Langweilig ist definitiv das falsche Adjektiv um die MotoGP-Saison 2013 zu beschreiben. Die Zuseher sahen großartige Duelle, packenden Rennen und eine Titelentscheidung im letzten Rennen - kein Vergleich also zum Alleingang eines Sebastian Vettel in der Formel 1. Dennoch stellte sich eine gewisse Monotonie ein. Hauptverantwortlich dafür ist die Tatsache, dass 17 der 18 Saisonrennen von spanischen Piloten gewonnen wurden. "Die Situation ist auch für die Dorna nicht zufriedenstellend. Sie wollen nicht, dass die MotoGP eine rein spanische Meisterschaft wird, aber in Spanien funktioniert die Nachwuchsarbeit einfach mit Abstand am besten. Sie verfolgen ihre nationale Meisterschaft beinahe mit derselben Organisation und Professionalität wie die Weltmeisterschaft", erklärt Herve Poncharal, Tech-3-Teamchef und Vertreter der Rennstallvereinigung IRTA.

Zustimmung erhält Poncharal von Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta: "Für jeden Promoter einer Rennserie ist es das Ziel, möglichst viele unterschiedliche Rennsieger und Meister aus verschiedenen Ländern zu haben. In der Geschichte des Motorradsports hat es aber immer Nationen gegeben, die dominiert haben. Es gab Zeiten, da kamen die Sieger ausschließlich aus Australien, den USA, Italien, Frankreich oder jetzt eben Spanien." Die Schuld für die derzeitige Überlegenheit sieht Ezpeleta aber nicht beim spanischen Verband - ganz im Gegenteil. "Der spanische Verband betreibt eine internationale Serie und mittlerweile kommen dort 75 Prozent der Fahrer aus dem Ausland. Wir versuchen zu helfen, wir haben Programme wie den Red Bull Rookies Cup um das zu erreichen und Fahrer aus unterschiedlichen Ländern in die MotoGP zu bringen", stellte er klar.

Und dennoch kommt 2014 mit Pol Espargaro erneut ein spanischer Weltmeister aus der Moto2 in die Königsklasse. Seine Nationalität war dafür aber nicht ausschlaggebend, wie sein Teamchef bei Tech3, Herve Poncharal, betont: "Wir haben Pol nicht unter Vertrag genommen weil er Spanier ist, das war eher in Handicap als eine Hilfe. Uns wäre es lieber, wenn er Deutscher, Brite oder Franzose wäre und nicht der fünfte spanische Spitzenpilot nach Marquez, Lorenzo, Pedrosa und Bautista. Aber er war der beste Fahrer den wir kriegen konnten, denn er war der einzige der Marquez in der Moto2 fordern konnte. Marquez ist auch nicht hier weil er Spanier ist, sondern weil er der Beste ist. Lorenzo war ebenfalls der Beste als er in die MotoGP gekommen ist."

2009 fuhr Toseland noch selbst in der MotoGP, Foto: Milagro
2009 fuhr Toseland noch selbst in der MotoGP, Foto: Milagro

James Toseland, selbst ehemaliger Tech3-Pilot und zweifacher Superbike-Weltmeister, glaubt den Grund für die Flut an spanischen Talenten zu kennen: "Die Bedeutung eines jeden Sports kommt von seiner Präsenz in den Medien und da ist der Motorradsport zusammen mit Fußball in Spanien ganz vorne. Wenn man diese Art von Berichterstattung hat, wollen Unternehmen in diesem Sport werben und Geld investieren, was in weiterer Folge hilft junge Fahrer zu entwickeln."

Ein weiteres Problem der MotoGP ist das fehlende Engagement großer Hersteller. Im Moment sind nur Honda, Yamaha und Ducati engagiert, de facto siegfähig lediglich die beiden japanischen Werke. Poncharal sieht das Problem im nötigen finanziellen Aufwand für ein konkurrenzfähiges Motorrad. "Wir müssen dafür sorgen, dass man zu geringeren Kosten konkurrenzfähig sein kann, denn die Wirtschaft hat sich immer noch nicht völlig erholt und wird auch nie mehr so stark sein wie früher. Wir haben die Tabak-Sponsoren verloren, die Kosten sind aber gleichzeitig nicht gesunken. Suzuki wird 2015 zurückkommen, Kawasaki denkt darüber nach und auch ein paar europäische Hersteller wie BMW. Es wäre ideal, wenn wir sechs, sieben oder acht Hersteller hätten die wirklich eng beieinander liegen", wünscht sich der Franzose. Dorna-Boss Ezpeleta sieht mit der ab 2014 verfügbaren Einheitselektronik einen ersten wichtigen Schritt getan: "Wenn wir zeigen können, dass wir allen eine konkurrenzfähige Elektronik zu niedrigen Kosten bieten können, würde das sicher viele Hersteller motivieren, zurückzukommen."

Poncharal sieht die MotoGP ebenfalls am richtigen Weg, am Kräfteverhältnis an der Spitze wird sich seiner Meinung nach aber vorerst nichts ändern: "Das Feld wird im nächsten Jahr wohl deutlich ausgeglichener und die Maschinen viel enger beisammen sein. Wenn man aber will, dass Marquez, Lorenzo und Pedrosa nicht vorne sind, muss man ihnen ein Bein oder einen Arm abschneiden."