Der tschechische Grand Prix in Brünn ist eines der traditionsreichsten Rennen im Kalender. Mit Ausnahme von 1992 wurde auf der heutigen Strecke seit 1987 jedes Jahr ein WM-Lauf ausgetragen. Mehr als 100.000 Fans am Renntag verwandeln die Naturtribünen um den Kurs Jahr für Jahr in einen Hexenkessel. Was es dabei in den vergangenen Jahren zu bejubeln gab, zeigt unser Rückblick:

Brünn 2016: Crutchlow erlöst Großbritannien in Regen-Knüller

Cal Crutchlow ließ den Gegnern im Regenrennen von 2016 keine Chance, Foto: Avintia
Cal Crutchlow ließ den Gegnern im Regenrennen von 2016 keine Chance, Foto: Avintia

Die Anfangsphase auf nasser Strecke gehört Ducati: Andrea Dovizioso führt vor Andrea Iannone und Scott Redding. Der erste Pilot mit Reifenproblemen ist Dovizioso, der in Runde zehn ausreitet. Unterdessen wird Cal Crutchlow immer schneller und kämpft sich durch das Mittelfeld nach vorne, ebenso Valentino Rossi. Beide haben am Start die härteren Regenreifen aufgezogen. Crutchlow fährt mit großem Abstand die schnellsten Zeiten und liegt zehn Runden vor Schluss erstmals in den Top-3. Sieben Runden vor dem Ende übernimmt Crutchlow die Führung und lässt von da an nichts mehr anbrennen. Der Brite siegt und beendet damit eine 35jährige Durststrecke für Großbritannien in der Königsklasse. Rossi schnappt sich fünf Runden vor Schluss den zweiten Platz und bringt ihn vor Marc Marquez, Loris Baz und Hector Barbera nach Hause. Andrea Iannone fällt am Ende auf P8 zurück, die Reifen seiner Ducati sind ebenfalls eingebrochen. Die Ausgangslage in der Gesamtwertung nach elf Rennen: Marquez führt mit 197 Zählern vor Rossi (144) und Jorge Lorenzo (138).

Brünn 2015: Lorenzo nicht zu stoppen - Sieg und WM-Führung

Marc Marquez war 2015 nur im ersten Renndrittel ein Gegner für Jorge Lorenzo, Foto: Repsol Honda
Marc Marquez war 2015 nur im ersten Renndrittel ein Gegner für Jorge Lorenzo, Foto: Repsol Honda

Jorge Lorenzo und Marc Marquez münzen die ersten beiden Startpositionen in eine Doppelführung um und entschwinden noch in der ersten Runde in der Ferne. Valentino Rossi fällt dagegen auf Platz fünf zurück und hat sich bereits 2,5 Sekunden Rückstand eingefangen, als er sich nach zwei Runden an Bradley Smith und Andrea Dovizioso vorbei gekämpft hat. Aber auch mit freier Fahrt kann Rossi die Pace der Spitze nicht gehen. Der Kampf um den Sieg entscheidet sich nach gut einem Drittel des Rennens, als Lorenzo Marquez endgültig abschüttelt und von da an ungefährdet das Rennen nach Hause fährt. Dahinter setzt sich Rossi auch schrittweise vom Ducati-Duo Dovizioso und Andrea Iannone ab und wird Dritter. Iannone überholt Dovizioso in Runde acht und wird am Ende Vierter. Spannung kommt in den letzten Runden noch im Kampf um Platz fünf auf: Dani Pedrosa wird immer stärker und attackiert Dovizioso. Der wehrt sich, doch in der letzten Runde findet Pedrosa noch einen Weg vorbei. Durch seinen Sieg übernimmt Lorenzo die WM-Führung von Rossi. Beide haben nach elf Rennen 211 Punkte gesammelt, Gesamtdritter ist Marquez mit 159 Zählern.

Brünn 2014: Pedrosa beendet Marquez' unheimliche Siegesserie

Pedrosas Sieg 2014 zeigte: Marc Marquez ist schlagbar!, Foto: Milagro
Pedrosas Sieg 2014 zeigte: Marc Marquez ist schlagbar!, Foto: Milagro

Pole-Setter Marc Marquez kommt schlecht aus den Startlöchern und muss Andrea Iannone und Andrea Dovizioso die Spitze überlassen. Doch die Ducati-Festspiele an der Spitze sind sehr bald vorbei: In Runde zwei überholt Jorge Lorenzo beide in einem Aufwasch, eine Runde später hat sich Dani Pedrosa vorbeigearbeitet. Marquez erobert erst nach einem herzerfrischenden Kampf mit Iannone in Runde fünf die dritte Position, hängt da aber schon eine Sekunde zurück. Valentino Rossi folgt Marquez noch in der gleichen Runde. Vorne setzt sich Pedrosa von Lorenzo ab, sein Vorsprung schmilzt zum Ende des Rennens jedoch wieder fast vollständig. Dennoch reicht es für Pedrosa zum Sieg. Rossi geht zehn Runden vor Schluss an Marquez vorbei und wird Dritter. Unglaublich: Nach zehn Siegen in Folge ist nicht nur Marquez‘ Auftaktserie zu Ende. Der Spanier beendet ein MotoGP-Rennen auch erstmals nicht auf dem Podium! In der Gesamtwertung ist Marquez mit 263 Punkten nach elf Rennen aber immer noch meilenweit enteilt. Pedrosa (186) liegt auf Rang zwei vor Rossi (173).

Brünn 2013: Die Repsol-Hondas sind zu stark für Lorenzo

Den spannenden Dreikampf entschied Marquez 2013 für sich, Foto: Yamaha Factory Racing
Den spannenden Dreikampf entschied Marquez 2013 für sich, Foto: Yamaha Factory Racing

Der tschechische Lauf ist 2013 eine Sache zwischen den großen Drei. Lorenzo versucht es mit seiner bewährten Taktik, von Anfang ans Limit zu gehen und dem Rest davon zu brausen. Marquez und Pedrosa lassen sich jedoch nicht entscheidend abhängen. Nach und nach schließt sich die kleine Lücke zwischen Lorenzo und seinen beiden Verfolgern. Nach 16 Runden wagt Marquez ein erstes Manöver gegen Lorenzo, das dieser aber direkt kontert. Einige Kurven später übernimmt Marquez schließlich die Führung. Lorenzo kann sich diese zwei Runden später zwar zurückholen, wird aber kurz darauf endgültig vom späteren Sieger Marquez kassiert. Auch Pedrosa drückt nun und kann den Mallorquiner, der die Honda-Pace nicht mehr halten kann, drei Runden vor Schluss erfolgreich passieren. Damit sind die Top-Positionen bezogen. Stefan Bradl sieht nach einem einsamen Rennen als Sechster die Zielflagge. Mit seinem vierten Sieg in Folge baut Marquez seine Führung im Gesamtklassement aus. Nach elf Läufen hat er 213 Punkte erreicht. Seine Verfolger Pedrosa und Lorenzo halten bei 187 bzw. 169 Zählern.

Brünn 2012: Der Thriller des Jahres

Auf Messers Schneide: 2012 hatte Pedrosa das glücklichere Händchen, Foto: Yamaha Factory Racing
Auf Messers Schneide: 2012 hatte Pedrosa das glücklichere Händchen, Foto: Yamaha Factory Racing

Brünn hält 2012 für die Fans den spannendsten Zweikampf des Jahres um den Sieg bereit. Das ganze Rennen über bekriegen sich Lorenzo und Pedrosa, die schnell dem restlichen Feld davonfahren. Ihr Fight gipfelt in einer unglaublichen letzten Runde, in deren Verlauf Lorenzo Pedrosa zunächst im Omega austrickst. Pedrosa kann auf der Bergauf-Geraden vor Start-Ziel dank der Honda-Power zurückschlagen und Lorenzo vor der letzten Links-Rechts-Kombination ausbremsen und danach den Zielsprint gewinnen. Geschichtsträchtiges auch auf Platz drei: Cal Crutchlow fährt nicht nur zu seinem ersten MotoGP-Podium, sondern auch zum ersten Podium eines britischen Fahrers seit Jeremy McWilliams in Donington 2000. Stefan Bradl überquert die Ziellinie als Fünfter und kann sich im Laufe des Rennens im Zweikampf gegen Alvaro Bautista und Rossi behaupten. In der Gesamtwertung ist Lorenzo auch nach zwölf Rennen noch mit 245 Punkten in Führung, Pedrosa (232) verkleinert seinen Rückstand aber um fünf Zähler. Dahinter liegt Casey Stoner, der verletzt aussetzen musste (186).

Brünn 2011: Stoner führt Honda-Armada zum Sieg

Auch Lorenzo hatte den Hondas 2011 nichts entgegenzusetzen, Foto: Milagro
Auch Lorenzo hatte den Hondas 2011 nichts entgegenzusetzen, Foto: Milagro

Gegen die Werks-Honda-Fraktion ist an diesem Tag einfach kein Kraut gewachsen. Hätte sich Pedrosa nicht schon in Runde drei an erster Stelle liegend verabschiedet, es wäre wohl ein Vierfach-Sieg für den japanischen Motorrad-Giganten geworden. So fährt Stoner an der Spitze souverän zum Sieg. Der Australier kann sich nach Pedrosas Aus von seinen Verfolgern Dovizioso, Lorenzo und Marco Simoncelli absetzen. Lorenzo schafft es in der Verfolgergruppe nur kurzzeitig, die Führung von Dovizioso übernehmen, fällt aber schon bald wegen abbauender Reifen zurück. Dadurch können sich Dovizioso und auch Simoncelli an ihm vorbei arbeiten und eine kleine Lücke herausfahren. Der Zweikampf um Platz zwei ist pro Dovizioso entschieden, als auch Simoncelli mit seinen Reifen zu kämpfen hat. Die dritte Position vor Lorenzo bedeutet für die Nummer 58 aber immer noch die erste Podiumsplatzierung in der MotoGP-Klasse. Stoner hält durch seinen Sieg nun bei 218 Zählern nach elf Rennen und kann sich in der WM weiter von seinen nächsten Verfolgern Lorenzo (186) und Dovizioso (163) absetzen.

Brünn 2010: Lorenzo fährt unaufhaltsam Richtung WM-Titel

Lorenzo ließ 2010 von Beginn an keine Zweifel an seinem Sieg aufkommen, Foto: Milagro
Lorenzo ließ 2010 von Beginn an keine Zweifel an seinem Sieg aufkommen, Foto: Milagro

Das Rennen ist bereits nach wenigen Metern entschieden. Jorge Lorenzo kann kurz nach dem Start Ben Spies und Dani Pedrosa überholen und ist von da an ungefährdet auf dem Weg zum Sieg. Wenige Runden später schafft es auch Pedrosa an Spies vorbei und sich vom US-Amerikaner abzusetzen. Damit sichert der Spanier früh Rang zwei Rang ab. Spies verliert im Laufe des Rennens noch eine weitere Position an Casey Stoner. Diese Reihenfolge sollte schließlich bis zum Fallen der Zielflagge Bestand haben. Für Aufregung sorgt lediglich der Crash von Dovizioso in der Anfangsphase: Der Italiener stürzt ausgangs des Omegas und bleibt samt Motorrad mitten auf der Strecke liegen. Glücklicherweise können alle nachfolgenden Piloten ausweichen. Durch seinen siebten Saisonsieg marschiert Lorenzo weiter unaufhaltsam zu seinem ersten MotoGP-Titel. Nach zehn Rennen hat der Mallorquiner 235 Punkte gesammelt, sein erster Verfolger Pedrosa liegt mit 158 Zählern bereits weit zurück. Auf Gesamtposition drei ist jetzt Stoner zu finden (119).

Brünn 2009: Rossi hetzt Lorenzo ins Verderben

Valentino Rossi war 2009 eine Nummer zu groß für Jorge Lorenzo, Foto: Yamaha
Valentino Rossi war 2009 eine Nummer zu groß für Jorge Lorenzo, Foto: Yamaha

Schnell bilden sich vorne zwei Dreiergruppen. Rossi, Pedrosa und Lorenzo setzen sich aber bald von Toni Elias, Dovizioso und Loris Capirossi, die sehenswert um den vierten Platz kämpfen, ab. Lorenzo hat Mühe mit Pedrosa und kann sich erst nach einigen Runden vorbeikämpfen. Danach beginnt die große Yamaha-Show: Lorenzo und Rossi treiben sich gegenseitig von einem Rundenrekord zum nächsten, während Pedrosa immer weiter zurückfällt. Sieben Runden vor Schluss klebt der Mallorquiner endgültig am Getriebe von Rossi und überholt ihn in Kurve drei schließlich. Beim Konter Rossis eine Runde später an gleicher Stelle übertreibt es Lorenzo auf der Bremse und stürzt. Damit ist der Weg für Rossi frei, der von da an zum Sieg vor Pedrosa cruist. Den Dreikampf um den dritten Platz kann Elias nach einigen harten Duellen gegen Dovizioso und Capirossi gewinnen. In der WM scheint damit eine kleine Vorentscheidung gefallen zu sein. Nach elf Rennen hat Rossi (212 Punkte) jetzt 50 Punkte Vorsprung auf Lorenzo (162) und 62 auf Stoner (150), der krankheitsbedingt nicht gefahren ist.

Brünn 2008: Rossi bricht Stoner erneut

Stoners übereilte Flucht nach vorn: Zweiter Wendepunkt im Titelkampf 2008, Foto: Sutton
Stoners übereilte Flucht nach vorn: Zweiter Wendepunkt im Titelkampf 2008, Foto: Sutton

Im Rennen eins nach dem epischen Duell von Laguna Seca sieht alles nach einer Neuauflage des US Grand Prix aus. Stoner führt vor Rossi, beide setzen sich mit Siebenmeilenstiefeln vom Rest des Feldes ab. Anders als in Kalifornien legt Stoner gleich von Beginn an eine Lücke von knapp über eine Sekunde zwischen sich und Rossi. Stoner übertreibt es jedoch bei der Flucht nach vorn und crasht in Runde sieben ins Aus. Konkurrenzlos spaziert Rossi in der Folge zum Sieg. Spannender ist da der Kampf um Rang zwei zwischen Capirossi, Chris Vermeulen, John Hopkins, Anthony West und Elias. Elias, von Startplatz 13 kommend, legt die schnellsten Zeiten von allen Verfolgern hin und setzt sich nach zehn Runden an die zweite Position. Capirossi versucht vergeblich, ihm zu folgen, fährt so aber seinen Konkurrenten im Kampf um Rang drei davon. Damit siegt Rossi vor Elias und Capirossi. Dahinter wird Shinya Nakano immer schneller und fährt noch bis auf Platz vier vor West vor. Vorentscheidung in der WM: Nach zwölf Rennen beträgt Rossis (237) Vorsprung nun 50 Punkte auf Stoner (187). Auf Platz drei liegt Pedrosa (172).