Wir haben Anfang Mai und die Superbike-WM macht sich bereits zu ihrer sechsten Saisonstation 2016 auf die Reise. Der WSBK-Zirkus schlägt seine Zelte in Malaysia auf, wo der Sepang International Circuit unter die Räder genommen wird. Im Vorjahr verhinderte hier Chaz Davies mit seinem hart erkämpften Sieg in Lauf zwei die frühzeitige WM-Entscheidung pro Jonathan Rea. Soweit kommt es in diesem Jahr nicht. 2016 steht die Strecke wegen ihrer neuen Oberfläche im Fokus der Teams. Wie die Werksmannschaften und Markus Reiterberger das Wochenende angehen, darüber klärt euch Motorsport-Magazin.com auf.

Kawasaki vor Sepang: Hoffen auf besseres Wetter

Tom Sykes und Jonathan Rea zeigten der WSBK-Konkurrenz bisher meist das Heck, Foto: Kawasaki
Tom Sykes und Jonathan Rea zeigten der WSBK-Konkurrenz bisher meist das Heck, Foto: Kawasaki

Regen beeinträchtigte die Rennwochenenden in Assen und Imola zum Teil erheblich. Für Sepang hoffen Tom Sykes und Jonathan Rea daher auf die tropische Hitze Malaysias. Das wäre wichtig, um das Feintuning an der Ninja ZX-10R weiter voranzutreiben. "Ich mag es, bei Hitze zu arbeiten und die konstanten Temperaturen werden für alle besser sein. Dadurch sollte auch die Reifenwahl wesentlich besser vonstattengehen und wir können besser am Rennsetup arbeiten", so Jonathan Rea vor dem WSBK-Event in Malaysia. Mehr Arbeit am Rennsetup ist auch das, was sich Tom Sykes beim anstehenden Rennwochenende erhofft.

"Wir wissen, dass wir im Vergleich zum letzten Jahr an der Balance arbeiten und einen guten Kompromiss zwischen Speed und Konstanz hinkriegen müssen", weiß Sykes. Seine bisherigen Leistungen 2016 stecken etwas hinter denen von Rea zurück, was sich auch im WM-Stand bemerkbar macht. Sykes liegt zwar auf Platz drei, ihm fehlen aber schon 67 Punkte auf Rea. "Es ist kein Geheimnis, dass ich immer noch nicht in der Lage bin, mein volles Potenzial zu zeigen, aber das Gute daran ist, dass da noch mehr kommt", sieht Sykes die Sache positiv. In Malaysia soll erstmals das volle Potenzial offenbart werden.

Ducati vor Sepang: Aufwind aus Imola mitnehmen

Totale Dominanz: Chaz Davies in Imola, Foto: WSBK
Totale Dominanz: Chaz Davies in Imola, Foto: WSBK

Ducati war zuletzt in Imola auf der Siegerstraße unterwegs. Chaz Davies dominierte beim Heimspiel der Roten nach Belieben und holte die Pole-Position sowie in beiden Rennen den Sieg. Die gute Arbeit am Basis-Setup von Davies' Panigale R trug also erste Früchte. "Wir gehen mit einem guten Momentum nach Sepang. In den letzten Rennen haben wir ein sehr vielseitiges Setup gefunden, das auf vielen Strecken funktioniert. Deshalb kann ich näher am Limit fahren", erklärt Davies den jüngsten Aufschwung. Auch in Sepang lief es gut für ihn, letztes Jahr gewann er das zweite Rennen. Auch er freut sich auf das malaiische Klima: "Nachdem wir im Frühjahr in Europa unterwegs waren, ist es jetzt schön, jetzt wieder dort zu fahren, wo es heiß ist."

Auch Davide Giugliano gelang in Imola ein Schritt nach vorne bei der Arbeit am Basis-Setup: "Ich denke, wir haben da jetzt einige Eckpunkte festlegen können", ist der Italiener überzeugt. Für ihn geht es nun darum, an seiner Performance in der ersten Rennhälfte zu feilen. Seiner Ansicht nach hat er hier in Imola zu viel Zeit eingebüßt: "Wir haben zu Rennbeginn zu viel Zeit verloren, damit müssen wir uns jetzt auseinander setzen. Das kommt überraschend, denn in der Vergangenheit war es eher die zweite Rennhälfte, in der wir unsere Probleme hatten. Jetzt scheint es genau anders herum zu sein."

Honda vor Sepang: Vorfreude auf die großartige Strecke

Die Honda-Piloten steckten in Imola im Mittelfeld fest, Foto: Althea Racing
Die Honda-Piloten steckten in Imola im Mittelfeld fest, Foto: Althea Racing

Honda fiel in Imola ins Mittelfeld der Superbike-WM zurück. Das soll sich in Sepang wieder ändern. Nicky Hayden und Michael Van Der Mark freuen sich schon auf die abwechslungsreiche Strecke: "Ich kenne die Strecke gut. Sie ist lang, groß, weit, und hat von Allem ein bisschen was", so Hayden. Das große Thema für die Honda-Piloten vor dem Rennwochenende ist die Neuasphaltierung der Strecke, die über den Winter vorgenommen wurde: "Die Betreiber haben großartige Arbeit geleistet, indem sie im Zuge der Neuasphaltierung auch gleich einige Kurven neu gestaltet haben", merkt Van Der Mark im Hinblick auf die überarbeitete letzte Haarnadel an.

Offenbar waren die Änderung sogar notwendig, meint Van Der Mark: "Die alte Oberfläche war schon etwas zu wellig." Zuletzt in Imola lief es für beide Honda-Piloten nicht gut. Nach den überraschend guten ersten Rennen mit der in die Jahre gekommenen Fireblade blieb in Italien der siebte Platz durch Van Der Mark in Lauf eins das Höchste der Gefühle. Das soll sich wieder ändern: "Ich bin zuversichtlich, dass wir hier in die Spitzengruppe zurückkehren. Die Fireblade ging hier im letzten Jahr wirklich gut. Im Vergleich zu Imola ist das Streckenlayout ganz anders und unser Basis-Setup sollte hier auch gut funktionieren", versprüht Van Der Mark Optimismus.

Yamaha vor Sepang: Lowes als Einzelkämpfer

In Imola konnte Alex Lowes das vordere Mittelfeld hinter sich halten, Foto: Yamaha
In Imola konnte Alex Lowes das vordere Mittelfeld hinter sich halten, Foto: Yamaha

Yamaha wird in Sepang zum Ein-Mann-Team. Sylvain Guintoli muss nach seinem monumentalen Highsider im Imola-Qualifying mit gebrochenem Knöchel zuschauen. Die Suche nach einem vorübergehenden Ersatz war nicht von Erfolg gekrönt. Der Franzose unterzog sich weiteren Untersuchungen und Scans, die allesamt zu dem Ergebnis führten, dass er nicht fit für Sepang ist. Damit wird in Malaysia einzig Alex Lowes die Yamaha-Fahnen hochhalten. In Imola schaffte es Lowes zuletzt, mit Platz sechs in Lauf zwei sein bestes Saisonergebnis zu egalisieren.

In Malaysia soll es basierend auf den Erkenntnissen aus Imola noch weiter nach vorne gehen für Lowes: "Ich hoffe, wir können einige Erkenntnisse aus Imola umsetzen und der Spitze wieder einen Schritt näher kommen", so der Yamaha-Pilot. Doch für ihn kommt es in Malaysia auch darauf an, präzise unterwegs zu sein: "Die Strecke ist sehr breit. Man muss schon genau fahren, damit man keine 200 Extra-Meter in jeder Runde fährt. Und es gibt viele harte Bremszonen, das Motorrad muss also auch auf der Bremse gut arbeiten", meint Lowes.

Reiterberger vor Sepang: Turnaround beim Debüt schaffen

Markus Reiterberger fiel in Imola hinter seine Verfolger zurück, Foto: Althea Racing
Markus Reiterberger fiel in Imola hinter seine Verfolger zurück, Foto: Althea Racing

Für Markus Reiterberger lief es zuletzt in Aragon, Assen und Imola relativ bescheiden. Die beste Platzierung aus diesen sechs Rennen bildete Rang sieben beim ersten Lauf in Holland. In allen anderen Rennen schied Reiterberger entweder aus oder erreichte nur knapp die Punkte. Das soll sich in Malaysia wieder ändern. "Ich freue mich schon auf Sepang und bin gespannt, da ich noch nie in Malaysia war", reibt sich Reiterberger schon die Hände. Natürlich hat der Deutsche die Strecke aber schon studiert: "Ich kenne die Strecke nur von den Rennen, die ich geschaut habe und von der PlayStation."

Was Reiterberger dabei aber gesehen hat, könnte ihm und seinem Fahrstil gefallen: "Die Strecke könnte mir liegen, mit den harten Bremszonen und den langen Geraden", meint Reiterberger. Damit soll ausgerechnet bei seinem Malaysia-Debüt die Talsohle der letzten drei Rennwochenenden überwunden werden. Reiterberger hofft zudem darauf, dass ihm das nötige Glück auch wieder einmal hold sein wird. In Imola hatte er ja mit verschiedenen Problemen zu kämpfen: "Ich hoffe, wir haben unsere Probleme auf der Bremse und mit den Vibrationen aus Imola lösen können."

Die Superbike-WM 2016 bisher

Kawasaki entpuppte sich bisher als nahezu unschlagbar, wurde in Imola aber schon zum zweiten Mal 2016 von Chaz Davies bezwungen. Sechs von zehn Rennen in der Saison 2016 gingen an die Grünen. In der teaminternen Sieg-Statistik steht es jedoch 5:1 für Weltmeister Jonathan Rea gegen Tom Sykes. Davies konnte neben Imola auch auf seiner Lieblingsstrecke in Aragon Kawasaki in die Suppe spucken und für Ducati jeweils zwei Siege einfahren. In der Gesamtwertung führt Weltmeister Rea recht deutlich mit 221:186 Punkten vor Davies. Sykes ist Dritter mit 154 Zählern, aus dem restlichen Feld hat lediglich Michael Van Der Mark schon mehr als 100 Punkte auf dem Konto.

Sepang: Strecke und Statistik

Der Sepang International Circuit wurde 1999 eröffnet und gilt als eines der Paradeprojekte aus der Tilkeschen Streckenschmiede. Die 5,5km lange Piste vereint alles, was eine gute Rennstrecke ausmacht: Schnelle und flüssige Passagen, lange Geraden, Mutkurven, harte Bremszonen in denen Ausbremsen möglich ist, Haarnadelkurven, Schikanen. Insgesamt verteilen sich 15 Kurven über das 5,5 Kilometer lange Asphaltband, wobei es zehn Mal rechts und fünf Mal links herum geht. Für dieses Jahr wurde der Asphalt erneuert und die letzte Haarnadel vor Start-Ziel modifiziert und enger gemacht.

Sepang tauchte erst 2014 erstmals im Kalender der Superbike-WM auf, seitdem wurden dort vier Rennen ausgetragen. Rekordsieger auf dieser Strecke ist Marco Melandri, der 2014 beide Rennen gewann. Im Vorjahr siegten Jonathan Rea in Lauf eins und Chaz Davies in Lauf zwei nach Kollision mit Rea in der allerletzten Kurve. In Malaysia selbst fuhr die WSBK aber auch schon früher ihre Rennen. Jeweils vier Läufe wurden in der Superbike-WM-Geschichte in Sepang, Shah Alam und Johor ausgetragen. Rekordsieger in Malaysia ist der Franzose Raymond Roche, Champion von 1990, mit drei Erfolgen.