Erneuter Ärger mit der Balance of Performance in der DTM: Nach dem Samstagsrennen äußerte sich nach der Kritik von Emil-Frey-Ferrari am Lausitzring vor zwei Wochen nun Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk unüblich deutlich über die Einstufung des Audi R8 LMS GT3 evo 2 seines Teams. Die beiden Boliden der Kemptener hatten wie die fünf GT3-Lamborghinis im Feld über Nacht 15 Kilogramm zuladen müssen.
Keine korrekte Einstufung, empfand Tomczyk, der von einem bitteren Tag sprach: "Für mich hat heute gezeigt, dass die Einstufung der BoP nicht die richtige war. Wir haben wahnsinnig Schwierigkeiten gehabt, die Rennperformance zu halten." Eine bemerkenswerte Kritik angesichts dessen, dass der Unmut über die jeweilige Einstufung üblicherweise eher indirekt formuliert wird, um in Zukunft keine möglichen Nachteile zu riskieren.
Feller wird im Rennen durchgereicht
Im Qualifying hatte es zunächst eigentlich akzeptabel für die Äbte ausgesehen. Zwar wurde der nach wie vor Meisterschaftsführende Kelvin van der Linde nach seiner alternativen Strategie im Qualifying nur 13., Ricardo Feller stellte sein Arbeitsgefährt jedoch in die zweite Startreihe.
Im Rennen erledigte sich der Kampf um Top-Positionen dann aber ziemlich schnell. Schon in den Auftaktrunden musste Feller Rene Rast ziehen lassen und verlor anschließend immer mehr den Anschluss ans Führungsquartett. Schon nach 20 Minuten hinkte Feller Rast auf P4 fast sechs Sekunden hinterher. Dabei zog der Schweizer einen Zug an Autos hinter sich her, der bis zu Marco Wittmann auf dem elften Platz reichte.
Tomczyk bilanziert: Waren der langsamste Hersteller
"Wir waren mit der, oder der langsamste Hersteller da draußen und haben im Endeffekt keine Chance gehabt irgendwo mitzukämpfen", bilanzierte Tomczyk. An der Box verlor Feller nach einem Overcut von Lucas Auer (Winward-Mercedes) eine weitere Position, auf der Strecke ließen bis ins Ziel auch die beiden Schubert-BMW von Sheldon van der Linde und Wittmann den 24-Jährigen hinter sich. Und auch Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) überquerte nur 0,393 Sekunden hinter Feller die Ziellinie.
Für Kelvin van der Linde lief es nicht besser. Trotz zweier Ausfälle vor ihm von Manthey-Porsche-Pilot Ayhancan Güven und Maximilian Paul (Paul-Lamborghini) reichte es für den Südafrikaner nur zum 13. Platz. Nach vorne konnte der sechsfache DTM-Sieger keinen Druck machen, sondern musste sich stattdessen in den Schlussrunden gegen einen Zug von drei Autos, angeführt von Titelverteidiger Thomas Preining, verteidigen.
Kommen Abt-Audi BoP-Anpassungen für Sonntag zu Hilfe?
"Wenn wir die Anderen gesehen haben, die einfach pro Runde Sekunden schneller waren, hat das für mich nicht gepasst", untermauerte Tomczyk in Anbetracht dessen seine BoP-Kritik. Für die BoP zeichnet sich seit der Übernahme der DTM durch den ADAC vor der Saison 2023 das Unternehmen SRO Motorsports Group von Stephane Ratel verantwortlich.
Nach dem heutigen Lauf kann der ADAC-Dienstleister die Balance of Performance allerdings auch für das Sonntagsrennen in Zandvoort noch einmal anpassen. Dieses nehmen Kelvin van der Linde und Ricardo Feller von den Startplätzen sieben und neun in Angriff. Auf Anpassungen hofft auch Tomczyk: "Ich hoffe, dass wir morgen bessere Möglichkeiten haben und aufgeben gibt es nicht, aber so ist es halt schade, in ein Rennen reinzugehen."
Auffällig ist, dass auch BMW im Freitags-Qualifying chancenlos war, was die Ränge 14 (Marco Wittmann), 17 (Sheldon van der Linde) und 20 (Rene Rast) beweisen. Der dreimalige DTM-Champion Rast betonte, dass er nie zuvor in seiner Rennkarriere den letzten Platz in irgendeinem Zeittraining belegt hätte. Eine BoP-Änderung über Nacht, die mit mehr Boost für die BMW M4 GT3 einherging, sorgte dafür dass die drei Schubert-BMW im heutigen Rennen bei der Musik waren und die Plätze zwei (Rast), sechs (SvdL) und sieben (Wittmann) belegten.
Ähnliche Zugeständnisse erwartet nun auch berechtigterweise das Team Abt Sportsline für seine beiden R8. Szenekenner sind der Meinung, dass die BoP-Änderungen, in die ein oder andere Richtung, viel zu groß sind und es daher zu solch eklatanten Performanceunterschieden kommt, wie an diesem Wochenende bei Audi und BMW überdeutlich zu erkennen war.
Abt-Kritik folgt auf BoP-Beschwerde von Emil-Frey-Ferrari
In der Meisterschaft führt Abt-Audi dennoch nach wie vor in beiden Wertungen. Im Fahrer-Ranking kann sich Abt nach der schwachen Punkteausbeute von Preining sogar über eine Doppelführung freuen. Kelvin van der Linde führt mit 66 Punkten mit fünf Zählern Vorsprung auf Feller. Ärgster Konkurrent der Äbte ist Samstagssieger Jack Aitken mit 59 Punkten. In der Team-Wertung ist der Vorsprung von Abt-Audi auf 18 Zähler gegenüber Winward-Mercedes zusammengeschrumpft.
Die BoP-Kritik des DTM-Champions von 2011 folgt nur zwei Wochen nach der scharfen Einstufungs-Kritik von Emil-Frey-Ferrari am Lausitzring. Der schweizerische Rennstall hatte diese beim Rennen im Bundeslang Brandenburg für die drittschwächste Punkteausbeute der zehn Teams verantwortlich gemacht. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:
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