Das ist ein Elektro-Hammer: Abt Sportsline kehrt 2023 in die Formel E zurück! Das gab der Rennstall aus Kempten an diesem Mittwoch offiziell bekannt. Die Äbte haben eine zwölfte Startlizenz für die Saison 9 erworben, womit das Starterfeld wieder auf 24 anstelle der aktuell 22 Autos ansteigt.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten tritt Abt Sportsline allerdings nicht als eigener Hersteller, sondern als Kundenteam mit dem Antriebsstrang eines anderen Herstellers an. Den Namen wollen die Allgäuer zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben.
"Die Formel E hatte schon immer einen großen Platz in unserem Herzen und wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir wieder dabei sein wollen", sagt Hans-Jürgen Abt. Der geschäftsführende Gesellschafter war bereits 2014 ins Risiko gegangen und hatte Abt als erstes deutsches Team in die Formel E geführt. Das frühere Meister-Team war Ende 2021 in Folge des werksseitigen Ausstieges von Audi ausgeschieden.
Entdeckt! Abt-CEO Biermaier in Rom
Ganz überraschend kam die Rückkehr der Äbte nicht. Hinweise auf das Comeback hatte es schon im Vorfeld gegeben. Motorsport-Magazin.com entdeckte Abt-Geschäftsführer Thomas Biermaier samt Teammanager Roger Köhler beim Formel-E-Rennen in Rom Anfang April in der Boxengasse.
Allzu viel wollte sich Biermaier damals noch nicht entlocken lassen. "Wir wollen am Ball bleiben und halten Augen und Ohren offen", sagte er zu Motorsport-Magazin.com. "Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Inzwischen ist klar, dass der Besuch kein Wochenend-Ausflug nach Italien war...
Abt als Formel-E-Kundenteam von Mahindra?
In Rom unterhielt sich Biermaier unter anderem angeregt mit Mahindra-Teamchef Dilbagh Gill. Ging es nur um Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit in der Formel E, oder steckte deutlich mehr hinter dem Austausch?
Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Kreisen gilt der Autobauer aus Indien als großer Favorit für eine Partnerschaft mit Abt Sportsline. Mahindra hatte schon durchblicken lassen, unter dem Gen3-Reglement ab 2023 mit dem neuen Auto gern private Teams mit Kundenautos beliefern zu wollen.
Und: Mit Deutschen arbeitete das Gründungsmitglied der Formel E, zuletzt sportlich deutlich angeschlagen, immer gerne zusammen. Der frühere Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld ging drei Jahre lang für Mahindra an den Start und ist weiterhin als Berater bei ausgewählten Rennen dabei.
Auf Heidfeld folgte zur Saison 2018/19 mit Pascal Wehrlein ein weiterer Rennfahrer aus Deutschland. Nach eineinhalb Saisons verabschiedete sich der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer in Richtung Porsche. Mahindra bestreitet die laufende Saison mit den Briten Oliver Rowland und Alexander Sims.
Folgt mit Abt Sportsline bei Mahindra nun das nächste indisch-deutsche Bündnis in der Formel E? Ein geeigneter Zeitpunkt für die Bekanntgabe wäre sicherlich das nächste Rennwochenende in Berlin am 14./15. Mai 2022. Auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof siegten die Äbte 2018 beim Heimrennen mit Daniel Abt sowie 2019 und 2021 zum Abschied durch Lucas di Grassi.
Abt-Fahrer für 2023: "Sehr klare Vorstellungen"
Mit welchen Fahrern die Äbte 2023 in der Formel E an den Start gehen könnten, ist noch unklar. Kein Geheimnis: Lucas di Grassi wäre liebend gern weiterhin für das Team angetreten. Nach dem Audi-Werks-Ausstieg musste sich der Brasilianer eine neue sportliche Heimat in der Formel E suchen - und fand sie bei Monaco-Rennstall Venturi. Laut Gerüchten ist sein Vertrag beim Rennstall um Chefin Susie Wolff auf ein Jahr datiert...
"Wir haben, was unsere beiden Piloten angeht, sehr klare Vorstellungen", sagt Abt-CEO Biermaier. "Wir werden wohl, anders als zuletzt als Werksteam, zunächst als Underdogs in die Saison gehen. Umso wichtiger ist es, dass wir schnelle und clevere Jungs im Cockpit haben, die gut zu uns passen. Die ersten Gespräche sind spannend und sehr positiv, sodass wir bestimmt bald unsere Mannschaft zusammen haben."
Formel E führt Budget Cap ein
Ein Anreiz für die Rückkehr der Äbte bildet sicherlich die Einführung einer Budget-Obergrenze. Nach letztem Stand sollen die Ausgaben von Privatteams in der Formel E ab 2023 auf 15 Millionen Euro gedeckelt werden. Hersteller, die andere Teams beliefern, sollen 22 Millionen investieren dürfen. Im Zuge des Hersteller-Booms waren die Kosten in den vergangenen Jahren immer weiter ausgeartet, Top-Teams sollen rund 40 Millionen jährlich ausgegeben haben.
"Wir führen ein neues Finanzreglement ein, um die Ausgewogenheit des Wettbewerbs und die finanzielle Nachhaltigkeit für unsere Teams zu unterstützen", sagt Formel-E-CEO Jamie Reigle. "Zusammen schaffen wir ein Umfeld für wettbewerbsfähigen Rennsport und langfristiges Wachstum. Wir freuen uns darauf, zu sehen, wie Abt diese Chancen bei der Rückkehr in die Formel E zu Beginn der Gen3-Ära nutzen wird."
Longo: Abt gehört in die Formel E
Über den bis heute heiß diskutierten Werksausstieg von Audi Ende 2021 waren nicht nur die Äbte alles andere als begeistert. Eine Rückkehr mit einem anderen Partner hatte der Traditions-Rennstall übrigens grundsätzlich nie ausgeschlossen. Gespräche gab es nach Informationen von Motorsport-Magazin.com etwa mit einem deutschen Autozulieferer. Für 2022 fand sich keine Lösung.
Die Äbte fokussieren sich in diesem Jahr stattdessen auf die DTM als Audi-Kundenteam und die Extreme E mit Partner Cupra (seit 2022 offizieller Fahrzeugpartner der DTM, Abt bereitet die Fahrzeuge vor). In der DTM treten die Äbte mit dem dreifachen Champion Rene Rast, der 2021 auf Abt-Audi noch in der Formel E fuhr, dem Südafrikaner Kelvin van der Linde sowie dem amtierenden ADAC-GT-Masters-Champion Ricardo Feller an.
"Ich freue mich, Abt wieder dort zu begrüßen, wo sie hingehören: in der Formel-E-Weltmeisterschaft", sagt Alberto Longo, Mitbegründer und Chief Championship Officer der Formel E. "ABT hat eine lange Erfolgsgeschichte in der Formel E mit rekordverdächtigen Punkten und Podiumsplatzierungen, sodass ihre Rückkehr nach einer Saison in der Gen3-Ära für die Fans und den Sport eine tolle Nachricht ist."
Abt-Audi: Große Erfolge in der Formel E
Aus der Formel E hatte sich Abt Sportsline in Folge des Audi-Rückzuges als eines der erfolgreichsten Team nach sieben Jahren verabschiedet. 1.380 Punkte sammelte die Mannschaft in 84 Rennen. 14 Siege, darunter der allererste in der Formel E 2014 in Peking, und 47 Podiumsplatzierungen gehen auf das Konto des Teams. Lucas di Grassi gewann in der Saison 2016/2017 den Fahrertitel.
In der ersten Saison als Werksteam holte Audi Sport ABT Schaeffler mit di Grassi und Daniel Abt (heute TV-Experte bei ProSieben) 2017/2018 auf Anhieb den Teamtitel. Di Grassi und Audi-Werksfahrer Rene Rast beendeten die letztjährige Saison auf den Plätzen sieben und 13 der Fahrerwertung. In der Teamwertung belegte Audi Sport ABT Schaeffler den vierten Platz.
diese Formel E Nachricht