Unpassender kann ein Zeitpunkt wohl kaum sein: Wie nur zwei Tage vor dem Saisonstart der MotoGP 2015 in Katar bekannt wurde, hat die Londoner Polizei Anfang März im Hauptgebäude des LCR-Honda-Titelsponsor CMWFX 13 Festnahmen durchgeführt. Mitarbeiter der Trading Plattform sollen dabei in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen sein, die von Geldwäsche bis hin zu gewerbsmäßigem Betrug reichen.

Pyramidensystem: Prellt CMW Kunden um Millionenbeträge?

CMWFX, das mit dem Geld seiner Kunden unter dem Versprechen hoher Gewinne an der Online-Börse Forex handelt, soll bis zu 130 Millionen US Dollar in ein sogenanntes Pyramidensystem im Ausland mit einem Gesamtvolumen von 16 Milliarden US Dollar investiert haben.

Bei diesem gemeinhin bekannten betrügerischen Vorgang werden Investitionssummen neuer Kunden den alten Kunden quasi als 'Gewinn' ausgezahlt, was diese meist dazu verführt, im Glauben an ein lukratives Geschäft das Geld mehrfach zu reinvestieren.

Während die betrügerische Partei sich fortwährend Geld abzapft, entsteht ein immer größeres 'Vakuum', das das Betrugsgebilde aber nur dann zum Einsturz bringt, wenn viele Parteien sich auf einmal plötzlich ihr Geld wieder ausbezahlen lassen wollen, ohne das genug neue Kunden zur Refinanzierung aufgetan werden.

Bei der Teampräsentation hatte Luciano Cecchinello noch gut lachen, Foto: LCR Honda
Bei der Teampräsentation hatte Luciano Cecchinello noch gut lachen, Foto: LCR Honda

Wie Motomatters.com berichtet, habe CWMFX dieses Pyramidesystem zwar nicht selbst aufgetan, Anschuldigungen zufolge jedoch wissentlich mit Investoren-Geldern an einem deratigen kriminellen Gebilde mitgewirkt, das von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Belvedere Management Limited (Mauritius) aus den Cayman Islands geleitet worden sein soll.

Causa CMW: LCR bangt um Sponsorengelder

Nachdem das Belvedere-System durch den gleichzeitigen Auszahlungswunsch vieler Kunden fast den Bankrott des Unternehmens zur Folge hatte, kamen die kriminellen Machenschaften tröpfchenweise ans Tageslicht. Am 3. März 2015 stürmte nun die Londoner Polizei den Hauptsitz von CWMFX, um den Grad der Beteiligung genau feststellen zu können.

"Das primäre Ziel der Verhaftungen war es, diese fortwährenden kriminellen Aktivitäten zu stoppen", heißt es in einer offiziellen Polizeimeldung. "Wir wollten verhindern, dass weitere Menschen Geld in die von CWM gemanagten Fonds investieren, die fünf Prozent Ertrag pro Monat versprachen. Wir müssen jetzt jede Person ermitteln, die bei CMW Geld investiert hat, damit wir genau abklären können, wie diese Firma das Geld reinvestiert hat, das ihnen in gutem Glauben überwiesen wurde."

Für LCR Honda könnte die Posse um CMWFX nun durchaus zu einer unangenehmen Angelegenheit werden. Quellen zufolge soll der Sponsoring-Deal über sechs Millionen Euro jährlich betragen, wobei die Auszahlung an LCR wohl maßgeblich vom weiteren Verlauf der Causa CWMFX abhängen dürfte. Wie das Unternehmen öffentlich mitteilte, sei es von den Verhaftungen überrascht und sehe keine Basis einer rechtmäßigen Verurteilung.

CWM und LCR: Bleibt die Liaison erhalten?, Foto: LCR Honda
CWM und LCR: Bleibt die Liaison erhalten?, Foto: LCR Honda

LCR gesichert: Saison nicht in Gefahr

Befürchtungen, LCR könne im Falle einer Trennung von CMWFX nun jedoch in Existenznöte geraten, scheinen momentan jedoch keinesfalls angebracht. So gehen Experten davon aus, dass sich sowohl Honda als auch der Rennstall bereits Sicherheiten im Vorhinein haben ausbezahlen lassen, womit ein entscheidender Anteil der Gesamtsumme bereits eingegangen sein sollte.

Auch verfügt LCR über ein stabiles Netz aus weiteren verschiedenen Geldgebern, die das Team bis zum Abschluss eines Vertrags mit einem neuen Hauptsponsor wohl problemlos über die Saison hinwegretten könnten. Große Entwicklungsschritte an ihren Rennmaschinen blieben Cal Crutchlow und Jack Miller bei Nichtabschluss eines neuen Hauptsponsoren-Deals dann jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit versagt...