Die Fraktion der Befürworter einer Einheitselektronik (ECU) in der MotoGP wird größer. Ducati wird schon jetzt ein möglicher Wechsel von Factory- auf Open-Spezifikation nachgesagt und Yamaha hat bei den Tests in Sepang aufgrund der tollen Zeiten von Aleix Espargaro gesehen, dass das Open-Bike mit ECU nur unwesentlich langsamer als die Werksmaschine mit eigener Software ist. Auch die kommenden Neueinsteiger Suzuki und Aprilia dürften einer einheitlichen Motorsteuerungs-Software im Hinblick auf den Kostenfaktor wohlwollend gegenüberstehen. Großer Gegner einer solchen Regelung ist aber der mächtige Honda-Konzern.

Honda-Ausstieg: Nichts als Säbelrasseln?, Foto: Honda
Honda-Ausstieg: Nichts als Säbelrasseln?, Foto: Honda

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto hatte schon im Vorjahr angedroht, dass der Hersteller der MotoGP den Rücken kehren könnte, wenn die Einheitssoftware verpflichtend wird. Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta beruhigt nach den Testfahrten aber. "Ich bin sicher, wir finden eine Lösung. Aber die Hersteller müssen auch die wirtschaftliche Situation bedenken und unser Bedürfnis, den Zusehern rund um den Erdball ein Spektakel zu verkaufen", erklärte der Spanier gegenüber Motosprint.

Ein wenig steht Ezpeleta seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise allerdings bei Honda in der Schuld. Als sich damals Suzuki und Kawasaki aus der MotoGP und KTM aus der 125cc-Klasse zurückzogen, hielt Honda der Motorrad-WM die Treue, fährt aktuell als einziger Hersteller in allen drei Klassen und tritt seit der Einführung der Moto2 als Motoren-Monopolist auf um die Kosten für die ausschließlich privaten Teams in überschaubarem Rahmen zu halten.

Doch Hondas Machtposition bröckelt. In der MotoGP wird es 2016 nach derzeitigem Stand wieder fünf Hersteller (Honda, Yamaha, Ducati, Suzuki und Aprilia) mit Werks-Engagement geben. Das Motoren-Monopol in der Moto2 ist vertraglich nur bis Ende 2015 gesichert, KTM hat bereits durchklingen lassen, sich einen Wettbewerb stellen zu wollen. In der Moto3 haben die Österreicher die Japaner längst überflügelt - obwohl das Reglement bereits mehrfach in Richtung Hondas angepasst wurde. Ein Umstand, der KTM seit Jahren sauer aufstößt.

Aber kann es sich ein Konzern wie Honda überhaupt leisten, nicht in der Motorrad-WM anzutreten? Die Japaner sind der größte Zweirad-Produzent und der erfolgreichste Hersteller in der MotoGP-Geschichte mit den meisten Siegen und WM-Titeln. Diese Frage dürfte auch Ezpeleta im Hinterkopf haben, denn für ihn führt auf kurz oder lang kein Weg an Einheitselektronik vorbei. "Das Potenzial der Elektronik hat keine Grenzen, ebenso wenig die Ausgaben dafür", sagte der Spanier. "Wenn wir in diesem Bereich keine Grenzen setzen, dann ist es unwahrscheinlich weitere Hersteller anzulocken. Denn diese würden riesige Ressourcen brauchen, um mit Honda und Yamaha mitzuhalten. Wenn wir wollen, dass Kawasaki und BMW auch irgendwann mitfahren, dürfen wir nicht so eine hohe Einstiegsbarriere legen."

Deshalb steht für Ezpeleta auch fest: "Die ECU wird mit Sicherheit kommen. Spätestens 2017, denn dann laufen die aktuellen Verträge aus. Wir arbeiten mit eifrig mit Magneti Marelli zusammen und deren Software wird schon bald besser sein als das, was Suzuki und Ducati derzeit entwickeln", ist sich der Spanier sicher.