Platz eins, fast eine halbe Sekunde Vorsprung auf den Rest der Welt - besser als Andrea Iannone an diesem Wochenende in Mugello kann man eigentlich nicht in einen Heim-Grand-Prix starten. Der Italiener, schon im Vorjahr hier auf Pole Position und im Rennen als Zweiter am Podium, schien mit dem frisch unterschriebenen Suzuki-Vertrag in der Tasche deutlich befreiter als in den letzten Grands Prix.

Eine Erklärung für seine Überlegenheit am ersten Trainingstag von Mugello 2016 hatte er nicht parat. "Nicht mal ich selbst hätte damit gerechnet, hier so schnell zu sein", schmunzelte Iannone. "Was soll ich sagen? Ich bin natürlich sehr zufrieden. Es war ein sehr guter Tag für uns. Ich hatte von Beginn an ein super Gefühl mit dem Motorrad und das Team hat gut gearbeitet. Ich liebe diese Strecke und die Atmosphäre hier ist einfach großartig. Das ist etwas ganz besonderes für mich."

Testfahrten helfen Iannone und Ducati nicht

Von einem Vorteil durch die Testfahrten, die Ducati in Mugello in diesem Jahr bereits bestritten hat, wollte Iannone nichts wissen. Das Setup seiner Desmosedici GP16 sei hier wesentlich näher an dem vor zwei Wochen in Le Mans verwendeten dran als an dem, das man bei den Testfahrten erarbeitet hatte. Schon im Frankreich-GP war Iannone ja pfeilschnell unterwegs, rutschte dann aber auf Platz zwei liegend und auf der Jagd nach dem Führenden Jorge Lorenzo in den Kies. Ob er das Rennen damals gewinnen hätte können? "Warum nicht?", meinte er direkt im Anschluss an seinen Ausfall.

Die Realität war aber, dass Iannone mit null Punkten dastand und weiterhin auf seinen ersten Rennsieg in der MotoGP warten muss. Gut möglich, dass es dieses Wochenende in Mugello so weit ist. Das flüssige Streckenlayout kommt den Ducatis entgegen, so viel ist klar. Im Vorfeld wurde vor allem die über 1,1 Kilometer lange Start-Ziel-Gerade als Ass im Ärmel der so gut motorisierten Ducatisti gesehen. Diesen Mythos entkräftet Iannone nach den ersten Trainings nun aber ein wenig.

Iannone ist mit dem Verhalten seiner Ducati in der letzten Kurve nicht glücklich, Foto: Ducati
Iannone ist mit dem Verhalten seiner Ducati in der letzten Kurve nicht glücklich, Foto: Ducati

"Unser Vorteil ist im Moment etwas kleiner als in den letzten Jahren, weil wir am Ausgang der letzten Kurve ziemlich stark rutschen. Das erschwert das Beschleunigen und die anderen Motorräder sind in diesem Bereich schneller", erklärt Iannone, der im letzten Sektor - zu dem aber auch die Kurven 13, 14 und 15 gehören - dennoch mit etwas mehr als einer Zehntelsekunde Vorsprung auf Jorge Lorenzo der Schnellste war. "Zum Glück können wir den kleinen Nachteil im weiteren Verlauf der Geraden wieder gutmachen", relativiert er. Tatsächlich war Iannone mit 345,4 Stundenkilometer schnellster Mann auf der Geraden, bester Nicht-Ducatisti war Marc Marquez mit 339,9.