In seinem 31. MotoGP-Rennen passierte Marc Marquez der zweite Sturz. Nach dem Crash im Vorjahr in Mugello war der Ausfall in Misano sein zweites Missgeschick auf italienischem Boden. Im Gegensatz zum Italien-Grand-Prix 2013 konnte er aber dieses Mal das Rennen fortsetzen und mit einer sensationellen Aufholjagd immerhin noch einen Punkt erkämpfen. Klarerweise überwog beim erfolgsverwöhnten Überflieger aber die Enttäuschung.

"Natürlich bin ich aufgrund des Sturzes enttäuscht, denn es war vollkommen mein Fehler. Ich war in den ersten zwei, drei oder vier Runden am Limit, aber diesen Teil habe ich gut überstanden. Dann habe ich versucht mich hinter Valentino ein bisschen auszurasten und etwas herunterkommen, dabei ist mir dieser blöde Fehler passiert. Ich bin zu weit nach innen gekommen und habe den Kerb berührt, was man in dieser Kurve nicht machen darf. Dann habe ich einfach das Vorderrad verloren", analysiert Marquez seinen Ausrutscher in der neunten Runde. "Zumindest konnte ich das Bike nach dem Sturz wieder starten und immerhin noch einen Punkt mitnehmen. Man weiß ja nie, vielleicht ist er in der Zukunft noch wertvoll."

Bis zu seinem Sturz lief es für Marquez im Grand Prix von San Marino nicht schlecht, doch die Pace der Yamahas war eine Spur zu gut für ihn. "Mit den ersten Runden des Rennens bin ich sehr zufrieden. Gestern konnte ich den Rhythmus der Yamaha-Piloten nicht mitgehen, aber heute im Warm Up haben wir uns gesteigert und ich war in der Lage, ihnen zu folgen. Sie waren heute aber dennoch stärker und ich musste sehr aggressiv fahren und extrem pushen um mitzuhalten", gesteht der Repsol-Honda-Pilot.

Unterlegenheit in puncto Beschleunigung

Ungewöhnlich war für Marquez nicht nur die Überlegenheit der Yamaha M1, sondern auch die Bereiche, in denen Rossi und Lorenzo die Nase vorne hatten: "Es war eigenartig, denn ich habe hier hauptsächlich beim Herausbeschleunigen verloren. In diesem Bereich sind wir mit der Honda normalerweise stärker. Heute haben wir aber aus irgendeinem Grund einen Nachteil gehabt. Ich weiß nicht warum. Vielleicht haben wir nicht das beste Elektroniksetup gefunden und ich habe mit meinem Gewicht auf dem Motorrad auch nicht ideal gearbeitet. In den Kurven war ich aber mit Ausnahme von Kurve drei, wo die Yamaha etwas stabiler war, überall schnell. Ich hätte mit der Honda hier durchaus gewinnen können. Schließlich konnte ich auch nach meinem Sturz, der mental schwer wegzustecken war, konstant Zeiten im Bereich von 1:34.5 oder 1:34.6 fahren und musste dafür gar nicht zu 100 Prozent pushen."

Marquez konnte das Rennen nach seinem Sturz fortsetzen, Foto: Milagro
Marquez konnte das Rennen nach seinem Sturz fortsetzen, Foto: Milagro

In Anbetracht der leichtfertig verschenkten Zähler wurde der in der Weltmeisterschaft nach wie vor mit 74 Punkten Vorsprung führende Marquez etwas nachdenklich und selbstkritisch. "Bis zum heutigen Rennen war meine Einstellung die, dass ich in jedem Rennen um den Sieg kämpfen wollte, weil der Vorsprung in der Weltmeisterschaft groß genug war. Ich konnte also auch etwas Risiko eingehen. Jetzt ist es aber vielleicht Zeit, diese Mentalität abzulegen. Wobei Aragon noch eine Ausnahme sein wird, weil es mein Heimrennen ist, aber in den anderen Rennen wird es dann wichtig sind, Punkte für die Weltmeisterschaft mitzunehmen", ist sich der 21-Jährige über seine Prioritäten im Klaren.

Bei aller Selbstkritik und Enttäuschung nutzte er aber auch die Chance, seinem einstigen Vorbild und heutigen Konkurrenten Valentino Rossi die herzlichsten Glückwünsche zu bestellen: "Ich möchte Vale gratulieren, denn es ist unglaublich, was er geleistet hat. Es war toll, in den ersten Runden gegen ihn zu kämpfen und die Begeisterung der Fans und die gesamte Stimmung hier zu spüren. Es ist großartig, einen 35 Jahre alten Piloten zu sehen, der immer noch so Gas gibt und auch Rennen gewinnt."