Da hat sich die Dorna aber ganz schön die Finger verbrannt. Siebeneinhalb Monate vor dem geplanten Termin des Großbritannien Grand Prix steht man plötzlich ohne Veranstaltungsort da. Weil man auf ein riskantes Projekt setzte, das nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen droht.

Doch alles der Reihe nach: Im vergangenen Sommer gab die Dorna dem ehrwürdigen Silverstone Circuit nach fünf Jahren den Laufpass und vergab die Austragungsrechte für das britische MotoGP-Rennen an den Circuit of Wales. Wohlwissend, dass die erst im Bau befindliche Strecke 2015 noch nicht einsatzbereit sein wird.

Donington, zwischen 1987 und 2009 Heimat des britischen MotoGP-Rennens, sprang als Aushilfsveranstalter ein. Unter der Bedingung, dass der Circuit of Wales Ausbesserungen an Strecke, Auslaufzonen und Streckengebäuden bezahlt, um die in die Jahre gekommene Infrastruktur auf ein für die Königsklasse annehmbares Niveau zu heben. Geld ist in Donington seit dem gescheiterten Formel-1-Invasionsversuch nämlich Mangelware.

Wenn das Geld ausgeht

Allzu üppig gesät scheint der schnöde Mammon aber auch in Wales nicht zu sein, denn die Zahlungen nach Donington blieben aus, sodass die Betreiber am 10. Februar die Reißleine ziehen mussten. Nicht das Warum, sondern vor allem das Wie sind für alle Beteiligten peinlich, denn durch die offizielle Stellungnahme zog Donington nun dem Circuit of Wales die Hosen hinunter und machte indirekt öffentlich, dass es bei dem ambitionierten Projekt massive Geldprobleme geben dürfte.

Smith, Crutchlow, Redding - bei drei Briten auf Factory Bikes ist ein britischer Grand Prix obligatorisch, Foto: Milagro
Smith, Crutchlow, Redding - bei drei Briten auf Factory Bikes ist ein britischer Grand Prix obligatorisch, Foto: Milagro

Wenn man nicht einmal die Beträge für die Sanierung Doningtons rechtzeitig aufbringen kann, wie will man dann 280 Millionen Pfund für die Errichtung bzw. Fertigstellung der Strecke finanzieren? Das walisische Projekt stand ohnehin von Beginn an unter keinem guten Stern. Seit der ersten Präsentation vor fast vier Jahren waren permanent Misstöne aus den Bereichen Umweltschutz, Politik und Finanzierung zu vernehmen.

Dass Donington 2015 ausfällt, wird direkte Konsequenzen für die Chefetage in Wales haben. Denn laut Vertrag müssen sie die Durchführung des Großbritannien Grand Prix bis ins Jahr 2019 sicherstellen, scheitern aber schon im ersten Anlauf. Die Dorna wird nun wohl den Vermittler zwischen den Walisern und Silverstone spielen müssen, denn einerseits kann man auf ein Rennen auf der Insel nicht verzichten, andererseits sind die handelnden Personen der beiden Streckenbetreiber nicht allzu gut aufeinander zu sprechen.

Balatonring als Schatten der Vergangenheit

Ob wir überhaupt je ein Rennen in Wales sehen werden? Ungewiss. Man fühlt sich an den Balatonring zurückerinnert, der am 20. September 2009 die Rückkehr Ungarns in den Rennkalender markieren hätte sollen. Da den Betreibern mitten im Errichtungsprozess das Geld ausging, kam es nie dazu. Wo der Balatonring stehen sollte, finden sich heute idyllische Wiesen mit diversen Gräsern und Kornblumen.

Der Balatonring existierte auch nur auf dem Papier, Foto: Peter Wolf
Der Balatonring existierte auch nur auf dem Papier, Foto: Peter Wolf

Grand Prix an Strecken zu vergeben, die noch gar nicht existieren - diese Strategie sollte die Dorna langsam überdenken. Denn nachträgliche Streichungen oder Verschiebungen sorgen nicht nur für ein schiefes Licht in der Öffentlichkeit, sondern im Regelfall auch für Löcher in ohnehin nur auf dem Papier existierenden Budgets. So bleiben von vermeintlichen Traumstrecken oft nicht mehr als Millionengräber.

Dass die Dorna auch anders kann, beweist sie oft genug. 2016 kehrt die MotoGP nach Österreich zurück, wo Dietrich Mateschitz den Red Bull Ring auf Vordermann gebracht hat. In Thailand steht der fertige Chang International Circuit, den die Superbike-WM im Ende März für die MotoGP schon mal vortesten darf. Es gibt so viele schöne Strecken auf dem Globus, da braucht sich die Motorrad-WM nicht auf ein paar windige Investoren oder Versprechungen von Politikern einlassen, die sich nur allzu oft als Luftschlösser herausstellen.