Im heißen Duell der Formel-E-Titelfavoriten hat sich Jake Dennis (Andretti-Porsche) gegen Nick Cassidy (Envision-Jaguar) beim Sonntags-Qualifying von Rom durchgesetzt. Der WM-Gesamtzweite Dennis fuhr im Finale der Duellphase eine Rundenzeit von 1:37.986 Minuten und war damit nur 0,071 Sekunden schneller als der Neuseeländer aus dem Jaguar-Kundenteam.

Dennis nimmt das drittletzte Rennen der Saison (heute um 15:00 Uhr bei ProSieben im TV) von der Pole Position in Angriff, und konnte im WM-Kampf mit den drei Extra-Punkten für die Pole weiter Boden gutmachen. Cassidy bleibt Spitzenreiter mit 171 Punkten, Dennis (169) ist bis auf zwei Zähler herangerückt und könnte im Endspurt der Saison die Führung in der Meisterschaft übernehmen.

Kundenteams mischen die Formel E auf

Die beiden Piloten aus den Kundenteams Andretti (Porsche) und Envision (Jaguar) mischen weiter die Formel E auf und stellen ihre Motorenlieferanten in den Schatten - und das bei weit über 30 Grad (Strecke: 50 Grad) im hitzegeplagten Rom.

Für Dennis war es die zweite Pole Position dieses Jahr und die fünfte seiner Formel-E-Karriere. WM-Leader Cassidy startet unterdessen kurioserweise zum ersten Mal in der laufenden Saison aus Reihe eins. Der Neuseeländer erzielte beim Samstagsrennen in Rom als Zweiter seinen siebten Podestplatz.

Im packenden Titelkampf mischt beim vorletzten Rennwochenende der Saison 2023 auch Mitch Evans (Jaguar) inzwischen munter mit. Der Neuseeländer eroberte am Samstag seinen vierten Formel-E-Sieg in Rom und kann sich auch jetzt wieder gute Chancen ausrechnen. Evans sicherte sich hinter Überraschungs-Mann Norman Nato (Nissan) den vierten Startplatz. "Wir müssen noch etwas Pace finden, wenn wir heute wieder gewinnen wollen", gab sich das Jaguar-Ass vorsichtig.

Für Evans: Bird nimmt den Fuß vom Gas

Evans traf im Viertelfinale ausgerechnet auf seinen Teamkollegen Sam Bird (Startplatz 5) - und setzte sich wenig überraschend durch. Der Brite, der am Samstag bei der Massen-Karambolage schwer verunfallt war und heute mit einem neuen Chassis fährt, nahm im letzten Sektor deutlich den Fuß vom Gas, nachdem er im 1. Abschnitt noch schneller als Evans gefahren war. Evans zog schließlich mit einer halben Sekunde Vorsprung ins Halbfinale ein. Am Samstag gelang Jaguar das seltene Kunststück einer Doppel-Pole, zum zweiten Mal nach New York 2021. Im Duell der Jaguar-Motoren scheiterte Evans im Halbfinale dann an Cassidy.

Günther setzt überragende Qualifying-Form fort

Maximilian Günther (Maserati) lieferte beim Heimspiel von Formel-E-Neueinsteiger Maserati einmal mehr im Qualifying ab und zog zum sechsten Mal in Folge in die Duellphase ein. Im Viertelfinale gegen Dennis war vorzeitig Feierabend, doch mit dem sechsten Startplatz hat sich der Allgäuer erneut eine aussichtsreiche Ausgangslage gesichert. Im Samstagsrennen fuhr Günther vom achten auf den dritten Platz und bescherte dem italienischen Autobauer den dritten Podesterfolg in der Debütsaison.

Die Top-10 der Startaufstellung komplettieren Sebastien Buemi (Envision-Jaguar), Edoardo Mortara (Maserati) und Antonio Felix da Costa auf den Plätzen acht, neun und zehn.

Am Samstag in Rom auf dem Podium: Maximilian Günther, Foto: LAT Images
Am Samstag in Rom auf dem Podium: Maximilian Günther, Foto: LAT Images

Porsche-Chef nach Qualifying: "Sehr enttäuschend"

Pascal Wehrlein (Porsche) muss heute eine Aufholjagd hinlegen, um nicht den Anschluss im Kampf um die Weltmeisterschaft zu verpassen. Der Porsche-Werksfahrer kam in der Qualifying-Gruppe B nicht über den achten Platz hinaus bei einem Rückstand von mehr als sechs Zehntelsekunden zu Spitzenreiter Dennis. Bedeutet: Wehrlein nimmt das Rennen vom 15. Startplatz in Angriff, während seine Titel-Konkurrenten wesentlich bessere Ausgangspositionen haben.

Im Samstagsrennen hatte sich Wehrlein auf dem zehnten Startplatz qualifiziert und im Rennen die Ziellinie als Siebter überquert. Im Nachgang kassierte der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer eine 5-Sekunden-Zeitstrafe (zu schnell unter Rot) und fiel auf den neunten Platz zurück. In der Formel-E-Tabelle ist Wehrlein vom dritten auf den vierten Platz zurückgefallen.

Porsche-Gesamtprojektleiter Florian Modlinger: "Sehr enttäuschend. Pascal gelang bei seinem ersten Run ein guter Start, im letzten Sektor verlor er aber vier Zehntel. Der zweite Run war insgesamt nicht auf dem gleichen Level, aber er verbesserte sich in Sektor 3. Er bekam also keine Runde zusammen. Das wird ein harter Tag. Wir müssen volle Attacke fahren und mehr riskieren als wir es eigentlich gerne würden."

Für die weiteren deutschen Starter Rene Rast (McLaren) und Andre Lotterer (Andretti) verlief das Qualifying ebenfalls nicht nach Wunsch. In der 'deutschen' Gruppe B mit allen vier Fahrern gelang es nur Günther, in die Duell-Phase einzuziehen. Rast musste sich in der Gruppe mit Platz 7 (Startplatz 13) begnügen, Lotterer startet als Gruppen-Neunter von P17.