Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo schilderte im Rahmen der montäglichen Testfahrten nach dem Grand-Prix von Spanien erstmals seine Sichtweise der Kollision mit Marc Marquez in der letzten Kurve, nachdem er im Anschluss an das Rennen noch jegliche Aussagen zu dem Vorfall verweigert hatte.

"Ich habe den zweiten Platz in der letzten Kurve verloren, das ist eine Tatsache. Die Rennleitung hat entschieden, Marc nicht zu bestrafen und das muss ich zur Kenntnis nehmen. Das wichtigste ist, dass wir nicht gestürzt sind, aber ich habe trotzdem vier Punkte in der Weltmeisterschaft verloren", betrachtete der zweifache MotoGP-Weltmeister die Situation am Tag danach nüchtern. Die Schuld sieht er mittlerweile auch bei sich selbst: "Das war wieder einmal eine wichtige Erfahrung für mich. Ich dachte ich hätte nach dem Rennen in Barcelona 2009 meine Lektion gelernt, aber offensichtlich habe ich mich geirrt", spielte Lorenzo auf den Grand Prix von Katalonien 2009 an, in dem ihn Valentino Rossi ebenfalls in der letzten Kurve überholte und ihm den Sieg wegschnappte.

Auch in Barcelona 2009 musste Lorenzo in der letzten Kurve einen Gegner passieren lassen, Foto: Milagro
Auch in Barcelona 2009 musste Lorenzo in der letzten Kurve einen Gegner passieren lassen, Foto: Milagro

Die beiden Manöver seien jedoch nicht unbedingt vergleichbar, meinte der 26-Jährige: "Dieses Mal war es ein bisschen anders. In Barcelona wusste ich, dass Valentino da war, aber dieses Mal dachte ich, Marc wäre weiter zurück. Deshalb bin ich keine Kampflinie gefahren und das war mein Fehler. Daraus muss ich meine Lehren ziehen und darf mir in Zukunft nicht mehr so sicher sein."

Lorenzo sieht diese letzte Kurve als Zeichen, dass er sich als Rennfahrer nach wie vor weiterentwickeln muss. "Es ist für mich absolut notwendig, mich weiter zu verbessern und wieder aggressiver zu werden, so wie ich es früher in der 250ccm-Klasse war. Aber das bedeutet nicht nur, dass ich mich besser gegen meine Konkurrenten verteidigen muss, sondern auch, dass ich stärker im Angriff werden muss. Ich war in letzter Zeit auf der Bremse nicht besonders stark. Aber es ist immer schwierig, seinen Fahrstil zu ändern, denn man reagiert in gewissen Rennsituationen dann einfach anders, als man das sonst machen würde", stellte er klar.

Der Yamaha-Pilot gesteht nun also ein, dass der Verlust des zweiten Platzes auch zu einem entscheidenden Teil seine eigene Schuld war. Am Sonntag konzentrierte sich sein Ärger noch auf Marc Marquez, dem er weder die Hand schütteln noch mit ihm auf dem Podest anstoßen wollte: "Ich war nach dem Rennen sehr aufgebracht. Nur drei Minuten nachdem ich Platz zwei und die WM-Führung in einem sehr schwierigen Rennen verloren habe, bin ich im Parc Fermé gestanden. Ich glaube, meine Reaktion war einfach menschlich. Alle, die mich dafür kritisieren, Marcs Entschuldigung nicht angenommen zu haben, hätten in meiner Situation genau gleich reagiert. In diesem Moment wollte ich ihm einfach nicht die Hand geben, aber mittlerweile habe ich mich beruhigt und würde anders reagieren. Ich verzeihe Marc."