Die Situation von Dani Pedrosa ist mehr als verzwickt. Die gesamte Winterpause über sah er sich nach Behandlungsmethoden für sein Armpump-Problem um und tat alles, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Mit großem Optimismus ging der Repsol-Honda-Pilot in die Saison 2015, nur um schon beim Auftakt in Katar wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Im Rennen war der Armpump mit voller Intensität zurück. Nach dem Grand Prix gab sich Pedrosa verzweifelt. Er könne so nicht weiterfahren, erklärte der kleine Katalane.

"Dani ist im Moment klarerweise sehr schlecht gelaunt. Er hatte gehofft, dass sich sein Arm in diesem Winter ohne Belastung bessert. Jetzt musste er aber schon im ersten Rennen feststellen, dass er genau die gleichen Probleme wie im Vorjahr hat", zeigt Teamchef Livio Suppo Verständnis für die Verzweiflung seines Schützlings. "Ich kann seine Gefühlslage vollkommen verstehen. Im Moment weiß er nur, dass er so nicht weiterhin Rennen fahren will. Er muss sich also erneut um alternative Optionen umsehen, dabei wollte er in diesem Jahr wieder um den Titel kämpfen. Es tut mir sehr leid für ihn und wir werden alles tun, um ihm zu helfen."

Suppo und Pedrosa hatten schon oft gemeinsam Grund zum Jubeln, Foto: Repsol
Suppo und Pedrosa hatten schon oft gemeinsam Grund zum Jubeln, Foto: Repsol

Alternative Operation als Chance

Doch die Behandlungsmöglichkeiten sind enden wollend. Pedrosa und sein engstes Umfeld sind Stammgäste bei Dr. Xavier Mir in Barcelona, der schon viele MotoGP-Piloten wieder auf Vordermann gebracht hat, aber auch der renommierte Chirurg ist mittlerweile mit seinem Latein am Ende. "Er hat uns bereits erklärt, dass eine dritte Operation an diesem Arm alles noch viel schlimmer machen könnte", verrät Suppo. "Es gibt aber eine andere Art, einen Eingriff durchzuführen. Die ist jedoch sehr kompliziert. Er selbst hat sie noch nie durchgeführt und es gib nur einen Arzt auf der Welt, der sie gemacht hat. Sie ist aber sehr invasiv."

Die alternative Operation wäre also ohnehin ein gewagter Schritt, verkompliziert wird die Situation aber noch dadurch, dass sich Pedrosas Probleme nicht im Labor nachstellen lassen, wie Suppo erklärt: "Wenn Dani die Tests macht und Belastungen simuliert, treten die Probleme nicht auf. Das passiert nur wenn er viele Runden am Stück mit dem Motorrad fährt. Darum ist es für die Ärzte auch so schwierig herauszufinden, ob sie etwas für Dani tun können."

Sollte wirklich keine Behandlung bei Pedrosa anschlagen, könnte seine Karriere schon im Alter von 29 Jahren zu Ende sein. Teamchef Suppo will darüber aber noch keine Spekulationen anstellen: "Ich weiß es nicht. Natürlich hoffe ich das nicht. Dani ist auch mit diesem Problem noch ein absoluter Spitzenpilot. Letztes Jahr war er trotz dieser Schwierigkeiten sehr stark und lange Zeit Zweiter in der Weltmeisterschaft. Man findet kaum einen Pilot der so schnell ist wie Dani, auch wenn er nur einen Arm benutzen kann."

In Katar wurde Pedrosa Sechster, kämpfte aber mit stumpfen Waffen, Foto: Milagro
In Katar wurde Pedrosa Sechster, kämpfte aber mit stumpfen Waffen, Foto: Milagro

Hoffnung auf Start in Austin

Suppo hofft, dass Pedrosas Schwierigkeiten vielleicht schon beim nächsten Rennen in knapp zwei Wochen am Circuit of the Americas von Austin wesentlich geringer sein könnten. "2014 war es in manchen Rennen besser und in anderen schlechter. Katar war damals schon besonders hart für Dani, Austin wieder wesentlich angenehmer. Es hängt sehr viel von der Strecke und den Umständen ab", so der Italiener.

Wann HRC, das Repsol-Honda-Team und Pedrosa eine Entscheidung bezüglich eines Starts der Nummer 26 in Austin treffen, ist noch offen. Bis sein Antritt feststeht, wird jedenfalls weiterhin über einen möglichen Ersatz spekuliert. Die Gerüchteküche im MotoGP-Paddock brodelt, immer wieder wird der Name Casey Stoner genannt, der die RC213V ja schon bei Testfahrten vor Saisonbeginn bewegte. Diese Spekulationen schmettert Suppo aber sofort ab. "Casey hat mehrmals betont, dass er nie mehr in die MotoGP zurückkommen wird. Ich denke aber sowieso, dass wir eine Lösung für Dani finden werden. Ich bin optimistisch", so der Teamchef.