Die Partnerschaft zwischen Abt Sportsline und Mahindra in der Formel E endet nach nur zwei Jahren. Wie der Rennstall aus Kempten am Rande des Saisonauftakts in Mexiko-City bekanntgab, trennen sich die beiden Parteien vorzeitig nach dem Ende der Saison 2024. Die Äbte, die in der Elektro-WM von Autohersteller Cupra gesponsert werden, müssen sich für 2025 einen neuen Motorenlieferanten suchen.

Dann, mit der elften Saison der Formel E, wird mit dem Gen3.5-Auto der Nachfolger des aktuellen Gen3-Boliden eingeführt. Dass Cupra selbst einen Antriebsstrang in der Kürze der Zeit entwickelt, ist ausgeschlossen. So muss sich Abt Sportsline auf die Suche nach einem Autobauer machen, der bereits mit der Entwicklung des kommenden Autos begonnen hat. Beim Gen3.5-Update dürfen die aktuell für zwei Jahre eingefrorenen Antriebsstränge weiterentwickelt werden.

Abt und Mahindra: Trennung hatte sich abgezeichnet

Eine Trennung zwischen den Äbten und dem indischen Automobilgiganten Mahindra hatte sich seit längerer Zeit abgezeichnet. Sportlich lief es in der vergangenen Saison alles andere als rund: Mahindra hatte sogar den schwächsten Antriebsstrang im Starterfeld der Formel E und war über weite Strecken nicht konkurrenzfähig. In der Gesamtwertung landete Mahindra nur vor dem eigenen Kundenteam Abt auf dem vorletzten Rang.

Den Tiefpunkt der Partnerschaft bildete im vergangenen Jahr das Rennwochenende in Kapstadt, als Mahindra sowohl die eigenen als auch die beiden Abt-Kundenautos vorzeitig vom laufenden Wettbewerb abmeldete. Aus Sicherheitsgründen, weil sich während der Trainings Querlenker an der Radaufhängung verbogen hatten. "Eigentlich nicht akzeptabel", hatte Abt-CEO Biermaier damals deutliche Worte gefunden.

Auch menschlich soll es zwischen den Äbten und Mahindra nicht ganz harmonisch verlaufen sein, nachdem der langjährige Mahindra-Teamchef Dilbagh Gill überraschend durch den früheren FIA-Mann Frederic Bertrand ersetzt wurde. Die Gespräche über den Motoren-Deal hatte Abt mit seit vielen Jahren bekannten Gill geführt.

Nico Müller mit Abt-Cupra beim Formel-E-Rennen in Mexiko-City 2024
Die Äbte starten mit Lucas di Grassi und Nico Müller in der Formel E, Foto: LAT Images

Abt-Cupra sucht neuen Motorenlieferanten in Formel E

Die jetzt öffentlich kommunizierte Trennung Ende 2024 sei sauber verlaufen, betonte Biermaier in Mexiko gegenüber dem Magazin Racer: "Wir hatten in den vergangenen Wochen und Monaten offene und faire Gespräche mit Fred Bertrand (Mahindra-Teamchef; d. Red.). Am Ende entschieden wir uns, dass wir unseren Vertag beenden wollen." Die Äbte befänden sich laut Biermaier bereits in Gesprächen mit einem neuen Motorenlieferanten.

Der CEO und Teamchef in Personalunion: "Wir haben Optionen und Prioritäten, an denen wir jetzt arbeiten. Hoffentlich werden wir im Februar oder Anfang März eine Lösung gefunden haben." Dass Namenssponsor Cupra schon 2025 mit einem selbstentwickelten Motor aufwarten könnte, schloss Biermaier unterdessen aus.

Wechselt Abt jetzt zu Porsche?

Am naheliegendsten gilt nach aktuellem Stand ein Wechsel zu Porsche, das wie Cupra zum Volkswagen-Konzern zählt. Die Zuffenhauser starten aktuell mit einem eigenen Werksteam zur fünften Saison in der Formel E und statten seit 2023 auch den US-Rennstall Andretti mit Kundenautos aus.

Und das höchst erfolgreich: Andretti-Pilot Jake Dennis gewann in der vergangenen Saison die Weltmeisterschaft und lieferte sich lange Zeit einen WM-Kampf mit Werksfahrer Pascal Wehrlein. Porsche hatte sich vor geraumer Zeit zu einem Formel-E-Engagement bis mindestens Ende 2025 bekannt.

Mahindra beim Formel-E-Rennen in Mexiko-City 2024
Nyck de Vries und Edoardo Mortara bilden 2024 das Mahindra-Fahrerdup, Foto: LAT Images

Cupra-CEO Griffiths: "Es muss nicht Cupra sein..."

Dass ein Wechsel zu Porsche für die Äbte und auch Partner Cupra eine Option sein könnte, ließ im Dezember Cupra-CEO Wayne Griffiths durchblicken. "Es gibt Antriebsstränge in unserem Konzern, es muss nicht Cupra sein", antwortete er der Bild-Zeitung auf die Frage nach einem selbstentwickelten Formel-E-Motor. "Aber da laufen noch Gespräche. Unsere Partnerschaft mit Abt ist langfristig, wir denken grundsätzlich langfristig."

Langfristig plant offenbar auch Mahindra: Der Rennstall hat im Winter mit Ex-Mercedes-Ingenieur Tony Ross sowie dem früheren 'Formel-E-Ingenieur des Jahres', Jeremy Colancon, zwei in der Formel E höchst erfahrene Leute für die Führungsmannschaft verpflichtet. Mahindra zählt wie Abt Sportsline zu den Gründungsmitgliedern der Formel E. Die Äbte mussten 2022 nach dem Werksausstieg von Audi ein Jahr Pause einlegen und kehrten kurzfristig erstmals als Kundenteam zurück.

Abt-Cupra startet in der Saison 2024 weiter mit dem zweifachen DTM-Vizemeister Nico Müller. Anstelle von Robin Frijns (zurück zu Envision) ist Lucas di Grassi nach zwei Jahren Abwesenheit zu den Allgäuern zurückgekehrt. Der Brasilianer, mit dem Abt-Audi 2017 die Formel-E-Meisterschaft gewann und 2018 den Team-Titel folgen ließ, kommt ausgerechnet von Mahindra. Die Inder setzen dieses Jahr auf Formel-E-Rückkehrer und Ex-Weltmeister Nyck de Vries sowie den früheren Vizemeister Edoardo Mortara.