Freud und Leid liegen selten so dicht beieinander wie im Yamaha Werksteam 2013. Jorge Lorenzo konnte trotz scheinbar unterlegenem Material an der Spitze mithalten, doch verlor er die WM-Krone mit nur vier Punkten Rückstand. Valentino Rossi kehrte unter großem Jubel zu Yamaha zurück, gewann auch ein Mal, blieb ansonsten aber oft weit hinter den Top-3 zurück. Zur Freude gab es genügend Gründe im Yamaha Team, doch auch die Enttäuschung ließ sich kaum verbergen.

Die Mauer ist weg, das Klima angenehm, Foto: Yamaha Factory Racing
Die Mauer ist weg, das Klima angenehm, Foto: Yamaha Factory Racing

Obwohl die Saison des amtierenden Weltmeisters mit einem Sieg in Katar kaum besser hätte anfangen können, hatte er danach hart gegen die Honda-Konkurrenz zu kämpfen. In Austin hatte Lorenzo kaum eine Chance, während ihn Reifenprobleme in Le Mans weit nach hinten warfen. Marc Marquez marschierte indes munter an die Spitze durch. Abgesehen von zwei Rennen landete der Rookie immer auf dem Treppchen. Lorenzo schlug zwar mit Siegen in Mugello und Catalunya zurück, erlebte in Assen jedoch einen herben Rückschlag.

Im Sturzflug ging es auf den OP-Tisch und zurück zur Strecke. Platz fünf war das beachtliche Ergebnis einer Über-Nacht-Schlüsselbeinoperation. Als wäre das aber nicht schon hart genug gewesen, landete der Mallorquiner bei einem Trainingscrash auf dem Sachsenring erneut auf dem verletzten Schlüsselbein und musste in Deutschland komplett passen. Nur nach und nach konnte sich Lorenzo wieder auf sein gewohntes Niveau zurückarbeiten. In Silverstone siegte der 26-Jährige wieder.

Obwohl die WM vor dem Australien Grand Prix schon verloren geglaubt schien, passierte das Unfassbare: Marquez wurde disqualifiziert, Lorenzo siegte und sah plötzlich wieder die Chance auf seinen 3. MotoGP-Titel. Die Siege in Motegi und Valencia reichten allerdings nicht mehr, um den Rookie noch abzufangen. Bittersüße vier Punkte trennten Lorenzo vom neuen Champion. Er zählte die meisten Saisonsiege und wurde verdienter Vizeweltmeister.

Geteiltes Leid

Wie Lorenzo begann auch Rossi stark - lief dann aber stark nach. Nicht dass es ihm selbst zuzuschreiben war, die Konkurrenz fuhr ihm schlichtweg davon. Saison-Tiefpunkt bildete definitiv sein Heim-Grand-Prix in Mugello, bei dem er schon in der ersten Kurve von Alvaro Bautista abgeräumt wurde. Schon zwei Rennwochenenden später konnte Rossi mit einem Sieg in Assen die Fanmassen wieder begeistern und weckte alte Emotionen.

In Assen war Valentino Rossi wieder ganz oben, Foto: Yamaha Factory Racing
In Assen war Valentino Rossi wieder ganz oben, Foto: Yamaha Factory Racing

Leider dauerte das Hoch nicht allzu lange an. Da Dani Pedrosa und Teamkollege Lorenzo verletzt waren, kletterte der neunfache Weltmeister auf dem Sachsenring und in Laguna Seca nach einem legendären Kampf gegen Marquez zumindest wieder aufs Treppchen. Abgesehen von P3 in Aragon und auf Phillip Island sowie dem sechsten Rang in Motegi fuhr Rossi in allen verbliebenen Rennen nur noch zu Rang vier. Jedes Mal eilten Marquez, Lorenzo und Pedrosa davon, worüber sich auch der Italiener selbst das ein oder andere Mal beklagte.

Am Ende blieb ihm Gesamtrang vier und eine definitiv bessere Erinnerung als in beiden Ducati-Jahren - sofern das ein Trost ist. Zumindest mit seinem Boxennachbarn verstand sich Rossi 2013 endlich gut und geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid. Sollte Yamaha in der kommenden Saison noch eins drauflegen und wenigstens ein Stückchen zu Honda aufschließen, stehen die Karten für Lorenzo und Rossi nicht allzu schlecht.