Im Lager von BMW M Motorsport könnte die Stimmung aktuell kaum hoffnungsvoller sein. Dries Vanthoor bescherte den Münchnern die prestigeträchtige Pole Position im Qualifying zu den 24 Stunden von Daytona - zum ersten Mal überhaupt steht der BMW M Hybrid V8 zu Beginn seines dritten Einsatzjahres auf dem ersten Startplatz. Der belgische Werksfahrer setzte sich im 15-minütigen Qualifying, das wegen einer roten Flagge noch stärker verknappt wurde, gegen seine elf Konkurrenten in der GTP-Topklasse durch.
Der Einfluss einer Pole Position in einem Rennen, das zweimal rund um die Uhr führt, hält sich bekanntermaßen in Grenzen. Der Teil-Erfolg in Daytona passt allerdings zur Zuversicht, die BMW derzeit versprüht. Frei nach dem Motto: Endlich geht es aufwärts! Schon bei den offiziellen Daytona-Testfahrten am vergangenen Wochenende präsentierten sich die bayerischen LMDh-Prototypen in guter Frühform - diesen Trend konnte der Hersteller offensichtlich mit ins Rennwochenende tragen.
Schlägt BMW im deutschen Duell mit Porsche zurück?
Mit der Pole im Rücken und dem positiven Eindruck der Testfahrten kann sich BMW berechtigte Hoffnungen machen, endlich einen 'Big Point' mit seinem M Hybrid V8 zu landen. Es wäre auch an der Zeit, nachdem die Münchner im deutschen Fernduell mit Porsche bisher eindeutig das Nachsehen hatten. Umstände hin oder her: Die Zuffenhausener haben mit ihrem LMDh-Auto schon einen Daytona-Sieg, mehrere IMSA-Meisterschaften und die Fahrer-WM in der WEC eingefahren. Seitens BMW stehen nur vereinzelte Erfolge zu Buche.
Die Daytona-Performance sorgt jetzt spürbar für Zuversicht. "Wenn die Tests gut laufen und die Performance da ist, hat man schon die Hoffnung, dass es klappt", sagte BMW-Motorsportchef Andreas Roos nach dem Quali-Erfolg zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn wir nicht in den Top-5 gelandet wären, wäre ich schon enttäuscht gewesen. Wir haben ja gesehen, dass uns gute Schritte mit dem Auto gelungen sind."

BMW M Hybrid V8 mit Bremsen-Update in IMSA und WEC
Außerdem verriet Roos frei heraus, dass BMW über den Winter einen sogenannten Joker eingesetzt hat, um die Performance des Autos zu verbessern. Der V8-Prototyp bekam ein Update im Bereich der Bremsen spendiert, wobei sich Roos keine genauen Details entlocken lassen wollte. "Solange andere Hersteller nicht auch offenlegen, was sie machen, muss ich das ebenfalls nicht", setzte Roos einen kleinen Seitenhieb in Richtung gewisser Konkurrenten, die gerne mal Geheimniskrämerei betreiben und kaum etwas preisgeben. "Ich finde das ein bisschen schade. Das könnte man transparenter gestalten."
Roos weiter über das hauseigene Bremsen-Update, das sowohl in der IMSA als auch in der WEC inklusive der 24 Stunden von Le Mans zum Einsatz kommen wird: "Unsere Fahrer haben letztes Jahr gesagt, dass sie ein paar Schwierigkeiten auf der Bremse haben. Deshalb haben wir in diesem Bereich eine Änderung vorgenommen, die aber keine Rundenzeiten-Performance bringt."
Tatsächlich war in der Vergangenheit mehrfach zu beobachten, wie selbst Weltklasse-Fahrer a la Marco Wittmann oder Robin Frijns sich zuweilen schwertaten, das nötige Vertrauen in die Bremse zu finden. Der Niederländer Frijns bestätigte: "Wir hatten letztes Jahr ein paar Probleme mit der Bremse. Das haben wir angepasst. Das Auto scheint jetzt in einem besseren Fenster zu sein, vor allem für die 24-Stunden-Rennen."
"Das Feedback der Fahrer ist positiv", erklärte Roos, und merkte gleichzeitig an: "Aber nicht nur das war ein Fortschritt. Wir haben schon letztes Jahr gute Ergebnisse eingefahren mit dem IMSA-Doppelsieg in Indianapolis und dem WEC-Podium in Fuji. Es geht ums Gesamtpaket."
BMW in Daytona ganz vorne und weit hinten
Neue Bremsen, gute Test-Performance und obendrein die Daytona-Pole. Was soll da noch schiefgehen, könnte man meinen. Aber: Ganz problemfrei lief es nicht für BMW. Im Qualifying rollte Sheldon van der Linde, der sich die #25 mit Rene Rast, Marco Wittmann und Robin Frijns teilt, plötzlich auf der Strecke aus. Wegen der daraus resultierenden roten Flaggen wird der stark besetzte BMW fürs Rennen (Samstag ab 19:40 Uhr deutscher Zeit) in die letzte Startreihe versetzt.
"Es gab ein Problem im Bereich des Hochvolt-Systems", sagte Roos. "Wir untersuchen das noch. Wir hoffen, dass so etwas nicht noch einmal am Wochenende auftritt." Im 2. Freien Training am Donnerstagabend nach dem Qualifying-Vorfall verzichtete BMW auf die Möglichkeit, weitere Kilometer abzuspulen. Wegen regnerischer Bedingungen und Temperaturen von maximal 8 Grad blieben die beiden M Hybrid V8 sowie zahlreiche weitere LMDh-Fahrzeuge in der trockenen Garage.
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