Highlight ist.

Doch nicht nur das Brechen vieler Rekorde macht Millers Sieg in Assen zu meinem persönlichen Saison-Highlight. Vielmehr ist es die Reaktion und die unglaubliche Freude des Australiers über das Erreichte. Im Parc Ferme kann er vor lauter Heiserkeit kaum sprechen, kämpft mit den Tränen und verliert am Ende dennoch. "Die Leute haben immer gesagt, dass ich ein Schwachkopf wäre. Dieser Sieg zeigt aber, dass ich kein Idiot bin. Ich kann Motorrad fahren", stammelt Miller im Parc Ferme. Worte, die erkennen lassen, wie nahe ihm die ständige Kritik trotz seiner berüchtigten Schlagfertigkeit gegangen sein muss. Mit seinem Sieg hat er das Gegenteil bewiesen. Geschichten, in denen der Außenseiter gewinnt, sind immer die Schönsten.

Markus' Highlight 2016: Angriff in Orange

Moto3, Dakar, Motocross - alles was KTM bisher anfasste, wurde zu Gold. Nun möchte man auch den Mount Everest des Motorradsports erklimmen. In der MotoGP mitzuhalten ist freilich aber noch einmal um ein vielfaches schwieriger als in allen anderen Zweiradserien des Planeten. Das mussten die Herren in Orange beim ersten Wildcard-Einsatz des auf den Namen RC16 getauften Prototypen beim Saisonfinale in Valencia selbst erkennen.

Mika Kallio bestritt in Valencia das erste Rennen für KTM, Foto: KTM
Mika Kallio bestritt in Valencia das erste Rennen für KTM, Foto: KTM

Im Rennen versagte die von Mika Kallio pilotierte Maschine nach einem Sensordefekt den Dienst, bei den folgenden Testfahrten erzielte Pol Espargaro mit Platz 17 das beste Ergebnis. Auf KTM wartet also noch jede Menge Arbeit, aber die Art und Weise, wie man in Valencia an das Projekt Königsklasse heranging, war dennoch inspirierend. Abseits von ausgetretenen Pfaden sucht man neue Wege, setzt etwa auf Stahlrohrrahmen anstatt Aluminiumchassis oder hauseigene Dämpfer von WP anstatt Standardware von Öhlins. Die Begeisterung für die Mission MotoGP ist bei jedem einzelnen Teammitglied zu spüren. Der David aus Österreich hat sich gegen eine Reihe von Goliaths selbst eine schwierige Aufgabe gestellt. Kann er sie aber erfüllen, ist dieser Sieg umso wertvoller.

Andreas Highlight: Inselkönig Cal

An Highlights hat es der Saison 2016 wahrlich nicht gemangelt. Für mich aber der schönste Moment: Cal Crutchlows Sieg in Phillip Island. Das mag auf den ersten Blick vielleicht eine ungewöhnliche Wahl scheinen, immerhin hatte Crutch seinen Premierensieg bereits in Brünn gefeiert. Und doch war das Rennen in Australien noch einmal eine ganz andere Nummer. Kein "außenseiterfreundlicher" Platzregen, sondern zwar schwierige, aber durchaus akzeptable Streckenbedingungen. Marquez patzte, Crutchlow blieb cool und hielt sich Altmeister Rossi vom Leib, nachdem er auf der LCR Honda durchs Feld gepflügt war, als gäbe es kein Morgen.

Bei Cal Crutchlows Sieg in Australien gratulierte auch Valentino Rossi, Foto: LCR
Bei Cal Crutchlows Sieg in Australien gratulierte auch Valentino Rossi, Foto: LCR

Der Sieg war für den Briten eine wahre Genugtuung, war er doch oft für seine Crashes und vollmundigen Sprüche kritisiert worden. Selbst nach dem Sieg in Brünn hatten ihn viele nicht als Siegfahrer für jedes Wetter auf dem Schirm. Das dürfte sich nun geändert haben. Noch vor einem Jahr wäre es kaum denkbar gewesen, dass der Fahrer eines Privatteams gleich zwei Siege in einer Saison holt. Lucio Cecchinello durfte nun endlich die Früchte jahrelanger harter Arbeit ernten. Dass es dann auch noch den Titel für den besten Independent Rider für Crutchlow gab, war das Tüpfelchen auf dem I. Gleichzeitig hat nun Großbritannien, das Mutterland des Motorsports, endlich wieder einen Siegfahrer. Das kann für die MotoGP nur positiv sein.

Tobias' Highlight: MotoGP hautnah

Der 20. Juli 2016 wird mir wohl für immer im Gedächtnis bleiben. Raus aus dem dunklen Büro und ab auf die Strecke - zum ersten Mal als Journalist! Ziel war der Red Bull Ring mitten in der steirischen Berglandschaft. Ducati hatte dort einen Zwei-Tages-Test organisiert, um sich auf das anstehende Comeback der Königsklasse in Österreich zu rüsten. Alle sind sie der Einladung gefolgt: Yamaha, Suzuki, Aprilia, auch KTM war vor Ort. Die Orangenen trafen zum ersten Mal seit Bekanntgabe des MotoGP-Einstiegs auf die direkte Konkurrenz und schlugen sich beachtlich. Einzig Repsol-Honda und Tech3-Yamaha blieben den Testfahrten fern. Ducati dominierte letztlich die Tests, was auch einen ersten Eindruck in Sachen Kräfteverhältnis auf dem Red Bull Ring hinterließ.

Doch zurück zur Dienstreise: Zum ersten Mal bekam ich einen Vorgeschmack davon, was es heißt, von der MotoGP vor Ort zu berichten. Presserunden, Media Center, Akkreditierungen und diverse andere kleinere Dinge organisieren... Die Aufgaben sind vielfältig und vor allem zeitaufwändig. Am Ende des Tages war ich erschöpft und abgekämpft, aber ob all der neu gewonnenen Eindrücke auch glücklich. Ein Andenken nahmen übrigens auch die anderen Motorsport-Magazin.com-Kollegen, die mit mir in Spielberg waren, mit: Einen ordentlichen Sonnenbrand! Schließlich waren die Außentemperaturen sehr hoch und das Thema Sonnenschutz kam uns erst in den Sinn, als es schon zu spät war...

Michaels Highlight: Das Ewige Duell

Eigentlich Kollegen, aber doch irgendwie auch Feinde: Kaum etwas faszinierte in den letzten Jahren so sehr, wie das teaminterne Duell zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Einen letzten (unrühmlichen) Höhepunkt erhielt dieser Zweikampf in der Pressekonferenz nach dem Rennen in Misano. Nach einem eigentlich harmlosen Manöver kochten die Emotionen beider Fahrer hoch und plötzlich benahmen sie sich wie Kindergartenkinder in der Sandkiste.

Als Journalist fragt man sich in solchen Momenten: Führen die sich gerade wirklich so auf? Aber genau solche Szenen zeigen, dass die viel umjubelten Helden auch nur Menschen sind - mit all den Emotionen und Machen, die wir alle auch haben. Es sind auch Momente wie diese, in denen sich die Headlines für die nächste Story bereits am Silbertablett präsentieren. Und das geschieht in der MotoGP durchaus öfter.