Schon im Qualifying zum holländischen GP in Assen wurde es deutlich, die dicht beieinander liegende Gruppe im Rennen ab Platz fünf hat es endgültig gezeigt: Die MotoGP rückt von Jahr zu Jahr immer enger zusammen. Die Top-11 trennten im finalen Qualifying-Abschnitt nur 0,499 Sekunden! Ein Beleg für die wahnsinnige Leistungsdichte von sowohl Fahrern als auch Fabrikaten an der Spitze der Zweirad-Königsklasse.

Im Rennen wurde dieser Trend bestätigt. Um Platz fünf kämpften fast die gesamte Renndistanz über acht Fahrer: Dani Pedrosa, Cal Crutchlow, Pol Espargaro, Bradley Smith, Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci, Aleix Espargaro und Maverick Vinales. Wer sich diese Gruppe aufmerksam anschaut wird feststellen: Jeweils zwei Fahrer von Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki haben hier die Spitzenposition in dieser Gruppe untereinander ausgefochten. Die Entscheidungen, die in den letzten Jahren von oberster Stelle getätigt worden sind, sie fruchten.

Wie diese Grafik zeigt, umrundeten die acht genannten Fahrer fast 20 Runden lang den TT Circuit innerhalb von zwei bis drei Sekunden. In den Schlussrunden bewegten sich weiterhin sechs Fahrer aus der Gruppe in diesem Bereich, lediglich Vinales und Petrucci mussten abreißen lassen, was den Ausreißer nach oben erklärt. In der letzten Runde fiel der mit einem gebrochenen Sattel kämpfende Dovizioso noch bis ganz ans Ende des Achter-Pulks zurück.

CRT als Initialzündung

Der Grundstein für solch enge Fights wurde bereits schon vor einigen Jahren gelegt: Nachdem für die Saison 2012 die CRT-Bikes eingeführt wurden, um das nach der 800er-Ära extrem ausgedünnte Starterfeld wieder aufzufüllen, folgte vor 2014 mit dem Open-Reglement der nächste Schritt. Bisherige CRT-Teams erhielten Privilegien wie mehr Benzinvolumen und weichere Reifen, um die Zweiklassen-Gesellschaft in der MotoGP etwas zu revidieren. Fortan konnten die Open-Teams in den Trainings gut mithalten. Gigi Dall'Igna eröffnete schließlich durch seine findige Entscheidung, Ducatis Werksmannschaft unter Open-Regeln antreten zu lassen, diese Möglichkeit auch für Suzuki und Aprilia.

CRT-Bikes sollten einst das Starterfeld füllen, Foto: Milagro
CRT-Bikes sollten einst das Starterfeld füllen, Foto: Milagro

Die Folge ist ein extrem dicht beisammen liegendes Feld, in dem Platz eins und 20 im Training nicht selten durch weniger als zwei Sekunden getrennt sind. Im Zusammenspiel mit dem sportlichen Reglement dürfen sich die Fans auf eine Zeitenhatz schon im dritten freien Training freuen, schließlich will sich jeder Fahrer eine der zehn direkten Fahrkarten für Q2 erkämpfen. Im Q2 selbst legen die MotoGP-Asse freilich noch eine Schippe drauf und sorgen mit irren Tausendstelkrimis jedes Mal wieder für ungläubiges Staunen auf den Rängen und vor den TV-Bildschirmen, wie zuletzt am Freitag in Assen.

Rosige Zukunft in Aussicht

Diese Ausgeglichenheit schlägt sich nun in einem nie gekannten Boom der MotoGP nieder, wie die ständig neuen Rekordzuschauerzahlen, die 2015 verzeichnet werden, beweisen. Im Hintergrund wurde derweil fleißig an einer noch goldeneren Zukunft gearbeitet. Die Resultate wurden auf einer Pressekonferenz am Freitag von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta, FIM-Chef Vito Ippolito und IRTA-Vorsitzendem Herve Poncharal präsentiert.

Ducati büßt im nächsten Jahr seine Privilegien ein, Foto: Ducati
Ducati büßt im nächsten Jahr seine Privilegien ein, Foto: Ducati

So wächst in Zukunft etwa das Starterfeld nicht auf nicht mehr als 24 Bikes an, Open-Bikes werden de facto abgeschafft, dazu bleiben technisches und sportliches Reglement weiterhin in der jetzigen Form bestehen. Neu eingeführt wird das System der Concession points. Neu eingestiegene oder in einem bestimmten Zeitraum erfolglose Werke werden mit Punkten für erreichte Podestplätze bedacht. Haben sie im Laufe eines Jahres sechs dieser Punkte erreicht, fallen die letzten Privilegien wie unbeschränkte Testfahrten weg. Als erstes trifft diese Regel bereits im nächsten Jahr Ducati.

Das Resultat all dieser Bemühungen und Überlegungen sollte eine MotoGP auf dem Weg zu einer immer größeren Leistungsdichte sein. Zusammen mit KTM, die bekanntlich 2017 den Schritt in die Königsklasse wagen, sollten die dann sechs vertretenen Hersteller auf Augenhöhe agieren können und den Fans noch spannendere, ausgeglichenere und bunt gemischtere Duelle präsentieren können, als dies der Achter-Pulk ab Platz fünf bei der Dutch TT 2015 vorgeführt hat.