Am Freitag in Mugello schien es noch so, als würden sich die Fronten zwischen den Superstars der MotoGP etwas auflockern. Valentino Rossi hatte seine Fans in Italien ermahnt, fair und respektvoll seinen Konkurrenten gegenüber zu bleiben, nachdem Marc Marquez und Jorge Lorenzo an diesem Rennwochenende von der Dorna sogar Bodyguards gestellt bekommen hatten, um ihre Sicherheit zu garantieren. Marquez lobte daraufhin Rossi für sein Verhalten und dankte ihm für die mahnenden Worte.

Keine 24 Stunden später ist der Krieg der Worte aber wieder voll entbrannt. Grund soll, wie schon 2015, eine Absprache zwischen zwei Fahrern sein. Dieses Mal aber nicht wie im Vorjahr zwischen Lorenzo und Marquez. Nein, nun treffen die Vorwürfe ausgerechnet den Mann, der in der abgelaufenen Saison die beiden Spanier dieses abgekarteten Spiels bezichtigt hatte: Valentino Rossi. Der mutmaßliche Komplize? Sein nächstjähriger Yamaha-Teamkollege Maverick Vinales.

Rossi und Vinales im Qualifying-Tandem

Was war passiert? Rossi und Vinales ließen sich zu Beginn des 15-minütigen finalen Qualifying 2 etwas mehr Zeit als viele ihrer Gegner. Sie warteten lieber ein wenig in der Box, bis wenig Verkehr auf der Strecke war. Dann starteten auch sie in das Qualifying - gemeinsam. Vinales fuhr voraus, Rossi folgte ihm. Ein Spiel, das sich über mehrere Runden hinzog. Mit dem Endergebnis, dass Vinales Rossi in seinem Windschatten zur Pole brachte und Vinales selbst auf dem zweiten Startplatz landete.

Rossi und Vinales hatten nach dem Qualifying Grund zum Jubeln, Foto: Yamaha
Rossi und Vinales hatten nach dem Qualifying Grund zum Jubeln, Foto: Yamaha

Ein Verhalten, hinter dem nun Marquez und Lorenzo eine Abmachung vermuten. "Ich habe gesehen, dass Vinales Valentino geholfen hat. Es sieht so aus, als ob sie sich abgesprochen hätten", mutmaßte etwa Marquez. Lorenzo stimmte seinem Landsmann zu: "Bei Valentino und Maverick hat es heute aber schon so ausgesehen, als hätten sie eine gemeinsame Strategie."

Mit den Vorwürfen konfrontiert, konnte sich Rossi zunächst ein Schmunzeln nicht verkneifen, wurde dann aber doch relativ schnell ernst. "Erstens einmal ist es ein Unterschied, ob es wie bei uns im Qualifying oder wie bei Marquez und Lorenzo im Rennen passiert", stellte Rossi klar. "Ich habe einfach versucht, die richtige Strategie zu wählen und mich im richtigen Moment an der passenden Stelle auf der Strecke zu positionieren. In Le Mans ging meine Taktik ja schief, also wollte ich mir hier aus dem Verkehr raushalten. Zum Glück war ich dann hinter Maverick und sein Windschatten hat mir geholfen, die Pole Position zu holen."

Rossi: Hilfe ja, Absprache nein

Die Hilfe durch Vinales gab Rossi also offen zu, von einer Abmachung wollte er aber freilich nichts wissen: "Wenn man auf der Strecke ist, versucht man eigentlich immer einem schnellen Fahrer zu folgen. Vor allem Piloten, die noch nicht so lange in der MotoGP sind. Ich bin hinter Maverick geblieben, weil ich mir ansehen wollte, wie er fährt. Er ist dabei nicht langsamer geworden und hat weiter gepusht. Iannone macht das beispielsweise auch so und wenn ich vorne bin, bleibe ich auch am Gas. Da ist nichts abgesprochen, sondern es ist einfach ein Zufall." Worte, denen Noch-Teamkollege Lorenzo keinen Glauben schenkt. "Wenn es Zufall war, dann ist dieser Zufall fünf oder sechs Mal eingetreten. Das ist schon eher unwahrscheinlich", meinte der amtierende Weltmeister. Lorenzo fühlte sich wegen des Tandems Rossi-Vinales in die Schulzeit zurückversetzt: "Das ist, als würde man bei einem Test vom Sitznachbarn abschreiben."

Lorenzo dürfte wohl auch die Erklärung des zweiten Angeschuldigten, Maverick Vinales, nicht mehr überzeugen. "Ich gehe immer gerne später ins Qualifying, weil ich lieber alleine fahre. Wenn man sofort rausfährt, sind so viele Fahrer auf der Strecke und da fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren und voll zu pushen. Bei Valentino ist das scheinbar gleich und so sind wir heute eben auf der Strecke zusammengekommen", bestätigt Vinales Rossis Theorie eines zufälligen Zusammentreffens.

Rossi selbst setzte am Ende seiner Ausführungen in der wie immer englischsprachigen Pressekonferenz noch einmal auf italienisch nach. "Die zwei sollen lieber vorsichtig sein, wenn sie über Absprachen reden. Sonst müssen wir auch wieder darüber sprechen, was letztes Jahr passiert ist. Es ist besser für alle, wenn wir dieses Thema ruhen lassen. Vor allem für die beiden", warnte Rossi seine Widersacher.