Es ist wirklich beeindruckend. Auch wenn der erste Podestplatz von Suzuki seit dem MotoGP-Comeback der Blauen von Stürzen der Rivalen begünstigt war: Platz drei für Maverick Vinales in Le Mans - wow! Der Bursche ist gerade einmal 21 Jahre alt, kann aber trotzdem schon 41 Podestplätze und 16 Siege in 90 Rennen in allen drei Klassen vorweisen. Damit ist der Youngster zur Schlüsselfigur auf dem in diesem Jahr besonders hektischen Transfermarkt geworden. Alle wollen ihn. Nur wer bekommt ihn? Das ist die im Moment entscheidende Frage in der MotoGP.

Unglaublich, dass sich der Moto3-Weltmeister des Jahres 2013 so schnell solch ein Standing erarbeitet hat. Eine Schlüsselfigur in der Moto GP zu sein, ist für alle Fahrer ein Traum. Auch für unsere Deutschen, nur sind die davon im Moment weit entfernt. Suzuki-Held Vinales hat sie alle rechts und links überholt. Beleuchten wir doch einmal die Gründe hierfür.

Denn auch ein Maverick Vinales hatte es nicht immer einfach in seiner Karriere. Aber er hat sich durchgebissen. Mit Talent und vor allen Dingen mit unglaublichem Willen. Und das ist vielleicht ein Hauptgrund warum solche Desaster, wie jenes der Deutschen in Le Mans, bei unseren Jungs immer wieder mal passieren, bei einem Fahrer wie Vinales aber nicht. Pleiten, Pech und Pannen bei den deutschen Fahrern. Vinales dagegen holt ein Traumresultat mit der vor einem Jahr noch belächelten Suzuki.

Folger durfte in Le Mans nur am Donnerstag jubeln

MotoGP-Deutschland dagegen durfte in Le Mans nur am Donnerstag jubeln. Als Jonas Folger bei Tech3 seinen ersten MotoGP-Vertrag unterschrieb. Dass aber noch viel fehlt, um diesen Vertrag in Zukunft zu einer Erfolgsstory werden zu lassen, zeigte dann die Sturzorgie Folgers am Rennwochenende. So wird man kein MotoGP Star! Was Maverick Vinales spätestens seit dem Podest von Le Mans ist. Die Konsequenz mit der Vinales diesen Weg ging, ist vielleicht der entscheidende Unterschied.

Auch zu Stefan Bradl. Siehe Management: Stefan Bradl, mit Platz zehn einziger deutscher Lichtblick in Le Mans, hat immer noch keines! Vinales schon. Weil er weiß, dass man so etwas in der heutigen Zeit braucht. Deshalb hat Vinales auch einen sehr guten Suzuki-Werksvertrag und Stefan Bradl passierte der ganz schlechte Transferflop mit Forward. Der Spanier startet seitdem durch und der Bayer versucht immer noch die damals entstandenen Schäden zu reparieren.

Bessere Beratung, sprich Management, hätte Stefan Bradl wahrscheinlich vor diesem Karriereknick bewahren können. Manchmal muss ein Profi auch unbequeme Entscheidungen treffen. Wie Vinales, der auch in diesem Punkt ohne Kompromisse ans Werk geht. Tauscht gleich mal zu Saisonbeginn Aki Ajo gegen den Spanier Paco Sanchez aus, um für die anstehenden Verhandlungen besser gerüstet zu sein. Man könnte es auch gnadenlos nennen.

Wie 2012 als er in Malaysia seine Koffer packte und nach Hause flog. Der Grund: Sein damaliges Team arbeitete ihm nicht gut genug und wollte ihn auch noch mit Knebelverträgen erpressen. Vinales hatte damals, als er Freitagmorgen nach Hause flog, noch Titelchancen. Sehr konsequent! Solche Dinge zeigen seinen Charakter und seine Entschlossenheit. Das Resultat kann man jetzt im Jahr 2016 beobachten. Alle reden von Vinales, kaum einer von den Deutschen.

Was natürlich auch mit Glück und Pech zu tun hat. Sandro Cortese hat eher Letzteres. Nach einer Seuchensaison 2015 scheint es nahtlos so weiter zu gehen. Aber hätte man den Anriss des Kreuzbandes nach dem Sturz in Jerez nicht eher entdecken können? Der Test in Barcelona unter Schmerzen in der Woche nach dem Sturz war sicher nicht die perfekte Reha! Die Folgen: Der nächste Nuller. Ein Desaster, wenn man sich überlegt ,dass noch 2012 Cortese Weltmeister in der Moto3 wurde - und zwar verdient. Gegen Vinales im Übrigen!

Deutschlands Talente: Mehr rückwärts als vorwärts?

Dessen Entwicklung ist seitdem im Eiltempo vorwärts gegangen. Bei unseren deutschen Helden ist es eher rückwärtsgegangen, auch bei Marcel Schrötter. Das Talent ist da, aber der erhoffte Leistungssprung, nachdem er jetzt endlich in einem guten Team mit Topmaterial von Kalex startet, lässt noch auf sich warten. Und eine Aussage, vom plötzlichen Rennende überrascht worden zu sein, würde man von einem Vinales wohl nie zu hören bekommen.

Folger hatte ab Freitag in Le Mans nichts mehr zu lachen, Foto: Dynavolt Intact
Folger hatte ab Freitag in Le Mans nichts mehr zu lachen, Foto: Dynavolt Intact

Deshalb hoffen wir mal, dass das deutsche Flop-Wochenende des Jahres 2016, jenes von Le Mans war. Denn so darf es nicht weiter gehen, was auch für Philipp Öttl gilt. Wie bei den anderen genannten deutschen Fahrern, fehlt ja gar nicht viel! Aber eben Entscheidendes, sonst hätte der junge Öttl nicht wieder die Startphase verpennt. Vorne, wo auch er hin gehört , fährt es sich eben leichter. Hinten kann immer etwas passieren. Siehe Handgelenksbruch statt Punkte für die Nummer 65.

Talent haben unsere Burschen alle: Öttl, Folger, Schrötter, Cortese und Bradl sind tolle Rennfahrer und allesamt noch jung genug. Aber manchmal darf die letzte Konsequenz vermisst werden. Wofür eben der Karriereverlauf von Maverick Vinales ein gutes Vorbild ist: Einer, der augenscheinlich nie aufgibt. Würde er auch nach einem Pleiten-Wochenende nicht machen. Also Jungs, Kopf hoch! Le Mans war bitter, aber ist Geschichte. Auch der Podestplatz von Vinales. Und das Gute ist: Schlimmer als das Wochenende der Deutschen in Le Mans, kann es eigentlich kaum werden. Mit ein wenig Willenskraft, scheint in Mugello vielleicht ja auch wieder die Sonne für MotoGP-Deutschland. Einfach ein wenig bei Maverick Vinales abgucken. Der zeigt wie es geht.