Yamaha wandelt 2015 bislang auf fast schon in Vergessenheit geratenem Terrain: Das Team um die Superstars Valentino Rossi und Jorge Lorenzo führt die WM-Wertung knapp vor Ducati und deutlich vor Dauer-Rivale Repsol Honda an, geht nach zwei Siegen in drei Rennen als Team der Stunde in den Europaauftakt im spanischen Jerez de la Frontera.

Während Lorenzo nach zwei vierten und einem fünften Rang in Übersee jedoch noch nach seiner Bestform sucht, erlebt Rossi im zarten Alter von 36 Jahren derzeit seinen x-ten Frühling. Vor allem der Triumph in Argentinien im beinharten Duell mit Doppel-Weltmeister Marc Marquez machte einmal mehr deutlich: Der Doktor drängt 2015 mit aller Macht auf seinen zehnten Titel in der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Nach sechs Jahren Wartezeit: Rossi will siebten Jerez-Streich

Dass eine gute Form in Übersee nicht immer auch automatisch mit Erfolg in Europa verbunden ist, hat die Historie jedoch bereits des Öfteren eindrucksvoll bewiesen. Im 'Honda-Land' Jerez schienen Yamaha jüngst immer die letzten Prozentpunkte auf den ärgsten Widersacher zu fehlen, was sich durch den erneuten Ausfall von Dani Pedrosa sowie den Fingerbruch von Marquez nun jedoch geändert haben könnte.

2009 triumphierte Rossi letztmalig in Jerez - ebenfalls auf Yamaha, Foto: Ronny Lekl
2009 triumphierte Rossi letztmalig in Jerez - ebenfalls auf Yamaha, Foto: Ronny Lekl

Nach Jerez-Triumphen in den Jahren 2001, 2002, 2003, 2005, 2007 und 2009 will Rossi nach sechs Jahren Wartezeit seinen siebten Sieg in der Heimat des Sherry einfahren, und so seine WM-Führung von derzeit sechs Punkten auf Ducatis Andrea Dovizioso weiter ausbauen. "Unser Saisonstart verlief bislang unglaublich, denn wir haben starke Resultate auf Strecken eingefahren, die uns nicht unbedingt liegen. Jerez hingegen mag ich sehr, und ich werde natürlich alles daran setzen, auch hier triumphieren zu können."

Trotz Honda-Stärken: Yamaha obenauf?

Dass das Unterfangen 2015 weitaus realistischer sein könnte als in den Vorjahren, ist Rossi durchaus bewusst: "Die YZR-M1 hat sich bislang auf allen Strecken sehr gut angefühlt und wie auch in Argentinien wird hier der reifenverschleiß ein große Rolle spielen. Dass wir auch zu Beginn des Rennens mit der härtesten Mischung gut mithalten konnten, gibt uns Selbstvertrauen. Honda hat hier klar seine Stärken auf der Bremse, aber es gibt auch einige schnelle und flüssige Kurven, die uns sehr gut in die Karten spielen sollten. Das Team und ich sind bereit."

Nach einigem Pech in den ersten drei Rennen will auch Lorenzo in Jerez sein ganzes Potential endlich abrufen. In Katar kostete den zweifachen MotoGP-Weltmeister verrutschtes Helmfutter die Chance auf den Sieg, ehe er in Austin von Krankheit geplagt war und nur durch die Einnahme starker Antibiotika annähernd am Limit agieren konnte. In Argentinien verzockte sich Lorenzo mit seiner Crew dann bei der Reifenwahl.

Jorge Lorenzo will in jerez erstmals 2015 als Erster die Ziellinie überfahren, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo will in jerez erstmals 2015 als Erster die Ziellinie überfahren, Foto: Yamaha

Nach Siegen in den Jahren 2010 und 2011 will der Spanier beim ersten 'Heimspiel' der Saison mindestens seine längste Negativserie von vier Rennen ohne Podestplatzierung beenden: "Es ist kein Geheimnis, dass die Rennen bislang alles andere als nach Plan für mich verliefen. Ich habe letzte Woche nun noch einmal intensiv trainiert und werde in absoluter Bestform zum Euroauftakt erscheinen. Es ist für uns an der Zeit, das Ruder endlich herumzureißen."

Lorenzo weiß um die einmal mehr große Herausforderung, die ihn in der immer größeren und stärkeren Spitzengruppe der MotoGP erwartet. "Selbst ein perfektes Rennen garantiert dir noch keinen Sieg, aber wir werden alles dafür geben, bei diesem schwierigen aber auch aufregenden Rennen vor der Konkurrenz zu landen. Die Atmosphäre in Jerez ist immer gigantisch und mit der unheimlichen Unterstützung unserer Landsleute im Rücken sind alle spanischen Piloten immer extra angestachelt. Wir sind bereit für einen großen Kampf."