Erst Scania, dann Porsche, MAN sowie Suzuki-Anteile und jetzt auch noch Ducati. Ferdinand Piech erfüllt sich zum Geburtstag einen lang gehegten Traum vom Konzern, der vom Minimobil über die Luxuskarosse bis hin zum Schwerlaster fast alles baut, was Räder hat. Aber wer ist dieser Ferdinand Piech?

Der Österreicher besitzt aktuell Teile von Porsche und VW, sitzt in vielen Aufsichtsräten, führt den Wolfsburger Autobauer und will erneut für den Posten als Chef im Aufsichtsrat bei VW kandidieren. In den 70er Jahren baute Piech mit dem Porsche 917 den ultimativen Rennwagen. Er machte Audi mit innovativer Technik zum Luxus-Hersteller und brachte VW in die Top-3-Autobauer weltweit. Der Multimilliardär gilt mit seiner Fähigkeit Technik zu erfinden, Autos zu konstruieren und zu reparieren unter den besten Automanagern als eine Seltenheit. Am Mittwoch feiert er seinen 75. Geburtstag.

Ducati muss sich zukünftig mit vier Ringen anfreunden, Foto: Patching/Sutton
Ducati muss sich zukünftig mit vier Ringen anfreunden, Foto: Patching/Sutton

Pünktlich zu diesem Ereignis steht der nächste große Coup in den Startlöchern: die Vertragsunterzeichnung mit Ducati. Dabei klang Piech vor wenigen Wochen noch ganz anders: "Wir wollen das VW-Management nicht mit zu vielen Marken überstrapazieren." Gesagt, getan. Deshalb kauft auch nicht Volkswagen den italienischen Motorradhersteller auf, sondern Audi. Für runde 860 Millionen Euro ist der Deal nun unter Dach und Fach, nachdem der Ingolstädter Nobelautobauer die Sorgfaltsprüfung beendet hatte. Die Ergebnisse der Buchprüfung seien zuvor sehr positiv ausgefallen. Im Preis inklusive sind dabei angeblich auch die 200 Millionen Euro Schulden Ducatis. Ein Audi-Vertreter schwärmte, dass die Marke Ducati ein Juwel sei. Für die Italiener gebe es noch erhebliches Wachstumspotential, vorrangig in Nordamerika und Asien.

Volkswagen hatte schon lange ein Auge auf angesehene Motorradhersteller geworfen. Ein erstes Ducati-Interesse zeigte sich schon 2005. Audi hingegen hatte schon in den 70er Jahren einen Einstieg ins Zweirad-Geschäft vorbereitet. Piech hatte damals den Prototypen Z02 entwickelt, ein Motorrad mit 60-PS-Motor und 1100ccm Hubraum, das allerdings nie in den Handel kam, weil die Konzernzentrale in Wolfsburg eine Zustimmung verweigerte. Ducati wird nun die zwölfte Marke des VW-Konzerns.

2011 bestes Ergebnis der Firmengeschichte

Ducati hatte es allerdings nicht immer leicht. Der 1926 gegründete Traditionsbetrieb plagte sich schon mit Eigentümerwechsel, zu hohen Kosten und Absatzkrisen herum. In den 80er Jahren wurden sie von Cagiva übernommen und etwa zehn Jahre später an den US-Finanzinvestor Texas Pacific Group weitergereicht. Vor der Audi-Übernahme besaß Investindustrial 70 Prozent des Unternehmens, 20 Prozent gehörten dem Private-Equity-Fonds BS und 7 Prozent dem kanadischen Pensionsfonds Hospitals of Ontario Pension Plan. Investindustrial übernahm Ducati 2006 für rund 300 Millionen Euro. Zu dieser Zeit schrieb der Motorradhersteller tiefrote Zahlen. Investindustrial-Chef Andrea Bonomi drückte die Kosten, entließ einige Manager und setzte gleichzeitig auf Expansion.

So baute Ducati unter seiner Führung zwei Werke in Thailand und Brasilien, das Vertriebsnetz erstreckt sich nun bis nach China und Indien. Der Lohn der Mühen zeigte sich im vergangenen Jahr. Da legte Ducati trotz Branchenkrise das beste Ergebnis der Firmengeschichte hin. 2011 erwirtschaftete Ducati 110 Millionen Euro Gewinn. Trotzdem wollte sich Investindustrial nun schon seit einiger Zeit vom Werk in Bolognia trennen. Nachdem Gespräche unter anderem mit Daimler gescheitert waren, hatten die Italiener sogar einen Börsengang vorbereitet und bis heute offen gehalten.

Technisch seien an Ducati für den Konzern besonders ein spezielles Brennkammerverfahren und die Leichtbaukompetenz interessant. Die Ducati-Zentrale in Borgo Panigale, einem Vorort von Bologna, biete zudem mit Ferrari, Lamborghini und Maserati, die ebenso in der Emilia-Romagna-Region angesiedelt sind, beste Nachbarschaft. Besonders seit Valentino Rossis Wechsel zu Ducati ist die Fangemeinde gewachsen. Für eine Maschine aus Borgo Panigale müssen Motorradfahrer 9.000 Euro auf den Tisch legen, die neue Superbike 1199 Panigale S Tricolore kostet sogar stolze 30.000 Euro. Im letzten Jahr wurden insgesamt rund 42.000 Motorräder aus Bologna in alle Welt verkauft. Auch Ferdinand Piech, der privat gern einige Runden auf dem Motorrad dreht, fährt dann am liebsten Ducati.