Am Ende sah der zweite Platz für Valentino Rossi beim MotoGP-Rennen in Le Mans sicherer aus, als er in Wirklichkeit war. Vor allem in der Anfangsphase des Rennens hatte der Doktor mit starker Gegenwehr in der Verfolgergruppe zu kämpfen. Doch mit zunehmender Renndauer setzte sich die gute Pace von Rossi durch und so konnte er in der zweiten Rennhälfte sorgenfrei zum zweiten Platz fahren. Nach hinten klaffte eine große Lücke, nach vorne zu Sieger Jorge Lorenzo aber auch.

Le Mans: Rossi beißt sich durch

Der siebte Startplatz stellte sich für Rossi zunächst als große Bürde heraus. Am Start konnte er nichts gut machen und wurde stattdessen in die hart geführten Duelle der Verfolgergruppe verwickelt. Noch in der ersten Runde versuchte Rossi, an Pol Espargaro vorbeizugehen. Der wehrte sich aber mit Händen und Füßen dagegen. Die Folge: Rossi musste zunächst Aleix Espargaro und Bradley Smith passieren lassen! Erst zu Beginn der dritten Runde setzte sich Rossi an die Spitze der Verfolgergruppe und machte sich danach auf die Jagd nach den Top-4, denn Jorge Lorenzo, Marc Marquez, Andrea Iannone und Andrea Dovizioso konnten schon eine Lücke reißen.

"Mein Start war nicht gut, aber zum Glück habe ich nicht viel verloren. Ich konnte von der zweiten Gruppe wegfahren, aber die Situation war schwierig", erklärte Rossi nach dem Rennen. "Wegen der höhreren Temperaturen war es heute schwieriger. Ich habe versucht konzentriert zu bleiben, das Bike war gut balanciert", lobte er seine Crew. Offenbar hat man über Nacht weitere Verbesserungen an der Yamaha gefunden. Somit konnte Rossi erfolgreich Jagd auf Dovizioso und Marquez machen und mit beiden um den zweiten Platz kämpfen, während Iannone sich per Crash aus dem Rennen verabschiedete.

Rossi profitiert von Marquez' und Doviziosos Fehler

Gegen Halbzeit des Rennens schließlich hat Rossi die Beiden eingeholt. Er sah sich die Situation nicht allzu lange von hinten an, sondern attackierte zunächst sofort Marquez erfolgreich und ging wenig später auch an Dovizioso vorbei auf Position zwei. Die richtige Entscheidung, wie sich wenig später durch den Synchron-Sturz von Dovizioso und Marquez in Turn 7 zeigen sollte. "Ich habe in den ersten Runden viel gepusht um an Marc und Dovi ranzukommen, und dann nochmal drei, vier Runden gepusht als ich vorbei war", schilderte Rossi seine Taktik. "Ich fuhr ein paar gute Runden, aber dann haben sie einen Fehler gemacht. Danach konnte ich etwas entspannen", so der Doktor.

In der zweiten Rennhälfte lag damit Maverick Vinales hinter Rossi, doch der Suzuki-Pilot lag schon zu weit zurück, um Rossi noch ernsthaft zu gefährden. "Als ich gesehen habe, dass Maverick mehr als vier Sekunden weg war, konnte ich es etwas entspannter angehen", so Rossi. Die Lücke nach hinten verwaltete er schließlich bis ins Ziel: "Aber man kann nicht langsam fahren weil man sonst die Konzentration verliert. Ich habe versucht. eine gute Pace zu gehen ohne Risiko, um den Abstand gleich zu halten."

Rossi pushte und erzwang damit den Synchronsturz von Marquez und Dovizioso, Foto: Yamaha
Rossi pushte und erzwang damit den Synchronsturz von Marquez und Dovizioso, Foto: Yamaha

Damit war Platz zwei in trockenen Tüchern und Rossi nach dem Rennen entsprechend begeistert: "Wenn man aus der dritten Reihe startet und dann auf das Podium fährt ist das immer gut! Diese 20 Punkte sind wichtig für die WM. Wir konnten die Lücke zur Spitze schließen, da sie von Marc zu Lorenzo gewechselt hat." Rossi ist also wieder obenauf und in zwei Wochen geht es weiter zum Heimspiel in die Toskana nach Mugello. "Mugello ist fantastisch, ich liebe die Strecke und die Atmosphäre. Das Heimrennen ist immer etwas besonderes", kann es Rossi kaum abwarten. In Mugello soll Lorenzo dann wieder bezwungen werden.