Im Gegensatz zu Aprilia, die seit Beginn der Saison regelmäßig um die letzten Plätze fahren, kann der zweite Neueinsteiger Suzuki auf ein bislang solides Jahr blicken. In der WM-Wertung liegen die Japaner auf dem fünten Rang der Teamwertung, Maverick Vinales und Aleix Espargaro auf den Plätzen neun und elf der Fahrerwertung. In den letzten Wochen deutete sich bereits ein Aufwärtstrend an, nicht zuletzt in Mugello, als trotz unterlegener Topspeed ein siebter Platz von Rookie Vinales heraussprang. Espargaro hätte sogar noch mehr erreichen können, wäre er nicht früh aus dem Rennen gerissen worden.

Traktion und Kurvenlage zählten seit Saisonbeginn zu den großen Stärken der GSX-RR. Nur auf der Geraden fehlten den beiden Fahrern teilweise 20 Stundenkilometer. Doch Suzuki entwickelte weiter und brachte hier in Barcelona einen neuen Motor, der nicht nur einen höheren Topspeed ermöglicht, sondern vor allem eine gute Kraftübertragung. Ein großer Faktor in Barcelona. "Der Topspeed ist dann nicht so wichtig, wenn wir in den unteren Gängen so gut fahren können. Drei der vier Sektoren bestehen eigentlich nur aus Kurven und das kommt uns hier entgegen", erklärte Espargaro. Das sensationelle Resultat: die Plätze eins und zwei nach der Qualifikation. Begünstigt wurde die Performance sicher auch durch den Einsatz der superweichen Hinterreifen, die dem Team als Neueinsteiger unter anderem zustehen.

Aleix Espargaro startet von der Pole Position, Foto: Suzuki
Aleix Espargaro startet von der Pole Position, Foto: Suzuki

Aus dem Zweikampf Yamaha vs. Honda aus den vergangenen Jahren ist nun ein Vierkampf geworden. Das erkennt auch die Konkurrenz. "Es ist toll, dass ein neuer Hersteller die Chance bekommt, nach sechs oder sieben Rennen auf der Pole zu stehen. Das ist gut", bewertete Valentino Rossi die Vorteile für Ducati und auch Suzuki. "Es ist nicht sehr gut für uns bei Yamaha und nicht einfach für die Qualifikation. Aber es ist wie es ist und es wird so weitergehen - mindestens noch für diese Saison", so Rossi.

Ähnlich sieht es auch Rossis Teamkollege Jorge Lorenzo, der morgen als erster Verfolger der Suzukis ins Rennen geht. Deren Leistungen imponieren ihm. "Sie sind sehr stark, sehr stabil in den Kurven. Sie haben viel Traktion. Morgen haben sie andere Reifen als in der Qualifikation und dann werden wir mal sehen", spielt auch Lorenzo auf den Vorteil der extra-weichen Reifen an. Doch er freut sich vor allem für den Sport. "Es wird hart für sie, aber es ist gut, dass sie sich verbessern und gut für die Marke. Auch Honda ist wieder besser, wir sind stark, Ducati ist stark. Das ist gut für die MotoGP", ist er sicher.

Beeindruckt zeigte sich auch Marc Marquez. "Beide sind sehr stark, nicht nur auf eine Runde, sondern auch auf die Distanz, vor allem Aleix. Ich denke, in den ersten zehn Runden können sie da sein, danach müssen wir sehen", so Marquez, der Suzuki als Gegner wahrnimmt. "Sie haben einen großen Schritt gemacht, auch beim Topspeed. Sie sind 6-8 km/h langsamer als wir. Gratulation an Suzuki, sie haben gute Arbeit geleistet", sagte der Doppelweltmeister.

Anerkennung kommt auch aus dem Lager des zweiten wiederauferstandenen Herstellers Ducati. "Ich habe diese Rundenzeit nicht von ihnen erwartet, sie haben also einen sehr guten Job gemacht und ihre Fahrer sind wirklich flott. Im vierten Sektor sind sie wirklich unglaublich stark", sagte Andrea Dovizioso.

Auch wenn es noch ein Stück des Weges ist für Suzuki, um auch im Rennen um den Sieg zu kämpfen - die Richtung stimmt absolut. Morgen stehen die Chancen sehr gut, zumindest auf das Podium zu fahren. Es wäre ein weiterer Meilenstein seit dem Comeback zu Saisonbeginn. Doch auch wenn es morgen noch nicht klappen sollte, sorgen Suzuki und auch Ducati für zusätzliche Spannung. Und das hat auch die Konkurrenz registriert.

Hofmann zweifelt an Top-Resultat

Nicht an ein Top-Ergebnis von Suzuki glaubt Eurosport-Experte Alex Hofmann. "Das wird definitiv nicht funktionieren. Heute hat einfach alles perfekt zusammengepasst. Zwei unglaublich motivierte Fahrer und ein Chassis das vor allem im letzten Sektor sehr gut arbeitet. Im Rennen werden sie dann aber ihren Rhythmus nicht halten können, das kenn ich auch noch aus meiner aktiven Zeit bei Kawasaki", sagte Hofmann gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Die Begründung liefert er gleich nach: "Sie werden den härteren Reifen nehmen müssen. Das kostet schon mal Zeit. So können sie auch ihre Stärken nicht wirklich ausspielen und werden auf den Geraden relativ leichte Opfer sein", glaubt Hofmann. "Die schnelleren Fahrer werden da vorbeifahren und da wo die Suzukis später bremsen könnten und in den Kurven besser wären können sie ja auch nicht außen um die Gegner herumfahren. Das ist so ein Ablauf, der es dann leider verhindert, auf das Podium zu fahren", meint der ehemalige MotoGP-Pilot.