Vor genau 30 Jahren wurde im italienischen Cattolica Marco Simoncelli geboren. Er wurde zu einem der herausragendsten Charaktere in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft. Am 23. Oktober 2011 verunglückte er in Sepang tödlich. Zu seinem Geburtstag gedenkt Motorsport-Magazin.com der MotoGP-Legende mit seinen besten Momenten. Happy Birthday, Sic!

Aufgezeigt

Schon zu 125er-Zeiten zeigte Simoncelli, was in ihm steckt, Foto: World Wide Race
Schon zu 125er-Zeiten zeigte Simoncelli, was in ihm steckt, Foto: World Wide Race

In der Saison 2004 war Marco Simoncelli noch ein Underdog in der 125ccm-Klasse. Doch schon beim zweiten Rennen des Jahres in Jerez zeigte der Youngster, aus welchem Holz er geschnitzt war. An einem herrlichen Frühlingstag sicherte sich Simoncelli im Qualifying zum Grand Prix von Spanien seine erste Pole Position. Der Weg schien frei zu seinem ersten Rennsieg in der Motorrad-Weltmeisterschaft, doch das Schicksal hatte für den Jungen aus Cattolica offenbar keinen einfachen Premierenerfolg vorgesehen. Am Sonntag schüttete es in Jerez wie aus Eimern und Simoncelli fiel in der turbulenten Startphase weit zurück. Zwischenzeitlich lag er nur noch auf dem achten Rang. Doch es war nicht die Art des Italieners, ein Rennen einfach aufzugeben. Position für Position kämpfte er sich bei schwierigsten Bedingungen nach vorne und bahnte sich seinen Weg vorbei an Piloten wie Casey Stoner, Andrea Dovizioso oder Hector Barbera. Nach 23 Runden überfuhr Simoncelli mit einem mächtigen Wheelie als Sieger die Ziellinie. Der erste Grand-Prix-Erfolg war eingefahren - im Stile eines großen Champions.

Gekrönt

Simoncelli genoss jede Sekunde seines WM-Triumphs, Foto: Sutton
Simoncelli genoss jede Sekunde seines WM-Triumphs, Foto: Sutton

Vier Jahre nach seinem ersten Sieg in der Motorrad-Weltmeisterschaft konnte Marco Simoncelli erstmals um einen Titel kämpfen. Mittlerweile in die 250ccm-Klasse aufgestiegen, gewann er in Mugello, Barcelona, am Sachsenring, in Motegi und auf Phillip Island und kam so als WM-Führender zum vorletzten Saisonrennen nach Sepang. Rang drei hätte Simoncelli zum Titelgewinn gereicht - unter normalen Umständen kein großes Problem für den in Topform agierenden Gilera-Piloten. Doch es waren einmal mehr die äußeren Bedingungen, die ihn an diesem Tag an seine körperlichen Grenzen trieben. Die Sonne brannte auf den Sepang International Circuit und schraubte die Temperatur auf brutale 41 Grad. Simoncelli lieferte sich einen packenden Vierkampf mit Alvaro Bautista, Hiroshi Aoyama und Julian Simon, den er schlussendlich auf dem dritten Platz beendete. "Sic" war Weltmeister. Unvergessen seine Ehrenrunde ohne Helm - die im Fahrtwind flatternde Mähne, die weit ausgebreiteten Hände und die pure Freude in seinem Gesicht. Spätestens hier war jedem Beobachter klar, wie sehr dieser Mensch den Motorradsport liebte. Vielleicht noch eine Spur mehr als jeder andere im Paddock der Weltmeisterschaft.

Unbeeindruckt

Mit vollem Einsatz raste Simoncelli 2011 in Barcelona zur Pole, Foto: Milagro
Mit vollem Einsatz raste Simoncelli 2011 in Barcelona zur Pole, Foto: Milagro

Über seine gesamte Karriere hinweg war Marco Simoncelli eine ebenso einzigartige, wie streitbare Persönlichkeit. Die Kontroversen erreichten ihren Höhepunkt nach dem Grand Prix von Frankreich 2011, als er im MotoGP-Rennen Dani Pedrosa von der Strecke räumte und sich dieser das Schlüsselbein brach. Simoncelli wurde zu einer Durchfahrtsstrafe verdonnert und musste vor Beginn des folgenden Rennwochenendes in Barcelona zum befohlenen Rapport bei der Rennleitung. Wer dachte, dass der mittlerweile in Diensten von Fausto Gresini stehende Vollblutracer nun schaumgebremst agieren würde, war auf dem Holzweg. Simoncelli gab vom ersten Training an Vollgas und stellte seine Satelliten-Honda im Qualifying erstmals auf die Pole Position eines MotoGP-Grids. Selbst Casey Stoner auf der beim Topspeed gut sechs Stundenkilometer schnelleren Werksmaschine war da machtlos. Eine Machtdemonstration Simoncellis.

Abgebrüht

Simoncelli ließ Landsmann Dovizioso auf Phillip Island keine Chance, Foto: Gresini Honda
Simoncelli ließ Landsmann Dovizioso auf Phillip Island keine Chance, Foto: Gresini Honda

Das vielleicht beste Rennen seiner Karriere fuhr Simoncelli bei seinem vorletzten Grand-Prix-Start 2011 auf Phillip Island. Von Platz zwei hinter Casey Stoner ins Rennen gegangen, zog er hinter dem beinahe unschlagbaren Lokalmatador seine Runden. Drei Umläufe vor Ende des Grand Prix begann es jedoch zu regnen. Eine Situation, in der Simoncelli früher oft die Nerven verloren und ein gutes Resultat weggeworfen hätte. Doch nicht so dieses Mal. Zwar musste er Andrea Dovizioso kurzzeitig ziehen lassen, doch in der letzten Runde schnappte er sich wieder Platz zwei und fuhr zum besten Ergebnis seiner MotoGP-Karriere. Es sollte das letzte Mal sein, dass die Nummer 58 mit der schwarz-weiß-karierten Flagge abgewinkt wurde.