Wie sind die drei Tage in Austin verlaufen?
Santi Hernandez: Ich würde sagen recht positiv. Es war das erste Mal auf dem Kurs, eine neue Strecke, auf der bisher noch niemand unterwegs war. Nachdem ich sah, wie diese drei Tage verliefen und wie sich Marc anpasste, können wir sagen, dass es recht gut lief. Das Wichtigste war, dass wir aus den Vorjahren keine Daten hatten, da der Kurs neu ist. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass sowohl das Team als auch Marc sehr gut in Bezug auf die Anpassung an die Strecke und den Fahrer gearbeitet haben.

Marc Marquez kam in Austin gut zurecht, Foto: Repsol Honda
Marc Marquez kam in Austin gut zurecht, Foto: Repsol Honda

Was kannst du uns auf technischer Seite von diesem Kurs erzählen? Der Grip des Asphalts, die Kurvenarten - schnell oder langsam?
Santi Hernandez: Wir erwarteten, dass die gesamte erste Hälfte ein bisschen schwieriger werden würde. Beispielsweise die verbundenen Kurven, die viele Richtungswechsel in rasanter Abfolge beinhalten. Dies ist ein Bereich des Kurses, in dem der Fahrer wirklich hart arbeiten muss. Gleichzeitig gibt es die erste Kurve bergauf, die hartes Bremsen bei mehreren möglichen Linien erfordert. Das ist ein ungewöhnlicher Kurs, auf welchem der Fahrer die Linien ein bisschen verändern muss. Daran haben wir am meisten gearbeitet, besonders im ersten Sektor, die Richtungswechsel und das harte Abbremsen auf der Gegengeraden - das Motorrad stabil zu machen.

Du konntest sehen, wie Marc sich seinerzeit an die Moto2 anpasste. Überraschte dich seine Leistung in Austin im geringsten?
Santi Hernandez: Bezogen auf den Ablauf der Testfahrten, können wir sagen, dass er sich sehr gut angepasst hat, aber das bedeutet nicht wirklich etwas. Ich vermute, dass die anderen Fahrer wie Dani, Lorenzo, Valentino und Bradl mit dem Grand Prix im Kopf ebenfalls andere Dinge in Bezug auf ihr Setup testeten. Ich weiß weder, wie sie arbeiteten, noch woran, aber ich erwarte, dass die Dinge anders sein werden, wenn wir hierher zurückkehren. Die Ergebnisse der drei Tage hier in Austin bedeuten nichts. Alles, was wir sagen können, ist, dass wir sehr gut gearbeitet haben. Das Ergebnis ist positiv.

Denkst du, dass Marc die Strecke besser und schneller lernen konnte, weil du keine vorherigen Referenzen aus Austin hattest?
Santi Hernandez: Für Marc war das Wichtigste, die Elektronik besser zu verstehen, weil es in diesem Bereich keine Daten gab. Wir mussten auf jedem Run neue Dinge ausprobieren. Logischerweise verstand er mit jeder Kurve die Elektronik besser. Mehr Motorbremse, weniger Traktion, das Vorderrad nicht zu weit anheben, etc. An all diesen Dingen haben wir gearbeitet. Es war auch eine positive Erfahrung bezüglich des Verständnis für jede Änderung, die wir vornahmen, um die Probleme an der Elektronik zu lösen.

Letztlich habt ihr keine Rennsimulation vorgenommen...
Santi Hernandez: Es war für die drei Tage auf unserer Liste, aber am Ende entschied sich das Team, keine durchzuführen, weil wir zwei harte Testtage hatten, in denen wir eine Menge Veränderungen vornahmen. Wir waren der Ansicht, dass es eine Menge wichtiger Dinge im Vorfeld des Grand Prix zu testen gebe, um die Entwicklung des Motorrads besser zu verstehen. Zusätzlich muss bedacht werden, dass wir in Jerez nochmals Tests haben werden.

Marc Marquez hinterließ positive Eindrücke, Foto: Repsol Honda
Marc Marquez hinterließ positive Eindrücke, Foto: Repsol Honda

Wie beurteilst du als sein Renningenieur Marcs gesammten Anpassungsprozess, seit er in der MotoGP angekommen ist?
Santi Hernandez: Die insgesamte Analyse ist sehr positiv und er passt sich gut an. Wir hatten drei Tests in Malysia, wo es den ganzen Tag zu arbeiten gibt, Dinge ausprobiert werden und mehr auf die Telemetrie geschaut und die gemachten Veränderungen beurteilt werden müssen. Das gibt dir mehr Zeit, um Daten zu sammeln und bezüglich der Korrekturen sicherer zu sein. Für den Moment können wir sagen, dass er sich im Test sehr gut anpassen konnte, aber wir müssen abwarten, wenn es an die Rennen geht und wir an neue Strecken kommen, auf der wir in der MotoGP noch nie Rennen gefahren sind. Es wird eine kurze Zeit zum Üben sein, in der wir die Reifen, das Getriebe und die Aufhängung testen müssen - viele Dinge in einer kurzen Zeitspanne. Mit dem neu eingeführten System wird es auch nötig sein, immer gute Zeiten zu fahren, um sich zu qualifizieren. Das wird wirklich demonstrieren, wie wir uns an die Kategorie angepasst haben. Bereits in der Moto2 zeigte Marc, dass er ein harter Arbeiter ist, der immer weiß, was er noch braucht, um schneller zu werden. Gleichzeitig versorgt er die Techniker mit sehr klaren Informationen. Das hilft, den gesamten Prozess zu beschleunigen. Aber wie ich immer sage: wartet auf die Rennen, das wird ein komplett anderes Szenario sein.

Wie habt ihr - du und Carlos Linan - euch an das neue Team gewöhnt?
Santi Hernandez: Um ehrlich zu sein, ist das hier etwas komplett anderes im Vergleich zu dem, was wir aus der Moto2 gewöhnt waren, denn in einem privaten Team ist die Herangehensweise eine komplett andere. Wir haben uns nun gesteigert. Man muss immer bedenken, dass wir nun in der MotoGP und mit Honda im besten Team sind - das ist ein großer Schritt für uns. Was wir bisher gesehen haben, sind deutlich mehr Leute involviert, mehr Ingenieure rundherum, aber gleichzeitig kann man sehen, warum die MotoGP so gefragt ist. Es gibt so viele Dinge, so viele Parameter und so viele Motorradteile, die an der Spitze gehalten werden müssen. All diese Dinge sind wichtig. Das Team zu dem wir gestoßen sind, war das von Casey Stoner und sie arbeiteten für eine lange Zeit zusammen. Jeder untereinander kennt sich gut, sie sind gute Techniker und Mechaniker und ich denke, dass wir Stück für Stück mehr voneinander lernen. Ich bin froh, dass wir mit ihnen und vor allem mit dem HRC zusammenarbeiten.

Sind dir deutliche Unterschiede zwischen deiner Zeit der Zusammenarbeit mit [Alex] Criville und heute aufgefallen?
Santi Hernandez: Damals fuhren wir mit dem 500cc-Bikes, Zweitaktern und die Dinge verliefen anders. Es gab früher nicht so viel Elektronik. Gleichzeitig war auch meine Position anders. Ich arbeitete als Aufhängungstechniker und war nicht Teil von HRC. Ich nahm tatsächlich große Veränderungen wahr, denn es gibt eine Menge Ingenieure, mit denen ich zusammenarbeitete, die nun nicht mehr da sind. Es hat sich grundlegend verändert - meiner Meinung nach zum Besseren hin.