Das Sonntagsrennen der Formel E in New York bot Racing vom Feinsten – und auch ein paar haarige Situationen. Heiß her ging es vor allem zwischen Mitch Evans und dem amtierenden Weltmeister Nyck de Vries beim Sturm in Richtung des Podiums. Mit dem besseren Ende für den Jaguar-Piloten, der von Startplatz sechs bis auf P3 fuhr und den dritten Platz in der Gesamtwertung hinter Spitzenreiter Stoffel Vandoorne sowie Edoardo Mortara einnimmt.

De Vries, der den New York ePrix vom siebten Startplatz aufgenommen hatte, musste sich mit ebendieser Position beim Zieleinlauf begnügen. Dabei strebte der Mercedes-Pilot gegen Rennmitte nach Höherem, als er den zu diesem Zeitpunkt Viertplatzierten Evans angriff und in der Spitzkehre den Jaguar und auch noch Alex Sims auf P3 beinahe abgeschossen hätte!

Es kam sogar zur Berührung des Trios, wobei de Vries sich zumindest kurzzeitig an Evans vorbeipressen konnte. In der folgenden Runde wollte Evans mit Wut im Bauch zurückschlagen, wurde vom Mercedes leicht nach außen gedrückt, traf dabei ein Schlagloch abseits der Ideallinie, geriet gefährlich ins Schlingern und konnte das Auto in letzter Sekunde abfangen. Die Rennleitung untersuchte beide Vorfälle, stellte aber keinen Verstoß gegen das Reglement fest.

Wenig später verlor kurioserweise de Vries an gleicher Stelle beim Angriff auf Alex Sims kurz die Kontrolle über seinen Silberpfeil, den vierten Platz wieder an Evans und in der Folge jegliche Chance auf einen Podestplatz. Evans war angesichts der Fahrweise seines niederländischen Rivalen alles andere als begeistert. „Ein lahmes und dummes Manöver von Nyck gegen mich“, sagte der Titelanwärter. „Klar wusste ich, dass er mich überholen sollte, aber ich hätte beinahe das Auto verloren. Dann hatte ich einen schleichenden Plattfuß und sicherlich auch Beschädigungen am Auto.“

Evans' Vermutung führte offenbar auf die Situation im Titelkampf zurück, denn zum Zeitpunkt des harschen Manövers lag de Vries' Teamkollege Stoffel Vandoorne in direkter Schlagdistanz. Mit einem Überholmanöver gegen Evans hätte de Vries also indirekt Schützenhilfe geleistet und dem Jaguar-Fahrer potenzielle WM-Punkte geklaut. Evans weiter: „De Vries hatte keine Pace, das war ein komischer Move von ihm. Und dann kam dieses Schlagloch aus dem Nichts! Ich konnte das Auto retten. Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Das war wild!“

De Vries reagierte und führte das wilde Manöver auf das tückische Schlagloch zurück, das ihn selbst beinahe das Rennen gekostet hätte. „Ich habe gehört, dass er (Evans) mich kritisiert hat“, sagte de Vries. „Aber ich glaube, er wusste nicht, was wirklich los war. Die Kompression durch das Schlagloch war ziemlich gefährlich. Es hat mich erwischt, als ich das Gleiche gegen Sims probiert habe. Ich habe die Kontrolle verloren und das war's. Dabei habe ich mir die Lenkung verbogen und die Pace war nicht mehr so gut wie zuvor.“

Mit seinem angeschlagenen Auto überquerte Evans die Ziellinie letztendlich hinter Sieger Antonio Felix da Costa und Vandoorne als Dritter. „Ich hatte heute ein siegfähiges Auto“, war er überzeugt. „Ich hätte bestimmt zu Stoffel und Antonio aufgeholt, aber es sollte leider nicht sein. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, den Sieg verpasst zu haben.“ Wie stark der Jaguar-Bolide im Sonntagsrennen aufgelegt war, bewies nicht zuletzt Evans' Teamkollege Sam Bird mit einer Aufholjagd vom 16. bis auf den fünften Platz.