Nach den ermunternden Auftritten in den Überseerennen wurde der Ducati-Höhenflug in Jerez jäh beendet: Zwei Pannen, eine kurioser als die andere, versauten Andrea Iannone und seinem Namensvetter Dovizioso den Spanien-GP nachhaltig. Dovizioso fuhr bereits in der zweiten Runde plötzlich in der letzten Kurve geradeaus. Was erst wie ein simpler Verbremser aussah, entpuppte sich als mysteriöser Aussetzer in der Elektronik, die das Hinterrad blockierte. Andrea Iannone war nach dem Rennen untröstlich: Er wählte versehentlich in der Einführungsrunde bei der Auswahl des Elektronikprogramms ein Regensetting!

Untröstlicher Iannone entschuldigt sich beim Team

Schadensbegrenzung: P6 ist nach dem Fauxpas mehr als respektabel, Foto: Tobias Linke
Schadensbegrenzung: P6 ist nach dem Fauxpas mehr als respektabel, Foto: Tobias Linke

Es stand Iannone ins Gesicht geschrieben, wie peinlich berührt er nach seinem kapitalen Fehler war: "Das tut mir so leid für Ducati und das Team", sagte er kleinlaut, nachdem er sich noch bis auf Platz sechs gekämpft hatte. "Ich habe statt der Launch Control das Nass-Mapping gewählt. Das war ein Desaster, denn das hat alles am Motorrad komplett verändert." Sämtliche Einstellungen der Traktionskontrolle, Anti-Wheelie-Kontrolle und des Motorenmappings passten überhaupt nicht mehr zu den gegebenen Bedingungen.

"Diese Einstellung ist für Regenreifen gemacht", erklärte der 25-Jährige. "Aber die sind eben vom Querschnitt und Profil völlig anders. Die ersten Runden hatte ich überhaupt kein Gefühl, danach wurde es etwas besser." Hintergrund: Ducati verwendet eine Software, die während des Rennens lernt (mehr dazu morgen in unserem Technik-Feature). Den Fehler korrigieren konnte er während des Rennens nicht mehr, weil die Menüführung das nicht zulässt. "Wenn man steht, ist das in wenigen Sekunden erledigt, aber beim Rennen Fahren ist das leider nicht möglich."

Iannone bewies abermals sein Kämpferherz und brachte als Sechster wichtige WM-Punkte nach Hause. "Ich bin zufrieden mit meiner Performance unter diesen Umständen, aber mit normaler Einstellung hätte ich höchstwahrscheinlich mit Marc und Vale um das Podium gekämpft", erzählte er weiter. Das einzig Positive: "Das Potenzial, um das Podium zu kämpfen, war definitiv da, und es wird auch in Le Mans da sein." Doch die Enttäuschung konnte und wollte er nicht verbergen: "Ich hatte so ein tolles Gefühl im Warm Up. Bei nächsten Mal muss ich vor dem Rennen unbedingt besser aufpassen."

Jagdinstinkt: Nach dem Ausrutscher konnte sich Dovizioso noch bis auf Platz neun vorkämpfen, Foto: Ducati
Jagdinstinkt: Nach dem Ausrutscher konnte sich Dovizioso noch bis auf Platz neun vorkämpfen, Foto: Ducati

Dovizioso rätselt über kapitale Motorblockade

Iannone war aber nicht der einzige Ducati-Pilot, der mit der Elektronik haderte. Seinem Teamkollegen Andrea Dovizioso erging es noch schlimmer, als er am Ende der zweiten Runde plötzlich geradeaus fuhr. Die Fragezeichen waren nach dem Rennen noch nicht aus seinem Gesicht gewichen: "Irgendwas ist das mit der Motorbremse passiert. Das Motorrad ging aus und ich bin geradeaus gefahren. Zum Glück bin ich nicht gestürzt, sondern war in der Lage, noch einige Punkte zu holen." Was es genau war, konnte er noch nicht sagen. "Wir müssen das erst analysieren", lautete seine kurze Antwort.

Was diese Sache so mysteriös macht ist, dass es nie zuvor und auch danach nicht mehr aufgetreten ist. "Der Motor hat beim Zurückschalten in den 1. Gang komplett blockiert. Als ich dann zurückkam lief alles gut und das Problem trat nicht mehr auf", gab der zweifache 250er-Vizeweltmeister zu Protokoll. "Wenigstens sind wir nach diesem Tag noch Zweite in der Meisterschaft", konnte er seinem neunten Platz wenigstens noch etwas Positives abgewinnen.

Kommende Woche folgt Ducati nicht dem Mainstream: Statt in Jerez testen die Italiener geheim in Mugello. Und da gibt es einiges zu tun: "Ich habe heute im Kampf mit mehreren Fahrern gesehen, dass unser Grip nicht der beste ist", führte Dovizioso aus. "Wir machen an anderen Stellen Boden gut, aber der Grip ist das zentrale Thema, bei dem wir uns verbessern müssen, wenn wir Rennen gewinnen wollen." Das gelte insbesondere im Hinblick auf die Konstanz. Zu aller erst aber muss Ducati dringend die Elektronik auf Vordermann bringen - und Andrea Iannone die Bedienungsanleitung genau studieren.