Gerhard, schön dich hier bei der MotoGP zu treffen. Was zieht dich hier her?
Gerhard Berger: Ich denke, es ist einfach der beste Motorsport den es gibt. Ich will jetzt aber nicht in diese Diskussion gehen, was hier besser als in der Formel 1 ist. Ich denke es reicht, wenn ich sage, dass das hier das Beste ist. (lacht)

Was fasziniert dich am meisten an der MotoGP?
Gerhard Berger: Für mich ist es das Verhältnis von Power und Grip. Diese Bikes haben 270 oder 280 PS, kaum Aerodynamik und nur zwei Reifen am Boden. Dieses Zusammenspiel ist unglaublich. Das bedeutet, dass die Fahrer hier echte Künstler sind und wenn man das bedenkt, muss man sie einfach bewundern.

In der MotoGP haben wir derzeit mit Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Marc Marquez drei großartige Champions. Kannst du dich an eine ähnliche Ära in der Formel 1 erinnern?
Gerhard Berger: Ja, ich denke die Zeit um 1986 war ähnlich. Damals gab es mit Lauda, Senna, Piquet, Rosberg, Mansell und so weiter auch viele große Stars.

Mit welchen dieser Fahrer würdest du Rossi, Lorenzo und Marquez vergleichen?
Gerhard Berger: Das ist schwer zu sagen. Jeder Fahrer hat seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Fahrstil. Das ist ja auch eine Frage der Generationen, wenn man etwa die unterschiedlichen Stile von Rossi oder Marquez vergleicht. Da sieht man, dass diese Piloten ganz unterschiedlich ausgebildet wurden. Außerdem sind ihre Persönlichkeiten ganz anders - zum Glück! So etwas braucht der Sport.

Rossi ist immer noch der ganz große Star der MotoGP. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen Sport, wo ein Athlet alles derart überstrahlt. Wie erklärst du dir das?
Gerhard Berger: Für mich ist das eine Kombination aus zwei Faktoren. Es gibt Sportler, die herausragende Persönlichkeiten sind und herausragende Leistungen zeigen. Wenn diese zwei Dinge zusammenkommen, dann hat man einen Superstar. In der MotoGP ist das eben ganz klar Rossi, aber solche Athleten gibt es nur ganz selten. In der Formel 1 ist es wohl noch am ehesten Lewis Hamilton.

Rossi hat ja auch vor einigen Jahren für Ferrari getestet. Hättest du ihn gerne in der Formel 1 gesehen?
Gerhard Berger: Nein, ich sehe ihn ehrlich gesagt lieber hier.

Wer ist denn eigentlich dein Lieblingsfahrer in der MotoGP?
Gerhard Berger: Natürlich mag ich Rossi sehr gerne. Mir gefällt aber auch der Fahrstil von Marquez extrem gut. Ich freue mich grundsätzlich für jeden, der hier gewinnt, so lange ich einen tollen Kampf bis zur letzten Kurve des Rennens sehe.

Wer wird am Sonntag hier ganz oben stehen?
Gerhard Berger: Ich denke, das kann man noch nicht sagen. Es war am Freitag ziemlich kalt und alle Fahrer mussten kämpfen, um richtig Temperatur in die Reifen zu bekommen.

Es gab ja eine Menge Kritik an der Strecke hier, was die Sicherheit betrifft. Wie schätzt du die Situation ein?
Gerhard Berger: Die Sicherheit muss immer Vorrang haben, da gibt es gar keine Diskussion. Man kann aber auch zu sehr in diese Richtung arbeiten und dann ist es irgendwann keine echte Herausforderung mehr für die Fahrer. Es muss also eine gute Balance gefunden werden und ich denke, dass das hier der Fall ist. Es gibt zwar ein oder zwei Stellen auf dieser Strecke, die kritisch sind, aber im Großen und Ganzen ist es eine moderne, sichere Anlage. Motorsport wird dennoch immer gefährlich bleiben.