Führungswechsel in der Weltmeisterschaft beim Formel-E-Rennen von Diriyah in Saudi-Arabien: Während sich Jaguar-Fahrer Nick Cassidy in nächtlicher Kulisse vor Robin Frijns den Sieg sicherte, musste Pascal Wehrlein seine Führung in der WM-Wertung abgeben – und das deutlich! Sebastien Buemi verpasste das Rennen nach seinem Crash im Qualifying.

Nick Cassidy stiehlt Robin Frijns die Show

Im Kampf um den Sieg machte Robin Frijns die Qualifying-Niederlage gegen Oliver Rowland zunächst wett. Eine Schlüsselszene war hierbei der Start des Niederländers, der ihm letztlich aber nicht für allzu lange Zeit die Führung einbrachte. Mit einem strategischen Kniff setzte sich plötzlich Nick Cassidy an die Spitze, der nach Überqueren der Ziellinie die Jaguar-Truppe jubeln ließ. Für Cassidy war das der erste Sieg im Jaguar-Overall nach seinem Wechsel von Envision.

Nick Cassidy während dem Diriyah ePrix II 2024.
Nick Cassidy gewann zum ersten Mal für das Jaguar-Werksteam, Foto: LAT Images

Trotz verpasstem Sieg konnte Nissan beim zweiten und damit finalen Rennen des Wochenendes im saudi-arabischen Diriyah dennoch überzeugen. Oliver Rowland sicherte sich nach seiner Pole Position den dritten Platz, während der 24-jährige Franzose Sacha Fenestraz einen 6. Rang einheimsen konnte.

Kleines Wehrlein-Comeback reicht nicht

Pascal Wehrlein muss unterdessen auf einen schwierigen Tag zurückblicken. Zwischenzeitlich auf Rang elf, konnte sich der Porsche-Werksfahrer durch starke Überholmanöver auf den 7. Rang vorarbeiten. Eine Leistung, die letztlich aber nicht reichte, um die Gesamtführung in der WM-Wertung zu verteidigen.

Nachdem Cassidy bereits am Vortag durch einen dritten Platz ordentlich Punkte gutmachen konnte, schob sich der Neuseeländer nun endgültig an die Spitze. Mit 57 Punkten steht er nun am oberen Ende der WM-Tabelle. Für den gebürtigen Sigmaringer Wehrlein bedeutet dies nun bereits 19 Punkte Rückstand.

Strafen-Regen nach dem Rennen

Nach der Zieleinfahrt kam aber nochmal etwas Bewegung in das Rennergebnis. Kurz nach Rennende wurde gleich gegen drei Fahrer eine 5-Sekunden-Strafe ausgesprochen. Betroffen waren Andretti-Fahrer Jake Dennis, der das Vortags-Rennen noch gewonnen hatte, sowie Teamkollege Norman Nato und Sergio Sette Camara. Dennis, der so auf Platz 12 zurückfällt, verliert darüber hinaus seinen Punkt für die schnellste Runde. Dieser geht ebenfalls an Sieger Nick Cassidy.

Vom Start bis ins Ziel: Das Rennen zusammengefasst

Der Start: Am Start kam Pole-Setter Rowland nicht gut weg und fuhr mit Frijns und Cassidy zu dritt nebeneinander der ersten Kurve entgegen. Frijns konnte sich innen an dem Nissan vorbeischieben, während Cassidy die dritte Position vor Stoffel Vandoorne im DS Penske und Jake Hughes im McLaren-Nissan verteidigen konnte. Pascal Wehrlein verlor wie schon im Freitagsrennen an Boden und fand sich am Ende der ersten Runde auf P11 wieder. Die meisten Positionen machte sein Teamkollege Antonio Felix da Costa gut, der von Platz 21 auf Rang 18 nach vorne fuhr.

Am Ende der ersten Runde kam Dan Ticktum im ERT mit einem beschädigten Frontflügel in die Boxengasse und ließ diesen wechseln, nachdem er in der Auftaktrunde in Kurve eins auf den Jaguar von Mitch Evans aufgefahren war.

Die erste Rennhälfte: Oliver Rowland löste in Runde vier als erster des Spitzentrios seinen ersten zweiminütigen Attack Mode aus und fiel auf Position drei zurück. Eine Runde später folgte Robin Frijns und blieb vor Rowland, während Cassidy die Führung übernahm. Bereits in Runde löste Rowland abermals die, nun sechsminütige, Zusatzleistung aus, wobei er hauchdünn vor Vandoorne die dritte Position behaupten konnte. Der Nissan-Pilot konnte die Pace der beiden Autos mit Jaguar-Antrieb vor ihm jedoch nicht mitgehen und als Frijns in Runde sieben seinen zweiten sechsminütigen Attack Mode auslöste, blieb er mit einem beachtlichen Abstand vor Rowland.

In dieser siebten Runde fuhr auch Nick Cassidy zum ersten Mal über die Schleifen und konnte sich in den darauffolgenden Runden einen wachsenden Vorsprung auf Frijns herausfahren. Als der Jaguar-Pilot in Runde 13 seinen zweiten zweiminütigen Attack Mode auslöste, hatte er sich über zwei Sekunden Vorsprung auf Frijns aufgebaut und blieb dementsprechend auch nach seiner zweiten Aktivierung vor Frijns, während Oliver Rowland immer weiter zurückfiel und zwischenzeitlich sechs Sekunden Rückstand auf Cassidy hatte. Dahinter folgten mit weiteren zwei Sekunden Rückstand Jake Hughes und Vandoorne auf P5.

Nachdem Cassidys zweiter Attack Mode abgelaufen war, konnte Frijns das Tempo vom Neuseeländer mitgehen und blieb mit weniger als einer Sekunde Rückstand dicht hinter dem Jaguar. Auch Rowland kam langsam wieder näher, zur Rennmitte war er wieder weniger als zwei Sekunden hinter Cassidy.

Nick Cassidy führt vor Robin Frijns während dem Diriyah ePrix II 2024.
Im Rennen führte Cassidy zwischenzeitlich mit einem deutlichen Vorsprung, Foto: LAT Images

Die zweite Rennhälfte: Der Führende Cassidy ließ das Tempo an der Spitze ruhig angehen, nach 20 Runden war nicht nur Frijns dicht hinter ihm, auch Rowland und Hughes hatten aufgeschlossen, die vier Autos trennten nicht einmal zwei Sekunden.

Dahinter arbeitete sich Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein Schritt für Schritt nach vorne und belegte nach seiner zweiten Attack-Mode-Aktivierung in Runde 22 und einigen starken Überholmanövern Platz acht. In der 24. Runde ließ er ein weiteres Überholmanöver gegen Jean-Eric Vergne folgen und stieß auf Rang sieben vor. Kurz zuvor schied der McLaren-Nissan von Sam Bird mit einer Beschädigung an der Radaufhängung als erstes Fahrzeug aus, nachdem er zuvor in der hinteren Hälfte der Punkteränge platziert gewesen war.

In der 27. Runde löste der Maserati von Jehan Daruvala eine gelbe Flagge aus, als er ausgangs von Kurve 19 sein Auto abstellte und am Funk einen Bremsdefekt beklagte. An der Spitze staute sich das Feld hinter Cassidy immer weiter auf, nach 29 von 36 Runden hatten bis zu Jake Dennis auf Platz zehn alle Fahrer weniger als eine Sekunde Rückstand zum Vordermann.

Lucas di Grassi während dem Diriyah ePrix II 2024.
Abt-Cupra konnte erneut nicht um Punkte kämpfen, Foto: LAT Images

Die schwierigen Überholbedingungen auf der Strecke in Saudi-Arabien bewahrheiteten sich jedoch einmal mehr und es kam zu keinen Positionswechseln mehr, Cassidy gewann vor Frijns und Rowland, während die Deutschen Pascal Wehrlein und Maximilian Günther das Rennen auf den Positionen sieben und neun beendeten. Das deutsche Abt-Cupra-Team war abermals weit von den Punkterängen entfernt, Nico Müller beendete das Rennen auf Position 13, Di Grassi wurde 17.

Übersicht: Die Top-10 der Formel E 2024 nach dem 3. Saisonrennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Nick CassidyJaguar57
2Pascal WehrleinPorsche38
3Jean-Eric VergneDS Penske33
4Jake DennisAndretti-Porsche28
5Mitch EvansJaguar21
6Maximilian GüntherMaserati-DS20
7Robin FrijnsEnvision-Jaguar19
8Sebastien BuemiEnvision-Jaguar18
9Oliver RowlandNissan18
10Jake HughesMcLaren-Nissan18