Mit großen Hoffnungen war Valentino Rossi in seine Heimat nach Mugello gekommen. Zuletzt hatte er sich ein ums andere Mal stark präsentiert und auch in den Trainingssitzungen zum Italien-Grand-Prix machte der Routinier einen starken Eindruck. Doch im Qualifying folgte die Ernüchterung. Rossi verpokerte sich bei der Reifenwahl und kam nicht über Startposition zehn hinaus. Ein herber Rückschlag für den Mann, der sein 300 Grand-Prix-Jubiläum so gerne mit einem Sieg vor heimischem Publikum begehen würde.

Doch für Rossi ist noch nichts verloren. Davon sind auch seine Mitstreiter überzeugt. "Er wird am Sonntag sicherlich zur Stelle sein. Vale ist einer der stärksten Fahrer im Rennen und seine Pace ist wahnsinnig gut. Auch mit abgenutzten Reifen kann er noch schneller Rundenzeiten fahren. Er wird um den Sieg kämpfen", meinte etwas WM-Spitzenreiter Marc Marquez.

Jorge Lorenzo schreibt seinen Stallgefährten nicht ab, Foto: Yamaha Factory Racing
Jorge Lorenzo schreibt seinen Stallgefährten nicht ab, Foto: Yamaha Factory Racing

Auch Rossis Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo hat den Altmeister im Rennen auf der Rechnung: "Valentino ist manchmal schon auch im Qualifying stark, aber er ist nicht so ein explosiver Fahrer wie Marc, Dani oder ich. Er kann durchaus eine Pole Position holen, aber seine große Stärke ist das Rennen. Wenn er in den ersten Runden keine großen Probleme mit den langsameren Fahrern hat kann er mit Sicherheit um das Podium kämpfen. Vielleicht sogar um den Sieg!"

Zuspruch und Aufmunterung erhält der Mann mit der Nummer 46 auch von seinem Teamdirektor Massimo Meregalli. "Natürlich wird es für Vale nicht einfach, wenn er aus der vierten Reihe starten muss. Seine Pace war aber das gesamte Wochenende sehr gut, also wissen wir, dass er sein bestes geben wird und eine Chance hat, sich an die Spitze zurückzukämpfen", meint Rossis italienischer Landsmann.

Eine gewohnte Situation

Und tatsächlich, wenn man einen Blick in die Geschichtsbücher wirft und die umfangreiche Akte des Doktors durchgeht, stößt man auf so manche Aufholjagd. Nicht weniger als zehn Mal ist Rossi von Startplatz zehn oder schlechter in der Königsklasse noch auf das Podium gefahren, in Valencia 2005 gelang ihm das sogar vom 15. Rang in der Startaufstellung. Drei Mal - in Assen 2011, am Sachsenring 2006 und in Donington Park 2001 - konnte er auch ein Rennen aus Position elf gewinnen.

In Katar musste sich Rossi nur knapp geschlagen geben, Foto: Repsol
In Katar musste sich Rossi nur knapp geschlagen geben, Foto: Repsol

Doch man muss gar nicht derart weit zurückblicken um eine der legendären Aufholjagden des mittlerweile 35-Jährigen zu finden. Beim diesjährigen Saisonauftakt in Katar war Rossi ebenfalls nur von Startplatz zehn ins Rennen gegangen. Position um Position arbeitete er sich im Grand Prix nach vorne und kämpfte in der zweiten Rennhälfte gegen Marc Marquez um den Sieg. Am Ende musste er sich knapp geschlagen geben, doch so nah war der Yamaha-Pilot seit dem Grand Prix der Niederlande im Vorjahr nicht mehr an einem Erfolg dran.

Die Ausgangsposition ist zwar alles andere als ideal, doch wenn man in den letzten 300 Grand Prix etwas gelernt hat, dann, dass man einen Valentino Rossi niemals abschreiben darf. Egal wie aussichtslos seine Lage scheinen mag.