Jake Dennis (Andretti-Porsche) hat die extreme Hitzeschlacht der Formel E in Rom gewonnen. Bei Außentemperaturen von 36 Grad (Strecke: 62 Grad) feierte der Brite seinen zweiten Saisonsieg nach dem Auftakterfolg in Mexiko und übernahm die Führung in der Weltmeisterschaft. Hinter dem Start-Ziel-Sieger überquerten Überraschungsmann Norman Nato (Nissan) und der am Samstag schwer verunfallte Sam Bird (Jaguar) die Ziellinie auf den Plätzen zwei und drei.
"Die maximalen Punkte sind das, was wir gebraucht haben", sagte Dennis. "Vor allem nach P4 gestern bin ich sehr glücklich. Ich bin jetzt in der besten Position, aber in London kann alles passieren. Die 24 Punkte Vorsprung sind in jedem Fall besser als der eine, mit dem wir hier angereist sind."
Rom: Titelanwärter Evans und Cassidy crashen
Die Geschichte des Rennens war der Crash der Titelanwärter Mitch Evans (Jaguar) und Nick Cassidy (Envision-Jaguar) in der Anfangsphase. Samstags-Sieger Evans, von P3 gestartet, fuhr seinem neuseeländischen Landsmann nach einem Verbremser ins Heck und segelte über den Envision drüber! Für Evans war das Rennen vorzeitig beendet, währen Cassidy mit seinem beschädigten Auto nicht über den 14. Platz hinauskam und leer ausging.
Der Crash der Titelanwärter hat große Auswirkungen auf den Stand in der Formel-E-Tabelle. Dennis übernahm mit dem Sieg die Spitze und hat 195 Punkte auf dem Konto. Cassidy (171) und Evans (151) gingen leer aus. Pascal Wehrlein (Porsche) belegte den siebten Platz und kann sich mit nun 146 Punkten nur noch leichte Hoffnungen auf seinen ersten Titelgewinn seit 2015 (DTM) machen, der Rückstand auf Dennis beträgt 49 Zähler.
Evans übernahm die Verantwortung für den Crash, der die einzige Safety-Car-Phase des Rennens auslöste: "Ich hatte nicht erwartet, dass Nick so stark verzögert. Das hat mich überrascht. Ich fühle mich schlecht und es tut weh. Es tut mir leid für Nick. Für mich dürfte die Meisterschaft damit gelaufen sein."
Nissan-Nato zittert sich auf das Podest
Während Dennis erneut eine blitzsaubere Leistung ablieferte und seinen achten Podestplatz im 14. Saisonrennen errang - sieben in den letzten acht ePrix - musste Nato um den zweiten Platz zittern. Der Nissan-Pilot hatte sich früh einen Schaden an seinem Frontflügel zugezogen, durfte die Fahrt trotz des wackelnden Teils aber fortsetzen. In der Schlussphase hatte er deutlich weniger Rest-Energie als Hintermann Bird, hielt den Jaguar aber bis zum Zieleinlauf nach 24 Runden erfolgreich hinter sich.
"Nach dem Podium bin ich echt erleichtert", atmete Bird nach seinem Horror-Unfall am Vortag auf. "In den letzten zwei Jahren habe ich schon etwas an mir gezweifelt. Da ist so ein Podium toll. Ich hatte 3 Prozent mehr Energie als alle, aber ich konnte das nicht wirklich nutzen. Ich wollte bei den hohen Temperaturen nichts riskieren, das waren die drei Punkte mehr nicht wert."
Günther: Podest und P6 beim Maserati-Heimrennen
Beim Heimspiel von Maserati fuhren Edoardo Mortara und Teamkollege Maximilian Günther auf die Plätze vier und sechs. Mortara war am Samstag schwer verunfallt und startete mit einem neuen Chassis, während Günther seinen zweiten Podestplatz in Rom nach P3 am Samstag verpasste. Wehrlein gelang eine Aufholjagd vom 15. Startplatz bis zu Platz sieben. Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske), Dan Ticktum (NIO 333) und Nico Müller (Abt-Cupra) komplettierten die Top-10. Der zweifache DTM-Vizemeister hatte den Äbten am Samstag mit P6 das bisher beste Saisonergebnis beschert.
Die Formel E reist in zwei Wochen zum Saisonfinale nach London (29./30. Juli 2023). Dennis hat bei seinem Heimrennen die besten Chancen, seinen ersten Titelgewinn zu feiern und sich als Weltmeister der Saison 9 in den Geschichtsbüchern zu verewigen.
Formel E in Rom: So lief das Rennen am Sonntag
Das Wetter: 35 Grad Außentemperatur und wahnsinnige 62 Grad Streckentemperatur - Rom inmitten einer extremen Hitzewelle. Die Regierung hat am Sonntag sogar 'Alarmstufe Rot' ausgerufen: "schwere Hitzewarnung".
Der Start: Jake Dennis verteidigte die Pole Position hart, aber sauber gegen Verfolger und WM-Rivale Nick Cassidy. In der Startrunde gelang es zunächst Norman Nato, Cassidy mit einem starken Manöver über die Außenseite für P2 zu überholen. Der Envision-Fahrer schlug umgehend zurück und Nato verlor in der Folge noch eine weitere Position an Mitch Evans. Maximilian Günther verlor von P6 zwei Plätze an Dan Ticktum und Teamkollege Edo Mortara. Pascal Wehrlein machte nur einen Platz gut und beendete die erste Runde auf der 14. Position.
Die erste Rennhälfte: Nach dem sauberen Start krachte es wild in Runde 2! Cassidy griff den Führenden Dennis über die Außenseite an. Das nutzte Hintermann Evans für einen eigenen Angriffsversuch, verbremste sich aber hinter dem Duo und flog mit seinem Jaguar über Cassidys Envision! Cassidy setzte die Fahrt am Ende des Feldes zurück, Evans ließ sein Auto aufwendig in der Garage reparieren. Parallel krachte es im hinteren Feld, wo sich beide McLaren Schäden zuzogen und an die Box mussten. Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke.
Beim Re-Start zur 5. Runde führte Dennis vor Nato, Bird, Ticktum, Mortara Buemi und Günther. Wehrlein belegte zu diesem Zeitpunkt den zehnten Platz. Zahlreiche Fahrer aus dem mittleren und hinteren Feld aktivierten umgehend ihre ersten Attack Modes. In Runde 7 wagte Nato einen ersten Angriff auf Dennis, doch der Andretti-Fahrer verteidigte sich. Nato zog sich einen Schaden am Frontflügel seines Nissan zu, durfte die Fahrt aber zunächst fortsetzen.
In Runde 9 aktivierte Spitzenreiter Dennis seinen ersten Attack Mode (2 Minuten) und blieb in Führung. Dahinter übernahm Bird die zweite Position von Nato, weil auch der Nissan-Pilot die Ideallinie verließ, um den Zusatzboost zu zünden. Bird setzte direkt zur Verfolgungsjagd auf Dennis an. Cassidy hatte sich zu diesem Zeitpunkt von hinten wieder bis auf P11 vorgekämpft, aber noch keinen Attack Mode aktiviert.
Der weitere Rennverlauf: Lucas di Grassi kollidierte in der 12. Runde mit Felix da Costas Porsche und musste ebenso stoppen wie Teamkollege Roberto Merhi, während Bird weiter starken Druck auf Dennis ausübte. In Runde 14 aktivierte Bird dann seinen Attack Mode (6 Minuten) und fiel hinter Nato und Buemi auf P4 zurück. Einen Umlauf später nutzten Dennis und Nato ebenfalls ihre letzten Attack Modes mit je 6 Minuten Dauer ab.
Hinter Dennis und Nato zündeten die Verfolger Bird, Mortara, Buemi und Günther in den Runden 17 bis 19 ihre letzten 350-kW-Boosts. Die Reihenfolge nach dieser Phase an der Spitze zur 21. Runde: 1. Dennis, 2. Nato, 3. Bird, 4. Mortara, 5. Buemi, 6. Günther, 7. Wehrlein, 8. Vandoorne. Die Top-8 trennten zu diesem Zeitpunkt nur 6 Sekunden.
Dann tat sich bis zum Zieleinlauf nicht mehr viel. Dennis gewann mit 3 Sekunden Vorsprung auf Nato, der trotz deutlich weniger verbliebener Rest-Energie tapfer und erfolgreich gegen Bird verteidigte.
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