Nun hat auch die MotoGP ihre Reifendebatte. Weil Bridgestone für das Rennen auf Phillip Island die Sicherheit der Pneus über die gesamte Distanz von 27 Runden nicht garantieren kann, wurde es kurzerhand um eine Runde verkürzt und unter Flag-to-Flag-Reglement ein verpflichtender Boxenstopp inklusive Motorrad- und damit Reifen-Wechsel vorgeschrieben. Bridgestones Entwicklungschef Shinji Aoki rechtfertigte einige Stunden nach dem Qualifying diese Entscheidung: "Nach der Analyse der gebrauchten Reifen nach den heutigen Sessions, haben wir festgelegt, dass die maximale Distanz, über die wir Sicherheit garantieren können, 14 Runden sind. Nach Absprache mit uns, der Dorna und der FIM, hat sich die Rennleitung dazu entschieden, das Rennen als Flag to Flag zu starten."

Der neue Asphalt auf der Strecke, der am Freitag noch viel Lob von den Fahrern bekommen hatte, dürfte für höhere Reibungshitzeentwicklung sorgen. Damit hatte Bridgestone nicht gerechnet. "Wir hatten schon erwartet, dass die Reifentemperaturen auf Phillip Island diesmal höher sind, aber wir hatten nicht mit so einem hohen Anstieg gerechnet", gab Aoki zu. Mit maximal 28 Grad Lufttemperatur waren die Bedingungen bislang nicht die eines Hitzerennens. Auch die Asphalttemperatur von bis zu 42 Grad (gemessen in Q1) war in dieser Saison schon bei einigen Rennen höher.

Die Japaner suchten am Samstag noch verzweifelt nach einem Ausweg. "Nach dem dritten Training waren die Reifentemperaturen extrem hoch, deshalb haben wir den Werksfahrern eine extra harte Mischung für Probefahrten im vierten Training angeboten. Diese hat aber mit dem neuen Streckenbelag nicht so wie erhofft funktioniert, daher werden wir für das Rennen den ursprünglichen harten Reifen anbieten", sagte Aoki.

Marquez & Co. müssen am Sonntag einmal an die Box, Foto: Repsol Honda
Marquez & Co. müssen am Sonntag einmal an die Box, Foto: Repsol Honda

Bei den Fahrern kommt die Entscheidung für ein Flag-to-Flag-Rennen nicht gut an. "Ich denke nicht, dass das die beste Option ist, aber wir müssen uns nun eben auf dieses Szenario vorbereiten", meinte Dani Pedrosa. Polesitter Jorge Lorenzo sagte: "Mir wäre ein zweigeteiltes Rennen lieber gewesen." Auch WM-Leader Marc Marquez ist mit der Entscheidung nicht ganz einverstanden: "Es wird interessant, wobei ich ein verkürztes Rennen vorgezogen hätte." Alvaro Bautista kritisierte zudem die Reifenentscheidung von Bridgestone, den harten Hinterreifen vorzuschreiben. "Wir hatten auf die freie Reifenwahl gehofft, weil wir mit der weichen Mischung ohne Probleme 22 Runden gefahren sind. Das wäre sicherer gewesen", so der Spanier.

Positive Resonanz fand die Entscheidung hingegen bei Ducati. "Das Flag-to-Flag-Format ist die richtige Entscheidung für morgen. Sicherheit ist das Wichtigste, wir haben aber auch eine gewisse Verantwortung den Fans gegenüber", sagte Nicky Hayden. Teamkollege Andrea Dovizioso pflichtete ihm bei: "Für mich ist das kein Problem und ich denke, es wird lustig." Für die Streckenarbeiter heißt das allerdings mehr Arbeit: Über Nacht muss an der Boxenausfahrt eine Linie, wie in der Formel 1 üblich, gezogen werden, damit sich aus der Box ausfahrende und über die Gerade heranrasende Piloten nicht in die Quere kommen.