Jedes MotoGP-Rennen beantwortet viele Fragen. Doch an einem Rennwochenende gibt es nichts Schöneres, als eben diese Fragen schon im Vorfeld auszuformulieren. Diese Brennpunkte beschäftigen die MotoGP-Fans beim Rennen in Le Mans:

Wie verhalten sich die WM-Rivalen?

Drei verschiedene Leute könnten Le Mans als WM-Führender verlassen: Marc Marquez, Jorge Lorenzo oder Valentino Rossi. "In dieser Saison ist es entscheidend, in jedem Rennen dein Maximum an Punkten sicher nach Hause zu fahren", ist sich Titelverteidiger Lorenzo sicher. Ein Kunststück, dass ihm und seinem Teamkollegen Rossi in den ersten vier Rennen schon je einmal nicht gelang. Lorenzo stürzte in Argentinien, Rossi eine Woche später in Austin. Daher ist es Marquez, der in der WM voran liegt, obwohl die Yamaha 2016 eigentlich das stärkere Motorrad ist. Der Honda-Fahrer gab zuletzt zu, dass er aktuell an der Spitze nicht auf Teufel komm raus attackiert. Um eben ohne zu große Risiken die bestmögliche Punkteausbeute aus seinen Chancen zu holen. Lorenzo und Rossi müssen da wohl schon etwas mehr riskieren, denn auf die WM-Führung fehlen ihnen 17 bzw. 24 Punkte.

Was macht Dani Pedrosa?

Schlechtester Saisonstart seiner Karriere (verletzungsbereinigt) und handfeste Wechselgerüchte! Eigentlich krähte in dieser Saison noch kein Hahn nach Pedrosa, der in dieser Saison noch im Stallduell 0:4 hinten liegt. Sportlich hat der 30-Jährige aufgrund der Michelin-Reifen und seines geringen Gewichts echte Probleme. Dafür dürfte es am Verhandlungstisch umso besser laufen: Glaubt man dem Paddock-Geflüster, steht ein Wechsel zu Yamaha im Raum. Rossi und Pedrosa in einem Team? Das wäre ein Erfahrungsschatz von rund 600 Rennen. Das wäre aber auch ein Durchschnittsalter von 33,5 Jahren. Oder ist am Ende alles nur ein Bluff von Pedrosa (um seinen Preis bei Honda trotz sportlicher Talsohle in die Höhe zu treiben) oder Yamaha (um Maverick Vinales zu einer raschen Entscheidung zu zwingen)?

Andrea Iannone steht bei Ducati in der Bringschuld, Foto: Milagro
Andrea Iannone steht bei Ducati in der Bringschuld, Foto: Milagro

Kommt Ducati wieder in Fahrt?

Zuletzt in Jerez sah es für Ducati düster aus und in der WM-Wertung liegen mit Hector Barbera und Eugene Laverty zwei Fahrer von Kundenteams vor den Factory-Piloten Andrea Iannone und Andrea Dovizioso. In Jerez hatten Ducati am meisten mit den rutschenden und durchdrehenden Hinterreifen zu kämpfen - eine Mischung aus zu viel Power und schlechtem Asphalt. Für Ducati leider keine guten Nachrichten: Auch in Le Mans gibt es kaum Geraden, dafür aber sehr viele harte Bremspunkte und entsprechende Beschleunigungszonen im Anschluss. Im Vorjahr gab es Rang drei durch Dovizioso, doch auch in Jerez war Ducati 2015 deutlich näher am Podium dran als 2016.

Startet Jonas Folger durch?

Drei Rennen in Folge in den Top-5 - das gelang Jonas Folger zuletzt 2013 in der Moto3. Wäre er beim Auftakt in Katar nicht gestürzt, sondern hätte er seine Führung ins Ziel gebracht, wäre Folger sogar WM-Führender. Hätte, wäre, wenn - all das zählt in der beinharten Motorrad-WM natürlich nicht. Dennoch könnte der Mai und Juni die Zeit von Folger werden. Hält er seine aktuelle Form und beweist auch am Verhandlungstisch Geschick, sind eine Attacke auf die WM-Führung und ein MotoGP-Aufstieg in den kommenden Wochen machbar. Das bedeutet aber auch, dass Fehler wie in Katar verbotener denn je sind.