Ducati oder nicht Ducati? Das ist hier die Frage. Seit Oktober 2010 ist der italienische Hersteller sieglos, doch die Vorzeichen auf ein baldiges Ende dieses Negativlaufs stehen gut. Bei den letzten Testfahrten überzeugten Andrea Dovizioso und Andrea Iannone mit Bestzeiten und dürften auch im Renntrimm gut gewappnet in das erste Rennwochenende in Katar gehen. Aber muss sich die Konkurrenz deshalb schon fürchten?

"Wir haben die Basis, damit wir um das Podium kämpfen können", sagte Dovizioso bei der offiziellen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz. "Den Test mit dem neuen Bike als Schnellster beendet zu haben, war sehr wichtig. Wir können an diesem Wochenende auf jeden Fall sehr schnell sein." Ein Lächeln kam dem Italiener vergangene Saison nur selten über die Lippen, da die bockige GP14 in allen Ausbaustufen Probleme in den Kurven hatte. Doch diesmal strahlte Dovizioso bis über beide Ohren.

"Es ist aber noch sehr früh und wir hatten mit der GP15 nur fünf Testtage auf der Strecke. Es gibt noch Raum für Verbesserungen, damit wir auf allen Strecken gleich konstante Leistungen zeigen können. Aber zumindest der Speed war bei allen Tests und bei allen Bedingungen gut", führte Dovizioso aus.

Verbaler Ritterschlag für Ducati

Die Konkurrenz nimmt Ducati vor dem ersten Saisonrennen wieder ernst. "Es sieht aus, als hätte Ducati einen riesigen Schritt gemacht", sagte Weltmeister Marc Marquez. Die Erzrivalen von Yamaha pflichteten ihm bei. "Ducati ist definitiv stärker als letztes Jahr und es sieht aus, als würde es eine sehr enge Saison", so Jorge Lorenzo. Valentino Rossi fügte hinzu: "Es wird hart, da sehr viele Fahrer in fantastischer Form hierher kommen."

Vor allem im Qualifying, in dem Ducati im Gegensatz zu Honda und Yamaha den schnelleren weichen Reifen nutzen darf, ist mit der roten Rennfraktion zu rechnen. "Du musst schon im Training schauen, dass du überhaupt in den Top-10 bleibst. Wenn dir das nicht gelingt, dann wird es richtig schwierig", führt der mäßig gute Qualifier Rossi aus.

Yamaha malt den Teufel an die Wand

"Es sieht momentan aus, als wären die beiden Ducati am nächsten an Marc dran. Wir müssen hart arbeiten, damit wir da mithalten und um das Podium kämpfen können", malte der neunfache Motorrad-Weltmeister seinen Fans den Teufel an die Wand. Lorenzo stimmte ihm zu: "Wir sind zufrieden mit der Arbeit von Yamaha, aber die anderen Hersteller haben im Winter auch nicht geschlafen. Wir hatten ein paar Probleme bei den Tests und müssen etwas aufholen."

So pessimistisch klang Titelverteidiger Marquez freilich nicht. Aber auch er rechnet in Katar stark mit Ducati: "Dovi hat jede Menge Erfahrung und dieses Wochenende wird sehr interessant. Für die Weltmeisterschaft kann es aber nur gut sein, wenn mehr Fahrer vorne mitmischen." Im Vorjahr legte Marquez mit seinem Sieg beim Auftakt den Grundstein einer zwölf Rennen andauernden Siegesserie, die ihm letztlich den Titel einbrachte. Ganz so leicht dürfte es dem Doppel-Weltmeister 2015 wohl nicht mehr fallen. Denn neben Yamaha hat er mit Ducati nun wohl einen zweiten Gegner.