Das hat gesessen. Marc Marquez pulverisierte den Qualifikations-Rekord am Sachsenring in 1:20.336 Minuten um sechs Zehntelsekunden, gab seinem Teamkollegen Dani Pedrosa drei Zehntel in die Hand und Jorge Lorenzo auf der besten Nicht-Honda gleich noch einmal drei weitere. Der junge Spanier regiert den Sachsenring und Konkurrenz ist nicht in Sicht. Oder doch? Marquez warnt vor seinen Konkurrenten und will den Sieg nicht als gegeben hinnehmen. In erster Linie zeigt er sich erleichtert, dass sich der Wechsel auf die 2014er-Maschine wie schon in den Niederlanden auszahlt und somit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sein altes Gefühl dauerhaft zurückkehrt.

"Ich fühle mich schon das ganzes Wochenende schön locker auf der Maschine, das gute Gefühl ist zurück", strahlt der 22-Jährige. Ganz im sicheren Hafen wähnt er sich dabei noch nicht: "Es gibt immer noch kleinere allgemeine Probleme, aber die haben wir hier gut kaschiert, weil die Kurven uns entgegenkommen. Schon in Assen war das Gefühl insgesamt besser und hier hat sich das bestätigt, aber hier läuft es ja ohnehin immer gut für Honda und die Strecke kommt meinem Fahrstil entgegen."

Konkret meint Marquez dabei die vielen Linkskurven, in denen er die Erfahrungen aus seiner Leidenschaft - dem Dirt Track - einbauen kann. Die Passage mit den ewigen Linkskurven, die den Berg hinunter führen, nimmt er absolut quer und genießt es: "Es ist das gleiche Gefühl wie beim Dirt Track, das Sliden im Wheelspin macht so viel Spaß, ich freue mich riesig auf morgen!" Auch die Sitzposition sei ebenfalls genauso wie beim Dirt Track. Zusätzlich kommt die Strecke dann auch noch einmal der Honda RC213V entgegen, "weil es hier nur zwei Kurven gibt, die problematisch für uns sind. Das sind die Kurven 8 und 12."

Gewohnte Position: Marquez baut seine Leidenschaft Dirt Track in seinen Fahrstil ein, Foto: Tobias Linke
Gewohnte Position: Marquez baut seine Leidenschaft Dirt Track in seinen Fahrstil ein, Foto: Tobias Linke

Sieg nicht automatisch gegeben

Erwartet hatte er nach dem dritten freien Training eigentlich eine 1:20.6. Als er dann seine Zeit sah, entschied er sich sofort zum Abdrehen: "Genau das sind die Momente, in denen man stürzen kann." Seiner Pole Position inklusive überlegenem Streckenrekord misst Marquez kaum Bedeutung zu: "Es ist natürlich Hammer, aber es zählt einzig und allein das Rennen. Wir müssen die Reifen gut aufwärmen und dann vor allem verwalten; 30 Runden sind sehr lang, da müssen wir gut haushalten, damit wir auch am Ende stark sind. Wir haben ein hartes Stück Arbeit vor uns."

Und da rechnet er mitnichten mit einem Durchmarsch, sondern fürchtet seine drei üblichen Gegner Pedrosa, Lorenzo und Rossi: "Ich denke, alle können mich hier potenziell schlagen. Wir haben eine schwierige und harte Saison gehabt, letztes Jahr war das eine ganz andere Geschichte." Er wolle es auf keinen Fall so hinnehmen, dass er, weil er bisher der Beste war, auch im Rennen den Sieg holen werde. "Ich werde hart an meiner Rennpace arbeiten, alles geben und versuchen, keine Fehler zu machen." Die Konkurrenz wird es mit Schrecken zu Kenntnis nehmen, schließlich brillierte Marquez auch schon mit erstaunlichen Longruns.

Unwahrscheinlich daher, dass es wie in Assen zu einer Entscheidung in der letzten Kurve kommen wir. Trotzdem äußerte sich der Honda-Pilot auch zu einer möglichen Last-Corner-Decision: "Ich versuche, es besser zu machen als in Assen", lacht Marquez, gibt dann aber ernsthafter zu, dass er bislang sich ums Finale noch keine Gedanken gemacht habe. "Es gibt schon verschiedene Linien dort hindurch, hier kann man also auch in der letzten Kurve einen spannenden Kampf haben." Und er droht an: "Ich will natürlich erster in der letzten Kurve sein, aber falls da jemand vor mir ist, werde ich es wieder versuchen!"