Niemand im professionellen Motorsport möchte gerne der 'Sieger der Herzen' sein. Hätte es für diese Leistung bei den 24 Stunden von Daytona 2025 aber einen Pokal gegeben, hätte ihn definitiv BMW mit nach München genommen. Die Bayern zählten bei der 63. Auflage des Langstrecken-Klassikers von Tag 1 an zu den Sieganwärtern und durften sich bis zur letzten Stunde berechtigte Hoffnungen auf den ersten Daytona-Triumph seit 1976 machen.
Und doch steht BMW am Ende mit leeren Händen da. Der #24 BMW M Hybrid V8 (Philipp Eng/Dries Vanthoor/Kevin Magnussen/Raffaele Marciello) um Star-Neuzugang Kevin Magnussen musste sich mit dem undankbaren vierten Platz in der Topklasse GTP begnügen. Das #25 Schwesterauto mit den drei DTM-Champions Rene Rast, Marco Wittmann und Sheldon van der Linde sowie dem Niederländer Robin Frijns belegte Platz sieben mit vier Runden Rückstand. Der Sieg ging wie im Vorjahr an Porsche.
BMW-Boss Roos: "Das Ergebnis war enttäuschend"
"Ich will nicht sagen, dass das Wochenende eine Enttäuschung war", meinte BMW-Motorsportchef Andreas Roos. "Aber das Ergebnis war enttäuschend. Bis zur letzten Stunde lief alles gut. Wir hatten ein konkurrenzfähiges Auto, das um den Sieg kämpfen konnte. Du kommst aber nach Daytona und willst das Rennen gewinnen. Wenn dein Auto 23 Stunden lang dazu in der Lage ist, willst du auch einen Pokal mitnehmen."
Dennoch war man sich im Fahrerlager einig: BMW zeigte in Daytona die mit Abstand beste Performance bei einem 24-Stunden-Rennen seit dem Beginn des LMDh-Projekts im Jahr 2023. Auch ein Update über den Winter im Bereich der Bremsanlage zeigte Wirkung. Mit dieser Vorstellung brauchen sich die Münchner weder in der IMSA noch in der WEC zu verstecken, wenngleich die anfängliche Enttäuschung über den verpassten 'Big Point' zunächst bei allen überwog. Roos: "Es ist eine Belohnung für das ganze Team, zu sehen, dass all unsere Schritte in die richtige Richtung gegangen sind. Aber die schönste Belohnung wäre ein Pokal gewesen."

24h Daytona: BMW legt los wie die Feuerwehr
Die von der Pole Position gestartete #24 Crew konnte seine Form aus den Testfahrten und den Trainings bestätigen, legte nach dem Rennstart mit Vanthoor am Steuer los wie die Feuerwehr (11 Sekunden Vorsprung bis zu ersten Boxenstopps) und mischte während der gesamten Renndistanz munter an der Spitze mit. Vanthoor, Magnussen, der Österreicher Eng und Marciello führten in 90 der 781 Runden das Feld der zwölf LMDh-Wagen an, auch die schnellste Rennrunde ging auf das Konto der Münchner.
Als am Sonntagmittag in den letzten zwei Stunden alles auf einen packenden Dreikampf zwischen den beiden Porsche 963 und dem #24 BMW hinauslief und der Münchner Prototyp bei den höheren Temperaturen sogar als Favorit gehandelt wurde, entfaltete sich das Drama. Schlussfahrer Vanthoor hoppelte zeitweise wie ein Känguru über die Strecke und kämpfte mit einer gelockerten Frontpartie.
Beim Boxenstopp verzichtete BMW zunächst auf einen Wechsel der Nase. Ein nachfolgender, kurzer Ausritt in die Wiese sowie eine leichte Berührung mit Porsche-Fahrer Matt Campbell könnte der Front dann den Rest gegeben haben. BMW muss den genauen Grund noch untersuchen. Mit einem kaum noch fahrbaren Auto musste Vanthoor ein weiteres Mal die Boxengasse ansteuern und hilflos mitansehen, wie er den dritten Platz an Acura-Fahrer Tom Blomqvist (später Platz zwei) verlor.
"Es gab einen Schaden an der Frontpartie", bestätigte Roos. "Die Verbindung vom vorderen Diffusor zur Frontpartie war gebrochen und locker. Das hat zum Bouncing geführt, weil der Abstand zum Boden zu gering war. Nachdem wir die Nase gewechselt hatten, waren die Rundenzeiten wieder gut. In den letzten 20 Minuten war das Auto in Ordnung. Wie das passieren konnte, müssen wir noch checken."
Ein ärgerliches Ende für den #24 BMW, der sich am Sonntagmorgen wieder in der Spitzengruppe festgebissen hatte. Nur in der kalten Nacht-Phase hatten die beiden Werks-Porsche die Oberhand und sammelten im Paarflug fleißig Führungsrunden. BMW-Chef Roos: "Porsche hatte den Vorteil, bei kühlen Bedingungen die Reifen besser ans Laufen zu bekommen. Als die Sonne am Sonntagmorgen wieder rauskam, hatten wir erwartet, 'back im business' zu sein. Als es wärmer wurde, konnten wir die Pace der Porsche mitgehen und waren zeitweise auch schneller. Wir haben deutlich gesehen, dass unser Auto bei wärmeren Bedingungen konkurrenzfähiger ist."
DTM-Champions-Trio gerät früh ins Hintertreffen
Der zweite BMW M Hybrid V8 im Starterfeld, die #25 mit dem DTM-Meister-Trio an Bord, nahm das Rennen vom zwölften und letzten Startplatz auf, nachdem das Qualifying wegen eines Problems mit der Einheits-Batterie ins Wasser gefallen war. Rast und Co. konnten sich zu Beginn des Rennens trotz eines Proton-Porsche-Treffers um einige Positionen nach vorne kämpfen, bis ein früher Bremsenwechsel und vor allem eine 3:12-Minuten-Strafe (Safety-Car-Vergehen) dem BMW jegliche Siegchancen nahmen.
Roos dazu: "Den Bremsenwechsel habe ich nicht als großes Problem gesehen. Selbst wenn du zwei Runden zurückliegst, hast du so früh immer die Chance, in die Führungsrunde zurückzukehren. Dann hatten wir aber eine lange Phase ohne Safety Cars. Und wenn du Pech hast und andere Autos gerade vor einem Safety Car stoppen, du selbst aber nicht, kannst du dich nicht zurückrunden. Dann erhielten wir noch die Strafe und schafften es nicht mehr in die Führungsrunde."
In Daytona fuhr Kevin Magnussen sein erstes Rennen für BMW nach dem Formel-1-Aus. Jetzt lesen: So betrachtet KMag die neue Herausforderung:
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