Bei Porsches 20. Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Daytona 2025 hat Werksfahrer Nick Tandy etwas Historisches geschafft. Der Brite ist jetzt der erste Pilot in der Geschichte des Motorsports, der die vier berühmten 24-Stunden-Rennen in Daytona, Le Mans, auf dem Nürburgring sowie in Spa-Francorchamps gewonnen hat.

Tandy benötigte elf Jahre, um diese Rekordmarke zu setzen. Den Anfang machte er 2015 bei den 24 Stunden von Le Mans, als er zusammen mit Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg und Earl Bamber überraschend auf dem Porsche 919 Hybrid siegte. 2018 ließ Tandy den Gesamtsieg beim 24h-Rennen Nürburgring folgen, damals teilte er sich einen Manthey-Porsche 911 mit Richard Lietz, Patrick Pilet und Fred Makowiecki.

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Es sollte aber bis zum Jahr 2020 und dem Triumph bei den 24 Stunden von Spa dauern, ehe Tandy erstmals bewusst wurde, dass der Grand Slam des Langstrecken-Sports in greifbarer Nähe liegt. In Belgien wechselte sich Tandy auf einem Rowe-Porsche mit Earl Bamber und Laurens Vanthoor am Steuer ab. Vanthoor, jetzt in Daytona neben Felipe Nasr wieder Tandys Teamkollege, fehlt nur noch ein Gesamtsieg in Le Mans zum 24-Stunden-Quartett.

"Der erste Mensch zu sein, der irgendwas als Erster schafft, das ist schon ziemlich unglaublich", sagte Tandy nach dem Triumph in Daytona. "Man kann schon stolz sein, überhaupt in eine Position zu gelangen, an diesen Rennen teilzunehmen. Und das in Autos, die um den Sieg kämpfen können. Ich habe mich um solche Rekorde eigentlich nie geschert, bis ich damals in Spa darauf angesprochen wurde. Seit 2020 wollte ich das von meiner To-Do-Liste streichen."

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Porsches Daytona-Sieger 2025: Felipe Nasr, Nick Tandy und Laurens Vanthoor, Foto: Porsche AG

Nick Tandy schafft Grand Slam der 24-Stunden-Rennen

Tandy saß bei allen vier Siegen stets in Rennwagen aus dem Hause Porsche. Der heute 40-Jährige gehört seit 2013 zum Werkskader von Porsche, nachdem er 2011 den Porsche Carrera Cup Deutschlang gewonnen hatte. In den Jahren 2021 und 2022 ging er für Corvette an den Start, bevor er zu den Zuffenhausenern zurückkehrte und seitdem wieder zum Prototypen-Kader zählt. 2024 holte Tandy in der IMSA-Serie die Vize-Meisterschaft, 2025 spannt er mit dem amtierenden Champion Felipe Nasr in der US-Sportwagenmeisterschaft zusammen.

"Nick muss mir jetzt helfen, auch Le Mans zu gewinnen", scherzte der frühere Formel-1-Fahrer Nasr, der dieses Jahr zusammen mit Tandy und möglicherweise Pascal Wehrlein beim französischen Langstrecken-Klassiker an den Start gehen könnte. "Diese großen Rennen sind extrem schwierig. Es passiert so viel. Es ist schon eine Herausforderung, solch ein Rennen nur zu überleben. Ich bin ein bisschen neidisch auf Nick, aber in einem positiven Sinne, angesichts dessen, was er schon alles erreicht hat."

24-Stunden-Rennen: So schnitten die deutschen Fahrer ab

Tandy gelang 2014 bereits ein Klassensieg (GTLM-Kategorie) mit Porsche bei den 24 Stunden von Daytona, doch erst mit dem Gesamtsieg hat er sich in den Geschichtsbüchern der 24h-Rennen verewigt. Einem Rennfahrer aus Deutschland ist dieser Meilenstein noch nicht gelungen, wenngleich fünf Piloten auf je drei Gesamtsiege bei den 'Big Four' zurückblicken.

Timo Bernhard, Marc Lieb, Mike Rockenfeller, Hans-Joachim Stuck und Joachim Winkelhock waren je dreimal bei 24h-Rennen erfolgreich. Porsche-Ikone Bernhard fehlt nur ein Gesamtsieg in Spa, Markenkollege Lieb einer in Daytona. Stritzel Stuck und Jockel Winkelhock siegten in Le Mans, Spa und am Nürburgring, aber nie in Daytona. Und Rockenfeller - Deutschlands letztem Daytona-Gesamtsieger - fehlt ein Gesamtsieg in Spa-Francorchamps.

Unser erfolgreichster 24-Stunden-Starter der Geschichte bleibt der heutige Teameigner Timo Bernhard. Der 43-Jährige kommt auf beeindruckende acht Gesamtsiege bei den wichtigsten 24-Stunden-Rennen: fünf auf dem Nürburgring, zwei in Le Mans sowie einem in Daytona. Der beste Hersteller aus Deutschland bei 24h-Rennen ist wenig überraschend Porsche mit gigantischen 60 Gesamtsiegen (20x Daytona, 19x Le Mans, 13x Nürburgring und 8x in Spa).