Porsche hat mit Antonio Felix da Costa den Nachfolger von Andre Lotterer für sein Werksengagement in der Formel E gefunden. Der Portugiese wechselt nach zuletzt drei Saisons inklusive des Titelgewinns 2020 bei Techeetah zum Sportwagenbauer aus Zuffenhausen. Den Deal, der im Fahrerlager seit langer Zeit als offenes Geheimnis betrachtet wurde, gab Porsche am Montag unmittelbar nach dem Saisonfinale in Seoul bekannt.

Neben Neuzugang Felix da Costa setzt Porsche weiter auf Pascal Wehrlein für das Rennteam mit Sitz in Weissach. Mit dem 30-Jährigen hat der Hersteller für den Beginn der Gen3-Ära ab 2023 einen echten Hochkaräter für die Formel E an Land gezogen. Felix da Costa hat mit 96 Rennen seit 2014 die fünftmeisten aller Fahrer in der Geschichte der Elektro-Rennserie bestritten.

"Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Ich freue mich sehr darauf, endlich loszulegen und mit dieser Mannschaft Rennen zu gewinnen", so da Costa in einer Pressemitteilung. "Ich wurde in meiner Karriere so oft von einem Porsche geschlagen, nicht nur in der Formel E, deshalb weiß ich: Porsche tut alles, um zu gewinnen. Das ist die DNA von Porsche. Ich teile diese Ambitionen und kann es kaum erwarten, alle im Team kennenzulernen und mit ihnen dafür zu arbeiten, dass wir erfolgreich in die Gen3-Ära starten."

Auch Porsche-Motorsport-Chef Thomas Laudenbach äußerte sich zum Neuzugang:"Ich freue mich riesig, dass António zu uns an Bord kommt. Er verfügt über herausragende Fähigkeiten als Rennfahrer und hat schon mehrfach gezeigt, dass er nicht nur in der Formel E Siege einfahren kann. Wir schätzen ihn als Fahrer, aber auch als Mensch. Er ist ein positiver Typ, der sehr gut zu uns und in die Porsche-Motorsportfamilie passt. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren gemeinsam um Siege und Titel kämpfen werden."

Felix da Costa: Formel-E-Durchbruch mit BMW

Nach vier eher schwierigen Saisons mit den kleineren Teams Aguri und Andretti gelang dem früheren DTM-Fahrer in der Saison 2018/19 endgültig der Durchbruch: In seiner ersten Saison für das BMW-Werksteam erzielte er einen Sieg, vier Podestplätze und galt eine ganze Weile als Titelanwärter.

Eine Kollision mit Teamkollege Alex Sims auf dem Weg zum sicheren Doppelsieg in Marrakesch und generell eine zu konservative Herangehensweise von BMW im Meisterschaftskampf verwehrten Felix da Costa noch größere Erfolge bei den Bayern, für die er zuvor in der DTM und in der WEC angetreten war.

Felix da Costa gewinnt Formel-E-Titel mit Techeetah

Ende 2019 verließ Felix da Costa BMW in Richtung DS Techeetah - das sollte sich für beide Parteien als Glücksgriff erweisen. Den nicht immer einfachen Teamkollegen und zweifachen Meister Jean-Eric Vergne hatte der quirlige Portugiese auf Anhieb im Griff und sicherte sich beim kuriosen Corona-Saisonfinale in Berlin 2020 mit sechs Rennen innerhalb einer Woche die Meisterschaft. Sein größter Erfolg neben den beiden Formel-3-Siegen 2012 und 2016 auf seiner Lieblingsstrecke in Macau sowie dem LMP2-Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans in diesem Jahr.

Nach dem Titel-Triumph folgten zwei absolute Achterbahn-Saisons für Felix da Costa bei Techeetah, die jeweils auf dem achten Platz in der Gesamtwertung endeten. Dennoch setzte er immer wieder Highlights und blickt inzwischen auf eine Top-Bilanz in der Formel E zurück: sieben Siege (fünftmeiste aller Fahrer), 16 Podestplätze (sechstmeiste aller Fahrer) und neun Pole Positions (drittmeiste aller Fahrer) - die letzte am Sonntag in Seoul - können sich sehen lassen.

Felix da Costa: Künftig LMDh-Rennen mit Porsche?

Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder zu finanziellen Unstimmigkeiten bei Hersteller DS Automobiles und Techeetah kam und die einst erfolgreiche Kombination vor dem Aus steht, hat Felix da Costa mit Porsche nun wieder bei einem deutschen Autohersteller angedockt. Sein Fokus soll voll auf der Formel E liegen, doch dank Porsches neuem LMDH-Programm könnten sich künftig auch auf der Langstrecke neue Türen öffnen für Felix da Costa.

Felix da Costas Deal mit Porsche ist der zweite offiziell verkündete Wechsel zur Formel-E-Saison 2023. Am vergangenen Freitag hatte Lucas di Grassi - nun der einzige Fahrer mit 100 FE-Rennen auf dem Buckel - seinen Abschied von Venturi in Richtung Mahindra bekanntgegeben. Zahlreiche weitere Wechsel werden in den kommenden Wochen folgen, nur ganz wenige Fahrerpaarungen von 2022 bleiben mit dem Beginn der Gen3-Ära bestehen.

Was nicht nur Felix da Costa weiß: Porsche hat sich nach aktuellem Stand nur für die Saisons 9 und 10 des Gen3-Zyklus eingeschrieben. Sollten die Stuttgarter ab 2026 in die Formel 1 einsteigen, dürfte das Formel-E-Programm in dieser Form ein Ende nehmen. Mit US-Rennstall Andretti rüstet Porsche kommendes Jahr erstmals ein Kundenteam mit Antriebssträngen aus.

Antonio Felix da Costas bisherige Formel-E-Karriere

SaisonTeamGesamtplatz
2014/15Amlin Aguri8
2015/16Team Aguri13
2016/17Andretti 20
2017/18Andretti 15
2018/19BMW6
2019/20TecheetahMeister
2020/21Techeetah8
2021/22Techeetah8