Nachdem Stoffel Vandoorne mit Mercedes seinen ersten Weltmeistertitel in der Formel E in Seoul besiegelt hat, muss der Belgier nächstes Jahr ohne den Autobauer aus Stuttgart auskommen. Nachdem Mercedes schon nach dem vergangenen Saisonfinale seinen Ausstieg aus der Formel E Ende 2022 bekanntgegeben hatte, übernimmt zur kommenden Saison McLaren die Startlizenz und gleichzeitig große Teile der Mannschaft. Vandoorne gehört wie Teamkollege und Weltmeister 2021, Nyck de Vries, jedoch nicht dazu.

"Ich werde nächste Saison nicht für McLaren fahren", bestätigte Vandoorne an diesem Dienstag in einer Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, was ohnehin als offenes Geheimnis gilt. Der frischgebackene Weltmeister steht vor dem Wechsel zu DS Automobiles, das 2023 mit US-Rennstall Dragon zusammenspannen soll. Bei der neuen Kollaboration dürfte Vandoorne auf den zweifachen Champion Jean-Eric Vergne als neuen Teamkollegen treffen.

Üblicherweise gelten Formel-E-Meister gerne als Spekulationsobjekte für ein mögliches Cockpit in der Formel 1. So war es einst bei Vergne und zuletzt auch bei de Vries. Beide blieben jedoch in der Formel E - und Vandoorne setzt diese Tradition fort. Seine Ambitionen, in die F1 zurückzukehren, halten sich laut eigener Aussage ohnehin in Grenzen.

"Meine Zukunft ist definitiv in der Formel E. Ich bin zwei Jahre in der Formel 1 gefahren im Jahr 2017 und 2018. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich wieder in der Formel 1 sein werde", schmetterte Vandoorne jegliche Gerüchte über eine schnelle Formel-1-Rückkehr ab. "Aber sag niemals nie, die Welt ist manchmal ein komischer Ort. Persönlich muss ich sagen, dass ich die Formel 1 nicht im Hinterkopf habe. Ich habe auch nicht das Verlangen, unbedingt wieder einen Sitz zu bekommen - ich muss nicht in der Formel 1 sein."

Ein Blick in Vandoornes Formel-1-Vergangenheit zeigt, wie hart es selbst für einen späteren Formel-E-Weltmeister in der Königsklasse zugehen kann. In zwei Jahren musste sich der damalige McLaren-Pilot seinem Teamkollegen Fernando Alonso geschlagen geben. Zum Ende 2018 klaffte eine Punktelücke von 38 Zählern zwischen den beiden Fahrern.

"Es ist schwierig, viele Fahrer gewinnen Meisterschaften und kommen dann in die Formel 1 und gewinnen danach nie wieder eine Meisterschaft", so Vandoorne. "Das ist aber nicht die Schuld der Fahrer, es braucht immer ein bisschen Glück und das richtige Timing - du musst in einem guten Team sein, um in der Formel 1 zu gewinnen."

Weiter erklärt Vandoorne: "Es ist hart, das richtige Umfeld zu finden, in dem man um den Titel kämpfen kann. Ich hatte eine harte Zeit in der Formel 1. Als ich mit Mercedes in der Formel E war, wusste ich, dass ich wieder das Material habe, um einen Titel zu gewinnen, das habe ich nie angezweifelt und ich bin froh, dass ich mich beweisen konnte."

Vandoorne möchte in Zukunft in Le Mans gewinnen., Foto: LAT Images
Vandoorne möchte in Zukunft in Le Mans gewinnen., Foto: LAT Images

Stoffel Vandoorne: Neue Möglichkeiten durch WM-Titel

Nachdem Mercedes frühzeitig angekündigt hatte, zum Saisonende den Stecker zu ziehen und beim Beginn der Gen3-Ära nicht mehr an Bord zu sein, ging die Suche für Vandoorne und auch de Vries nach einem neuen Cockpit los. Vandoorne machte keinen Hehl daraus, durchaus Begehren bei einigen Teams geweckt zu haben.

"Ich hatte eine solide Saison und war als WM-Führer in einer guten Position. Viele Teams hatten Interesse an mir", offenbarte der Weltmeister. "Ich musste nur die richtige Entscheidung treffen, um in ein Team zu kommen, indem ich die Leistungen von diesem Jahr wiederholen kann - um Siege und um den Titel kämpfen. Ich bin mir sicher, dass ich diese Möglichkeit in Zukunft haben werde."

Sein erster Meisterschafts-Titel seit dem Gewinn der GP2-Serie 2015 könnte Vandoorne auch lukrative Türen abseits der Formel E öffnen. Über eine Rückkehr zu den 24 Stunden von Le Mans erscheint Vandoorne nicht abgeneigt - vor allem mit der Option, um den Gesamtsieg beim Langstrecken-Klassiker kämpfen zu können.

Zwei Mal stellte sich Vandoorne schon der Herausforderung des 24h-Rennens in Frankreich. 2019 stand er als Dritter auf dem Podest der LMP1-Klasse und erst 2021 beendete der Belgier den legendären Ausdauerlauf mit dem Team JOTA auf Rang sieben der LMP2-Klasse.

"Es findet sich sicher Platz für Le Mans, es wäre schön dorthin zurückzukehren und um einen Sieg zu kämpfen. Das hängt aber von vielen verschiedenen Szenarien ab. Dieses Jahr bin ich nur Formel E gefahren und am Ende hat mir dieser Fokus möglicherweise geholfen, ich wurde nicht abgelenkt und ich wusste immer, worauf der Fokus liegt. Als Rennfahrer möchte man aber immer so viel im Auto sein wie möglich. Ich muss hinterfragen, was mir die beste Performance gibt. Ich muss darüber nachdenken, irgendwann werde ich aber um einen Sieg in Le Mans kämpfen wollen", so Vandoorne.

Unabhängig, ob es nun langfristig in der Formel E weitergeht oder ob der Mercedes-Pilot seinen Weg in andere Rennereien findet, steht für Vandoorne eines fest: "Ich kann mich jetzt nicht zurücklehnen.Der Formel-E-Titel ist es ein Erfolg, den mir niemand wegnehmen kann. Das bleibt für immer. Ich habe noch einige Jahre vor mir, aber ich will jetzt weiterhin beweisen, dass ich ein verdienter Weltmeister bin."