Die neue Ära der Formel E hat offiziell begonnen: In Mexiko-City nahmen am Freitagnachmittag Ortszeit (23:30 Uhr deutscher Zeit) 22 der neuentwickelten, bis zu 350 kW (476 PS) starken Gen3-Autos das 1. Freie Training auf.

Die gute Nachricht zuerst: Alle Autos konnten ihre Runden drehen, das im Vorfeld befürchtete Debakel mit zahlreichen, technisch bedingten Ausfällen bewahrheitete sich nicht. Trotzdem ging es für ein Training auf der staubigen Strecke durchaus spektakulär zu: Die 30-minütige Session war durchzogen von mehr als zehn gelben Flaggen, weil Fahrer die Kontrolle über ihre Autos verloren und sich verbremsten.

Rast, Rowland und Evans crashen im Training

Bei der Bestzeit des zweifachen Formel-E-Meisters Jean-Eric Vergne (DS Penske) blieben nicht alle Piloten ohne Schäden. Rückkehrer Rene Rast verunfallte wenige Minuten vor dem Trainingsende. Der dreifache DTM-Champion in Diensten von Neueinsteiger McLaren krachte ausgangs der langen Peraltada-Kurve außen in die Streckenbegrenzung und bog mit einem beschädigten Heck direkt in die Boxengasse ab. Für Rast war das Training unter den Augen des anwesenden McLaren-Bosses Zak Brown damit vorzeitig beendet.

Ähnlich erging es Oliver Rowland (Mahindra), der kurz vor dem Abpfiff mit der Front in die Mauer einschlug und dabei seinen Frontflügel beschädigte. Nicht in den TV-Bildern zu sehen: Nach dem Fallen der Zielflagge kam Mitch Evans (Jaguar) in Kurve 13 aus zunächst unbekannten Gründen von der Strecke ab. Bilder zeigten später, wie sein Jaguar mit einem erlittenen Frontschaden per Abschlepper an die Box zurückbefördert wurde. Andere Fahrer kamen trotz zahlreicher Verbremser und Ausrutscher glimpflicher davon.

"Autos sehr schwierig und knifflig zu fahren"

Größere Ausritte fabrizierten Mexiko-Vorjahressieger Pascal Wehrlein im Porsche am Ende der ersten Kurve, auch Sam Bird (Jaguar) kam in Turn 1 weit von der Strecke ab. Der Brite konnte das Training erst mit zwölf Minuten Verspätung aufnehmen, auch Wehrleins Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa verpasste die ersten zehn Minuten.

"Die Autos sind sehr schwierig und knifflig zu fahren", sagte Bird nach der Session. "Die Strecke war noch sehr staubig. Man spürt den Anstieg der Leistung im Vergleich zum Vorjahr, auf den Geraden sind wir deutlich schneller. Die Autos sind sehr von der Software bestimmt. Wenn etwas nicht passt, wird es hart."

Vergne-Bestzeit - Wehrlein bestplatzierter Deutscher

Die Rundenzeiten zwischen dem neuen und auf dem Papier deutlich schnelleren Gen3-Auto und dem Vorgänger lassen sich in Mexiko-City nicht vergleichen. Eine neue Schikane auf der Gegengeraden in den Kurven 9 bis 12 lässt direkte Vergleiche auf der jetzt 2,628 Kilometer (2022: 2,606 Kilometer, Wehrlein-Polerunde in 1:07.100 Minuten) nicht seriös zu. Das Layout mit 19 Kurven ist die vierte unterschiedliche Streckenvariante bei den bisherigen sieben Mexico City ePrix.

Bei 20 Grad Außentemperatur (Strecke: 29 Grad) führte DS-Penske-Pilot Vergne das Klassement mit der Bestzeit von 1:13.294 Minuten an. Den zweiten Platz mit nur 0,092 Sekunden Rückstand belegte Formel-E-Neueinsteiger Jake Hughes im von einem Nissan-Motor angetriebenen McLaren. Teamkollege Rast beendete die Session auf Platz elf. P3 mit bereits vier Zehntelsekunden Rückstand ging an Sergio Sette Camara im NIO.

Bestplatzierter deutscher Fahrer zum Auftakt des Rennwochenendes war Pascal Wehrlein, der seinen Porsche mit 0,439 Sekunden Rückstand auf die vierte Position beförderte. Der amtierende Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske), Edoardo Mortara (Maserati), Vize-Champion Mitch Evans (Jaguar) und Jake Dennis (Andretti) komplettierten die Top-8 der Zeitenliste.

Dan Ticktum im zweiten NIO und Maserati-Neuzugang Maximilian Günther belegten die Plätze neun und zehn. Andre Lotterer (Andretti), der vierte Deutsche im Bunde, landete mit 1,1 Sekunden Rückstand auf P15. Nico Müller und Robin Frijns vom Formel-E-Rückkehrer Abt Sportsline kamen mit 1,8 Sekunden Abstand nicht über die dritt- und vorletzten Plätze hinaus, Schlusslicht war Oliver Rowland (Mahindra).

Vergne zur Halbzeit vorne

Zur Halbzeit der 30-minütigen Session führte Vergne das Klassement mit einer persönlichen Bestzeit von 1:14.051 Minuten an. Dem zweifachen Meister im DS Penske folgten Dan Ticktum und Jake Dennis mit zwei bzw. vier Zehntelsekunden Rückstand auf den Plätzen zwei und drei.

Pascal Wehrlein, der früh im Training die erste Kurve verpasste und den Weg durch die Auslaufzone suchen musste, belegte mit rund einer halben Sekunde Abstand die vierte Position. Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa nahm das Training mit zehn Minuten Verspätung auf, Sam Bird mit seinem Werks-Jaguar griff erst zwölf Minuten nach dem Sessionbeginn ins Geschehen ein.

Formel-E-Auftakt in Mexiko: Der weitere Zeitplan

Weiter geht es mit der Formel E in Mexiko-City am Samstag mit dem 2. Freien Training um 14:30 Uhr deutscher Zeit (07:30 Uhr Ortszeit). Es folgt wenig später das erste Qualifying der Saison um 16:40 Uhr (beide Sessions im Livestream auf der ran-Webseite). Der Mexiko-City ePrix beginnt am Samstagabend um 21:00 Uhr unserer Zeit und wird live im TV auf ProSieben übertragen.

Formel E Mexiko 2023: Ergebnis 1. Freies Training

Pos.FahrerTeamBestzeit
1Jean-Eric VergneDS Penske1:13.294
2Jake HughesMcLaren1:13.386
3Sergio Sette CamaraNIO1:13.732
4Pascal WehrleinPorsche1:13.733
5Stoffel VandoorneDS Penske1:13.841
6Edoardo MortaraMaserati1:13.843
7Mitch EvansJaguar1:13.895
8Jake DennisAndretti1:13.900
9Dan TicktumNIO1:13.904
10Maximilian GüntherMaserati1:13.978
11Rene RastMcLaren1:14.081
12Sam BirdJaguar1:14.147
13Lucas di GrassiMahindra1:14.225
14Antonio Felix da CostaPorsche1:14.359
15Andre LottererAndretti1:14.459
16Nick CassidyEnvision1:14.771
17Sebastien BuemiEnvision1:14.925
18Sacha FenestrazNissan1:14.930
19Norman NatoNissan1:15.007
20Nico MüllerAbt Sportsline1:15.130
21Robin FrijnsAbt Sportsline1:15.154
22Oliver RowlandMahindra1:15.390