Nach nur einem Jahr bei Venturi Racing wechselt Lucas di Grassi 2023 zum Rennstall des indischen Automobilgiganten Mahindra innerhalb der Formel E. Der Brasilianer, der 2017 mit Abt-Audi die Meisterschaft gewann, begründete beim Saisonfinale in Seoul im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com seine Wechsel-Entscheidung.
Eine offensichtliche Wahl war der Wechsel von Venturi zu Mahindra sicherlich nicht, immerhin verlässt di Grassi, der fünfter in der Fahrerwertung wurde, ein Team, das 2022 hinter Doppel-Weltmeister Mercedes den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung belegte. Außerdem wird Venturi ab 2023 von Formel-E-Neueinsteiger Maserati zusätzliche Unterstützung erhalten.
Die Italiener beliefern das Team aus Monte Carlo nächstes Jahr mit von Stellantis-Konzernschwester DS Automobiles entwickelten Power-Units. Mahindra hingegen erlebte eine weitere schwierige Saison und schloss das letzte Jahr mit den Gen2-Autos und dem von ZF entwickelten Antriebsstrang auf dem achten Platz ab.
Di Grassi sicher: Mahindra kann vorne mitkämpfen
Das Stichwort lautet: Gen3-Ära. In der kommenden Saison findet der Wechsel von der zweiten auf die dritte Fahrzeuggeneration in der Formel E statt. Dadurch könnten die Hierarchien unter den Konstrukteuren völlig neu festgelegt werden - nicht zuletzt, weil Platzhirsch Mercedes zum Saisonende den Stecker gezogen hat. Darauf setzt der 38-Jährige di Grassi, der mit 100 Rennstarts inzwischen der erfahrenste Pilot im Formel-E-Fahrerfeld ist.
"Nächstes Jahr startet alles von Grund auf neu, es ist eine tolle Möglichkeit, von null zu starten und das Team wieder kompetitiv zu machen. Das, was ich vom neuen Auto technisch gesehen habe, lässt mich zufrieden in die Zukunft schauen", erklärte di Grassi. "Ich glaube, Mahindra wird nächste Saison mitkämpfen können. Es ist eines der Teams mit dem am längsten in die Zukunft reichenden Engagement in der Formel E."
Speziell die finanziellen Möglichkeiten des indischen Automobilgiganten könnten helfen, wie vor vielen Jahren wieder an die Spitze der Elektro-Rennserie zu kommen. "Mahindra hat mit unter das größte Budget in der Formel E, als Hersteller ist Mahindra größer als beispielsweise BMW! Es gibt keinen Grund dafür, dass Mahindra am hinteren Ende des Feldes ist", war der erfahrene di Grassi überzeugt.
Di Grassi: Hatte vier Angebote auf dem Tisch
Auch der deutsche Traditions-Rennstall und Formel-E-Rückkehrer Abt Sportsline setzt 2023 auf die Unterstützung der Inder. Die Äbte werden kommende Saison als Kundenteam mit Mahindra-Boliden unterwegs sein. Di Grassi offenbarte bei Motorsport-Magazin.com, dass er auch die Möglichkeit hatte, wieder für sein ehemaliges Meister-Team ins Cockpit zu steigen.
"Am Ende hatte ich Angebote von Venturi, Abt, Mahindra und einem weiteren Team - ich hatte insgesamt vier Angebote auf dem Tisch", verriet di Grassi. "Es war auch sehr eng mit Venturi, ich genieße es sehr mit ihnen zu arbeiten. Es war eine schwierige Entscheidung. Es wäre mit Sicherheit das Einfachste gewesen, bei Venturi zu bleiben. Ich wohne direkt gegenüber (in Monaco; d. Red.) und wir hatten eine gute Performance. Ich bin aber auf lange Sicht sehr zufrieden mit meiner Entscheidung."
"Dass Abt mit an Bord ist, hat mir bei meiner Entscheidung geholfen. Vier Autos zu haben, wird essenziell sein. Jeder Hersteller wird nächstes Jahr vier Autos am Start haben, dementsprechend wird es sehr wichtig sein. Wie man sieht, haben viele Faktoren meine Entscheidung beeinflusst, der Haupttreiber war aber die Performance", so der 'Professor' , wie di Grassi im Formel-E-Fahrerlager genannt wird.
Di Grassi ist sich sicher - zusammen mit seinem zukünftigen Teamkollegen Oliver Rowland kann er mit seinem neuen Arbeitgeber Großes erreichen: "Ich glaube, wir können aus Mahindra ein Gewinner-Team machen, was auch mit Venturi möglich wäre, dort aber mit den Grenzen eines Kundenteams. Bei Mahindra kann ich das Auto ganz nach meinen Vorstellungen entwickeln und die richtigen Leute zusammenbringen."
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