MotoGP und Jerez - das gehört einfach zusammen. 2017 feiert die Motorrad-WM ihr 30-jähriges Jubiläum auf der Traditionsrennstrecke in Andalusien. In diesem Zeitraum ist viel passiert. Zum Jubiläum blickt Motorsport-Magazin.com zurück und präsentiert euch die wichtigsten Momente der letzten 30 Ausgaben des Spanien-GP.

Jerez: Die legendärsten MotoGP-Rennen

1996: Alex Crivillé führt den spanischen Grand Prix lange Zeit an und darf sich berechtigte Hoffnungen auf seinen ersten Heimsieg in der 500ccm-Klasse machen. Im Kampf um den Sieg muss er einzig Mick Doohan fürchten. Zwar hielten Tadayuki Okada in den ersten beiden Renndritteln und Luca Cadalora bis kurz vor Schluss mit dem Spitzenduo mit, am Ende läuft es aber auf einen Kampf Doohan vs. Crivillé um den Sieg heraus. Crivillé geht als Führender in die letzte Runde. Beim Einbiegen in die Stadionsektion ist die Strecke schon von den Fans gestürmt. So macht Doohan auch die letzten Meter auf Crivillé gut. In der letzten Kurve dann die Kollision - Doohan gewinnt, Crivillé muss nach Highsider aufgeben.

2005: Valentino Rossi kommt als erster Yamaha-Champion seit zwölf Jahren zum Auftakt nach Jerez, doch an diesem Wochenende entpuppt sich Dauer-Rivale Sete Gibernau als der Stärkere. Das Rennen führt Gibernau vom Start weg an, Rossi, Nicky Hayden und anfangs auch Marco Melandri kämpfen um den Anschluss. Einzig Rossi bleibt aber bis zum Ende dran an Gibernau. In der vorletzten Runde geht Rossi zum ersten Mal an Gibernau vorbei und setzt sich leicht ab. Doch ein Verbremser in der letzten Runde spült Gibernau wieder vor auf Eins. Die letzte Kurve muss wieder für die Entscheidung herhalten - und Rossi geht als Sieger hervor.

2011: In einem verrückten Regenrennen übernimmt Marco Simoncelli nach einigen Runden die Führung, während Rossi sich durchs Feld nach vorne kämpft und den Anschluss an das Spitzentrio geschafft hat. Rossi versucht es gegen Stoner aber zu forsch. Die Folge: Beide gehen in Kurve eins zu Boden. Während Rossi weiterfahren kann muss Stoner aufgeben. Vorne fährt nun Simoncelli Jorge Lorenzo davon, muss aber seinerseits nach einem Highsider in Kurve eins aufgeben. Jetzt kontrolliert Lorenzo vorne das Rennen bis ins Ziel und gewinnt sicher vor Pedrosa. Ein spanischer Doppelsieg also, doch Pedrosa profitiert von einem Crash von Ben Spies, der ihn kurz zuvor noch überholt hat.

Jerez: Die Kollisionen in der letzten Kurve

Die Rennen 1996 und 2005 wurden weiter oben schon erwähnt, doch es gab noch mehr Rennen, in denen die berühmt-berüchtigte letzte Kurve des Circuito de Jerez für eine Rennentscheidung herhalten musste. Turn 13, die Jorge-Lorenzo-Kurve, ein magischer Ort, an dem Helden geboren werden.

2008: Drei Fahrer kämpften 2008 bis zum letzten Meter um Platz fünf: Andrea Dovizioso, Loris Capirossi und James Toseland. Toseland hatte die Pole-Position in diesem Kampf inne, doch Dovizioso versuchte es mit einem optimistischen Manöver und ging weit. Toseland schlüpfte wieder durch, doch innen war schon Capirossi, der die Kurve optimal anfuhr und vom Zweikampf vor ihm profitierte. Capirossi holte damit Platz fünf vor Toseland. Dovizioso wurde am Ausgang abgedrängt fiel noch bis auf Platz acht zurück, da er auch von John Hopkins noch ausbeschleunigt wurde.

2010: Dani Pedrosa führt das Rennen vom Start weg an, doch in der Schlussphase wird er immer langsamer, während Jorge Lorenzo immer mehr Fahrt aufnimmt. Zwischenzeitlich fast vier Sekunden zurück, hat Lorenzo aber in der vorletzten Runde endgültig den Anschluss an die Honda geschafft. Lorenzo fackelt nicht lange und greift in der Dry-Sac-Haarnadel an - Pedrosa kann die Führung behaupten, doch am Kurvenausgang berühren sich beide. In der letzten Kurve probiert es Lorenzo noch einmal - und wieder kommt es zur Kollision. In der letzten Runde macht ein wütender Lorenzo aber die Sache klar.

Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo kollidierten 2010 in der letzten Kurve, Foto: Milagro
Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo kollidierten 2010 in der letzten Kurve, Foto: Milagro

2013: Die Probleme von 2010 hatte Pedrosa 2013 nicht. Ihm gelingt abermals die Flucht nach vorn, aber dieses Mal kann er seinen Vorsprung auch bis ins Ziel verwalten. Lorenzo und Marc Marquez kämpfen aber bis zum bitteren Ende um Platz zwei. Für die Entscheidung muss die allerletzte Kurve herhalten, die kurioserweise wenige Tage vor dem Rennen noch nach Jorge Lorenzo benannt wurde. Lorenzo liegt einige Meter vor Marquez, doch der bremst jenseits von Gut und Böse an und rammt Lorenzo in die Auslaufzone. Marquez holt sich Platz zwei und ein saurer Lorenzo verweigert ihm im Anschluss den Handschlag.

Jerez: Die größten Kuriositäten

1988: In der MotoGP-Historie von Jerez stellt 1988 ein besonderes Jahr dar. In den 30 Ausgaben seit der Premiere der Motorrad-WM 1987 ist dies das einzige Mal, dass die Europa-Saison nicht dort beginnt. Eine Woche zuvor fand der spanische Grand Prix in Jarama statt. Damit wurde gleich die zweite Kuriosität dieses Jahres erwähnt. 1988 war nämlich auch das einzige Jahr, in dem in Jerez nicht der spanische, sondern der portugiesische Grand Prix abgehalten wurde.

1999: Der Jerez-GP 1999 bleibt aus tragischen Gründen in Erinnerung. Er markiert das abrupte Ende einer großen Karriere. Mick Doohan steigt am Freitag im ersten Qualifying am Eingang von Turn 4 unsanft von seiner Repsol-Honda ab. Tempo an dieser Stelle: knappe 180 Stundenkilometer. Doohan brach sich dabei das rechte Bein, das linke Handgelenk, das rechte Schlüsselbein und zog sich noch dazu eine Muskelverletzung am Rücken zu. Das war für seinen Körper zu viel des Guten. Doohan musste nach fünf Titeln in Folge nicht nur seine Titelhoffnungen für 1999 begraben, sondern seine aktive Karriere beenden.

Vor der Siegerehrung 2008 mussten Pedrosa und Lorenzo vom König zum Handschlag gezwungen werden, Foto: Sutton
Vor der Siegerehrung 2008 mussten Pedrosa und Lorenzo vom König zum Handschlag gezwungen werden, Foto: Sutton

2008: Zwischen Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo herrschte Eiseskälte. Wie groß die Rivalität zwischen diesen Beiden wirklich war, zeigte sich unmittelbar vor der Siegerehrung. Pedrosa und Lorenzo würdigten sich keines Blickes und mussten vom spanischen König Juan Carlos zum Handschlag gezwungen werden! Eine einmalige Szene, die es nie zuvor gegeben hat und seitdem auch nie mehr wieder gab. Eine weitere Kuriosität 2008: Valentino Rossi fuhr auf Platz zwei, nahm aber schon eine Runde vor dem Ende Gas weg, um diese Position zu feiern. Der Doktor bemerkt seinen Fauxpas gerade noch und hält sich auch in der Schlussrunde noch vor Lorenzo.

Jerez: Die denkwürdigsten Siegesfeiern

1999/2009: Wenn einer für witzige Siegesfeiern bekannt ist, dann wohl einer: Valentino Rossi. Einen seiner Gags präsentierte er in Jerez gar zwei Mal. 1999 gewann er das Rennen in der 250ccm-Klasse mit vier Sekunden Vorsprung auf Tohru Ukawa, 2009 holte er den Sieg in der MotoGP-Klasse vor Dani Pedrosa. Beide Male hielt Rossi auf der Ehrenrunde an, um zu einem eigens aufgestellten Dixie-Klo zu laufen und dort sein Geschäft zu verrichten. Die Message: Ich war nur deshalb so schnell, weil ich ein dringendes Bedürfnis hatte!

2007: Nach dem Saisonauftakt in Katar, als Rossi gegen Casey Stoner und die haushoch überlegene Power seiner Ducati chancenlos war, ging es 2007 nach Jerez und damit auf eine kleine, enge Strecke, die der lahmen Yamaha und Rossi wieder mehr entgegen kommt. Prompt holte sich Rossi den Sieg vor Dani Pedrosa und Colin Edwards, während Stoner als Fünfter über die Ziellinie fuhr. Sieg und schnellste Runde - Rossi hat alles abgeräumt, entsprechend fiel seine Siegesfeier aus: Rossi spielt Bowling mit neun menschlichen Pins, die der Reihe nach fallen - Alle Neune für den Doktor!

Alle Neune! Rossis Siegesfeier 2007, Foto: Yamaha
Alle Neune! Rossis Siegesfeier 2007, Foto: Yamaha

2010: Doch nicht nur Rossi weiß Siege in Jerez zu zelebrieren, sondern auch Jorge Lorenzo. Lorenzo schaffte es 2010, den spanischen Grand Prix zu gewinnen. Dabei rang er in der Schlussphase zunächst Rossi und danach Pedrosa nach zweimaliger Kollision in der vorletzten Runde nieder. Vollgepackt mit Emotionen und Adrenalin ließ sich Lorenzo nach dem Rennen zu einem Sprung in den Teich in der Stadionsektion hinreißen. Dabei sog sich seine Lederkombi derart mit Wasser voll, dass Lorenzo fast nicht mehr herausgekommen wäre. Mit Hilfe der Marshalls und Fans schaffte es Lorenzo aber.

Jerez: Die Siege der Spanier

Die frenetischen spanischen Fans mussten lange warten, ehe einer der Ihren einen Jerez-GP in der Königsklasse für sich entscheiden konnte. 1995 war es soweit, als Alberto Puig beim Heimspiel seinen einzigen Sieg in der 500ccm-Klasse bejubeln durfte. Nachdem er 1996 auf bittere Art und Weise den Sieg noch in der letzten Runde verlor, schlug Alex Crivillé zurück und triumphierte zwischen 1997 und 1999 drei Mal hintereinander. 2004 gewann Sete Gibernau den spanischen Grand Prix in einem chaotischen Regenrennen nach Duell gegen Max Biaggi. Von den aktiven Spaniern in der MotoGP konnten drei Piloten den Jerez-GP in der Königsklasse gewinnen: Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo und Marc Marquez.

Pedrosa fuhr 2006 in Jerez bei seinem MotoGP-Debüt direkt als Zweiter hinter Loris Capirossi auf das Podest, 2008 folgte der erste Sieg in dominanter Manier. Auch 2013 entschied er den Spanien-GP für sich. Marquez kann in seiner WM-Karriere bisher auf einen einzigen Sieg in Jerez zurückblicken. Dieser gelang ihm 2014 in der MotoGP-Klasse. Lorenzo gewann 2010, 2011 und 2015 den Spanien-GP. Unvergessen dabei sein erster MotoGP-Erfolg. Lorenzo kollidierte nach unglaublicher Aufholjagd zwei Mal mit Pedrosa in der vorletzten Runde. Nach dem Rennen feierte er per Sprung in den Teich im Inneren des Stadionbereichs.

Jetzt seid ihr gefragt, liebe MSM-User!

Wenn ihr den Namen Jerez hört: Welcher Moment kommt euch denn sofort in den Sinn? Was sind eure liebsten, oder auch eure schlechtesten Erinnerungen an die bisher 30 Rennen, die die Motorrad-WM in Jerez absolvierte? Lasst uns daran teilhaben und kommentiert fleißig mit euren Top-Momenten!