Stoffel Vandoorne ist Formel-E-Weltmeister 2022! Der Mercedes-Pilot machte beim letzten Rennen der Saison in Seoul den Titel-Triumph perfekt - pünktlich zum Ausstieg der Silberpfeile, die nach Nyck de Vries 2021 zum zweiten Mal in Folge die Fahrer-Weltmeisterschaft in der Elektro-Rennserie gewannen. Obendrein kann Mercedes wie im Vorjahr über den Gewinn der Team-Weltmeisterschaft jubeln.

Im Sonntagsrennen auf dem Olympia-Gelände der südkoreanischen Hauptstadt reichte Vandoorne locker der zweite Platz, um rechnerisch nicht mehr einholbar zu sein. Sein letzter verbliebener Titelgegner, Jaguar-Pilot Mitch Evans, kam nach einem schwierigen Qualifying nicht über Platz sieben hinaus. In der Gesamtwertung setzte sich Vandoorne mit 213 zu 180 Punkten deutlich gegen Evans durch.

Vandoorne-Titelgewinn im 100. Formel-E-Rennen

Pünktlich zum 100. Rennen der Formel E und gleichzeitig dem letzten mit den Gen2-Autos - ab 2023 kommen die schnelleren Gen3-Boliden - feierte Vandoorne seinen ersten Titelgewinn seit dem GP2-Triumph 2015. Vandoornes Bilanz in der Saison 2022, in der der Belgier vor allem mit Konstanz auf hohem Niveau überzeugte: ein Sieg, sieben Podestplätze und zwei Pole Positions in den 16 Rennen. Mit drei Ausnahmen startete Vandoorne stets aus den Top-8 der Startaufstellung und fuhr in 15 Rennen in die Punkteränge.

"Uns ist etwas ganz Besonderes gelungen, jeder im Team hat diesen Titel verdient", jubelte Vandoorne. "Mitch hat bis zum Ende gepusht, die waren immer da. Am Ende machte die Konstanz den Unterschied, so etwas habe ich noch nie zuvor in der Formel E erlebt. Mitch hat sogar mehr Siege, aber ich stand öfter auf dem Podium."

Formel E 2022: WM-Stand nach 16/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Stoffel VandoorneMercedes213
2Mitch EvansJaguar180
3Edoardo MortaraVenturi169
4Jean-Eric VergneDS Techeetah144
5Lucas di GrassiVenturi126
6Jake DennisAndretti126
7Robin FrijnsEnvision126
8Antonio Felix da CostaDS Techeetah122

Mortara gewinnt letztes Rennen der Gen2-Ära

Das abschließende Rennen der Formel-E-Saison 2022 gewann Venturi-Pilot Edoardo Mortara, der mit seinem Kundenauto einmal mehr die Power der Mercedes-Antriebsstränge unter Beweis stellte. Hinter dem früheren DTM-Vizemeister überquerten der neue Weltmeister Vandoorne und Jake Dennis die Ziellinie auf den Plätzen zwei und drei. Vandoorne hatte das Rennen von der vierten Position aufgenommen und ließ im Rennen nichts anbrennen.

Wie schon das Samstagsrennen in Seoul gezeigt hatte, waren Überholmanöver ein absolutes Kunststück. Die vor allem im ersten Sektor sehr enge Strecke, ein geringer Energieverbrauch und eine Attack-Mode-Zone, die kaum Positionswechsel zuließ, sorgte mehr oder weniger für eine Prozession. Pole-Setter Antonio Felix da Costa erwischte es im letzten Renndrittel bei einem mutigen Angriffsversuch gegen den Zweitplatzierten Dennis: Es kam zum Dreher des Techeetah-Piloten, der ihn bis ans Ende des Feldes zurückwarf. Dafür kassierte Dennis eine 5-Sekunden-Strafe, die den Andretti-Fahrer letztendlich den zweiten Platz kostete.

Hinter Mortara, Dennis und Vandoorne komplettierten Robin Frijns, Oliver Askew, Jean-Eric Vergne, Evans, Nick Cassidy, Sebastien Buemi und Felix da Costa die Punkteränge. Der Franzose Sacha Fenestraz, der am Sonntag kurzfristig zu seinem Renndebüt in der Formel E kam und den an der Hand verletzten Antonio Giovinazzi ersetzte, ging auf Platz 16 leer aus.

Formel E 2022: Team-Wertung nach 16/16 Rennen

Pos.TeamPunkte
1Mercedes319
2Venturi295
3DS Techeetah266
4Jaguar231
5Envision194
6Andretti150
7Porsche134
8Mahindra46

Nullrunde für Wehrlein - Günther löst Safety Car aus

Für das Porsche-Werksteam gab es im letzten Rennen der Saison nicht viel zu holen. Andre Lotterer fiel wie am Vortag schon während der ersten Runde aus. Teamkollege Pascal Wehrlein sah die Zielflagge nach einer Kollision zur Rennmitte mit Mercedes-Pilot Nyck de Vries ebenfalls nicht. Lotterer bestritt gleichzeitig sein letztes Rennen für das Porsche-Werksteam in der Formel E.

Mit Maximilian Günther fiel auch der dritte deutsche Fahrer im Starterfeld vorzeitig aus. Nach einer frühen Kollision mit Lucas di Grassi (einziger Fahrer mit 100- Formel-E-Rennen) musste der Nissan-Pilot einen Boxenstopp einlegen und blieb später auf der Strecke liegen. Der Vorfall löste die einzige Safety-Car-Phase des Rennens aus.

Formel E in Seoul: So lief das letzte Rennen der Saison 2022

Die Startaufstellung: Antonio Felix da Costa startete zum neunten Mal von der Pole Position. Edoardo Mortara komplettierte die erste Startreihe. Entscheidend aber: Stoffel Vandoorne eroberte den vierten Startplatz, während Mitch Evans nach einem schwierigen Qualifying nicht über P13 hinauskam. Zu allem Übel hatte der Jaguar-Pilot auch noch Vandoornes Mercedes-Teamkollege Nyck de Vries direkt vor der Nase.

Der Start: Hektischer Start ins letzte Rennen der Saison! Die Top-4 inklusive Vandoorne kamen unbeschadet durch die ersten Kurven, während es sich dahinter im Mittelfeld erneut aufstaute. Auslöser waren Maximilian Günther und Lucas di Grassi. Wieder flogen zahlreiche Teile durch die Gegend, doch im Gegensatz zum Vortag blieb eine Schar an Ausfällen aus. Nur Rowland und Lotterer mussten nach der ersten Runde vorzeitig die Segel streichen. Evans von P13 hatte sich zum Ende der ersten Runde um eine Position verbessert und fuhr wenig später schon auf dem zehnten Platz.

Die erste Rennhälfte: In Runde 2 boxte sich Mortara vorbei an Pole-Setter Felix da Costa und übernahm die Führung. Auch Dennis drückte sich am Techeetah-Piloten vorbei, der auf den dritten Platz zurückfiel. Dan Ticktum musste seinen NIO auf Platz sieben liegend einen ungeplanten Boxenstopp einlegen. Ähnlich erging es Teamkollege Oliver Turvey. Wehrlein verbesserte sich unterdessen innerhalb der ersten vier Runden um vier Positionen bis auf P11, direkt hinter Günther.

Günther verlor im Verlauf der nächsten Runde immer mehr Plätze und fiel bis weit nach hinten zurück. Davon profitierten unter anderem Evans, Wehrlein und de Vries auf den Plätzen neun bis elf. In Runde 6 holten sich Felix da Costa (P3) und Vandoorne (P4) ihre ersten Attack Modes ab. Zu Positionsveränderungen an der Spitze kam es zunächst allerdings nicht.

In Runde 7 fielen Wehrlein und de Vries (5-Sekunden-Zeitstrafe) nach einer Kollision aus. Der Vorfall sorgte für gelbe Flaggen in Kurve 4. Der Führende Mortara und Verfolger Dennis zündeten in Runde 8 den ersten ihrer beiden Attack-Modes und setzten die Fahrt in dieser Order fort. Bitter: Lucas di Grassi musste die Boxengasse in Runde 13 wegen eines Reifenschadens ansteuern.

Der weitere Rennverlauf: Evans aktvierte in Runde 14 (24 Minuten vor Rennende) seinen zweiten und damit letzten Attack Mode. Der Jaguar-Pilot konnte sich jedoch nicht verbessern und belegte weiter den neunten Platz. Dann blieb plötzlich Günther mit seinem Nissan auf der Strecke liegen und löste damit eine Safety-Car-Phase aus.

Nach einer neunminütigen SC-Phase gab die Rennleitung das Rennen wieder frei. Das Rennen wurde um 06:45 Minuten verlängert. Direkt nach dem Re-Start aktivierte Mortara zum zweiten Mal seinen Attack Mode und blieb vor Dennis in Führung. Der Brite musste sich gegen Felix das Costa verteidigen, der ebenfalls den Attack Mode eingesetzt hatte.

Beim Zweikampf zwischen Dennis und Felix da Costa kam es zu einer Berührung, die den Techeetah von der Strecke schickte und ihn bis auf den letzten Platz zurückwarf. Dadurch übernahm Vandoorne kampflos den dritten Platz und zündete in Runde 20 seinen letzten Attack Mode. Titelrivale Evans belegte zu diesem Zeitpunkt den siebten Platz.

Dann blieb es eine ganze Weile ruhig, bis der Zweitplatzierte Dennis 7 Minuten vor dem Rennende mit einer 5-Sekunden-Zeitstrafe (Kollision mit Felix da Costa) geschockt wurde. Das brachte Vandoorne auf den zweiten Platz nach vorne.