Den Auftakt in das Argentinien-Wochenende der MotoGP hatte sich Jorge Lorenzo wohl ganz anders vorgestellt. Er beendete den Freitag nach zwei Trainingssessions nur auf dem enttäuschenden 14. Rang der kombinierten Zeitenliste. In seinem letzten Umlauf, mit dem sich Lorenzo noch in die Top-Ten retten wollte und so auch im Falle eines verregneten dritten Trainings den direkten Einzug in Q2 sicher stellen wollte, unterlief ihm ein schwerer Fehler. Er kam im Kurvengeschlängel des letzten Sektors von der Strecke ab und musste seine Runde abbrechen.

Es war aber bei weitem nicht der einzige Fehler des sonst so kontrollierten und konstanten Weltmeisters von 2015. Er rutschte mit seiner Yamaha wild über die Strecke, vom scheinbar auf Schienen fahrenden Lorenzo war nichts zu sehen. Der Yamaha-Star kam mit den komplizierten Verhältnissen in Termas de Rio Hondo überhaupt nicht zurecht. Den Fahrern machten am Freitag nämlich gleich mehrere Faktoren das Leben schwer.

Lorenzo war am Freitag nie konkurrenzfähig, Foto: Yamaha
Lorenzo war am Freitag nie konkurrenzfähig, Foto: Yamaha

Schmutz, Hitze und Wellen setzen Lorenzo zu

Zum einen war da die dicke Schmutzschicht, die sich auf der Streckenoberfläche gebildet hatte. Der Kurs in Termas de Rio Hondo wird nicht besonders intensiv genutzt, das letzte Rennen vor der Ankunft der MotoGP an diesem Wochenende war ein Tourenwagen-Event im Dezember. In über drei Monaten konnte sich natürlich eine Menge Dreck ansammeln, der von den MotoGP-Maschinen sogar sichtbar aufgewirbelt wurde. Hinzu kam, dass sich auf der Strecke im Laufe des letzten Jahres anscheinend auch noch einige Wellen gebildet hatten, was für zusätzliche Unruhe sorgte.

Als Draufgabe mussten sich die Piloten dann noch mit Asphalttemperaturen von weit über 50 Grad herumschlagen, was für den Grip der Michelin-Reifen nicht unbedingt förderlich war, gerieten sie doch mit Oberflächentemperaturen von bis zu 150 Grad weit aus dem idealen Arbeitsfenster von etwa 100 bis 120 Grad. "Die Strecke ist in einem viel schlechteren Zustand als letztes Jahr", konstatiert Lorenzo. "Warum weiß ich auch nicht. Es gibt jetzt auf jeden Fall deutlich mehr Bodenwellen und wir haben viel weniger Grip."

Lorenzo strauchelt mehr als Gegner

Lorenzo schien aber einer der Piloten zu sein, die bei diesen Verhältnissen die größten Probleme hatten. Schon im ersten Training am Vormittag wurde er nur Zwölfter. "Es ist genau gleich wie vergangenes Jahr. Die Rundenzeiten sind wegen den schlechten Streckenbedingungen sehr langsam. Im Vorjahr war ich 20., jetzt bin ich ein wenig weiter vorne. Das ist aber nicht von Bedeutung. Am Nachmittag wird die Strecke sauberer sein und die Sache wird anders aussehen", zeigte sich der Sieger des Saisonauftakts in Katar da noch gelassen.

In Katar lief für Lorenzo noch alles nach Plan, Foto: Milagro
In Katar lief für Lorenzo noch alles nach Plan, Foto: Milagro

Die Prognose Lorenzos für das zweite Freie Trainings traf aber nur bedingt ein. Ja, die Strecke wurde durch die Sessions von Moto2 und Moto3 in der Zwischenzeit weiter gesäubert, in der Zeitenliste nach vorne brachte ihn das aber nicht. Ganz im Gegenteil, Lorenzo rutschte um weitere zwei Plätze auf Position 14 ab. Da gehörte seine Gelassenheit dann der Vergangenheit an. Wutentbrannt stürmte Lorenzo nach Trainingsende aus der Box und verzichtete sogar auf die Nachbesprechung mit seiner Crew. "Unsere Gegner scheinen mit den Verhältnissen besser zurechtzukommen, deshalb müssen wir nun überlegen, wie wir mit unserem Motorrad auch schneller werden können", sah er dann doch einen Grund, sich mit seinem Team zu unterhalten.

Regnet es am Samstag im dritten Training - die Wahrscheinlichkeit wird aktuell mit rund 50 Prozent beziffert - muss Lorenzo nach Platz 14 am Freitag den Umweg über Q1 gehen, um noch den Sprung in das für die ersten vier Startreihen entscheidende Q2 schaffen. "Hoffentlich regnet es nicht", richtet Lorenzo bereits erste Wünsche an den Wettergott. Der war ihm im Vorjahr ja oft nicht gut gesonnen.