Kein dritter Sieg von Marc Marquez in Folge, kein spektakulärer Dreikampf der drei Schwergewichte: Der Tschechien GP vor 138.700 Zuschauern war eine überraschende Prozession mit einem Start-Ziel-Sieg von Jorge Lorenzo, der am Ende mit 4,462 Sekunden Vorsprung vor Marc Marquez gewann. Valentino Rossi verlor schon beim Start alle Hoffnungen, mit den beiden Spaniern kämpfen zu können, hatte aber auch nie den nötigen Speed und wurde Dritter. Damit herrscht nun Punktgleichstand, Lorenzo führt aber aufgrund der höheren Zahl der Siege die WM an. Stefan Bradl wurde in der letzten Runde vom Teamkollegen abgefangen und 14.

Der Start brachte bei 27 Grad Luft und 40 Grad Streckentemperatur einen mächtigen Rückschlag für Rossi mit sich: Während Lorenzo und Marquez ihre Plätze verteidigten, fiel der Italiener auf Platz fünf hinter Dovizioso und Smith zurück. Die Tech-3-Yamaha holte er sich schnell zurück, doch hinter Dovizioso blieb er hängen. Bis er nach zwei Runden da einmal vorbei gewesen ist, hatte er bereits fast drei Sekunden Rückstand auf Marquez, der den Anschluss zu Lorenzo zunächst halten konnte.

Ein grandioser Kämpfer: Dani Pedrosa trotzte allen Schmerzen und wurde Fünfter, Foto: Tobias Linke
Ein grandioser Kämpfer: Dani Pedrosa trotzte allen Schmerzen und wurde Fünfter, Foto: Tobias Linke

Auch nach dem Überholmanöver war Rossi, der mit zwei harten Reifen einen anderen Weg einschlug als Lorenzo (Medium vorne und hinten) und Marquez (Medium vorne, Hart hinten), deutlich langsamer als die beiden Spitzenreiter und hatte sogar Mühe, sich von den beiden Ducatis abzusetzen. Marquez fuhr unterdessen dieselbe Taktik wie in Indianapolis: Er folgte Lorenzo wie ein Schatten, ohne ihn aber in einen Kampf zu verwickeln. Was in Indy noch funktionierte, ging diesmal schief: Lorenzo gab schon im zweiten Renndrittel Vollgas und setzte sich ab. Bereits nach zehn Runden waren die ersten drei Plätze bezogen.

Großer Kampf von Dani Pedrosa

Hinter den drei Großen duellierten sich die beiden Ducati-Piloten: Dovizioso hatte den besseren Start, doch im Zuge des Zweikampfs mit Rossi kam Iannone wieder heran. Und der fackelte nicht lange, seinem älteren Landsmann die nächste psychologische Niederlage beizubringen: Er überholte ihn mitten im engen Komplex vor der Naturtribüne. Dahinter kämpfte Dani Pedrosa wie ein Gladiator: Unter Schmerzen überholte er zunächst Maverick Vinales und nistete sich auf Rang sechs ein, die Ducatis immer im Blick.

Damit aber nicht genug: Je länger das Rennen dauerte, umso besser kam der dreifache Weltmeister der kleineren Klassen zurecht: Er begann, Andrea Dovizioso zu attackieren. Dabei rutschte er beinahe in der letzten Kurve drei Runden vor Schluss bei einem Verbremser weg, doch Pedrosa war binnen einer Runde wieder dran. Er und Dovizioso lieferten sich einen atemberaubenden Kampf in den letzten zwei Runden und der Spanier konnte sich nach mehreren Überholmanövern und Kontern noch den fünften Platz sichern.

Zwei Punkte: Stefan Bradl musste sich erst kurz vor Schluss Alvaro Bautista beugen, Foto: Aprilia
Zwei Punkte: Stefan Bradl musste sich erst kurz vor Schluss Alvaro Bautista beugen, Foto: Aprilia

Die Top-10 komplettierten die beiden Tech-3-Yamahas Bradley Smith und Pol Espargaro, sein Bruder Aleix auf der Suzuki und Danilo Petrucci auf der Pramac-Ducati. Stefan Bradl lag lange Zeit vor Teamkollegen Alvaro Bautista, musste sich aber kurz vor Schluss geschlagen geben und wurde 14, zwei Zehntel hinter seinem Teamkollegen.

Die Ausfallliste von nur vier Fahrern wurde von Alex de Angelis eröffnet, wenig später erwischte es Eugene Laverty mit einem spektakulären Highsider ausgangs der langgezogenen ersten Kurve. Lange Zeit blieben alle Fahrer sitzen, erst acht Runden vor Schluss waren die nächsten Piloten dran: Cal Crutchlow warf seine LCR-Honda in den Kies, nur eine Runde später rutschte Maverick Vinales in derselben Kurve auf Platz neun liegend aus. Bis dahin hatte er seinen Teamkollegen Aleix Espargaro im Griff gehabt.

Die Reaktionen

Jorge Lorenzo: "Das Wetter ist seit dem Warm Up wieder wärmer geworden; heute Morgen gab es noch mehr Wolken, ich wusste nicht so recht, was mit dem Medium über die Distanz passieren wird. Ich habe mich darauf aber einfach wohler gefühlt - ich konnte die Lücke aufmachen, dann aber hat die Traktion nachlassen. Ich bin viel gerutscht und musste aufpassen beim Gas geben. Es war wichtig, das Rennen hier gewinnen zu können. Ich führe jetzt mit Vale zusammen die WM an und für Marc wird es schwieriger, wieder heranzukommen."

Die Lücke war riesig: Valentino Rossi konnte zu keinem Zeitpunkt das Tempo von Lorenzo und Marquez gehen, Foto: Tobias Linke
Die Lücke war riesig: Valentino Rossi konnte zu keinem Zeitpunkt das Tempo von Lorenzo und Marquez gehen, Foto: Tobias Linke

Marc Marquez: "Ich wusste, dass es heute schwer wird zu gewinnen. Mein Ziel war, vor Vale ins Ziel zu kommen und das habe ich geschafft. Am Anfang habe ich noch versucht, Jorge hinterherzufahren, das hat zunächst auch gut geklappt. Aber dann habe ich Probleme mit dem Hinterreifen bekommen. Die Lücke zu Rossi war groß genug, deshalb habe ich dann versucht, Lorenzo zu vergessen und den Vorsprung nach hinten zu kontrollieren. Es war ein hartes Wochenende auf einer Strecke, von der wir wussten, dass wir Probleme haben werden."

Valentino Rossi: "Ich glaube nicht, dass die Reifen schuld waren. Ich habe die für mich persönlich besten Reifen genommen. Natürlich habe ich am Anfang Zeit verloren, aber hatte auch nicht den Rhythmus. Marc und Jorge waren einfach schneller. Ich habe versucht, Druck zu machen und mitzufahren, es hat aber nicht geklappt."