Kritik an der Balance of Performance ist Gang und Gäbe im heutigen GT3-Sport und auch in der DTM, die seit 2021 mit dieser Fahrzeugkategorie an den Start geht. Üblicherweise wird der Unmut über die jeweilige Einstufung 'durch die Blume' formuliert, um in Zukunft keine möglichen Nachteile zu riskieren.

Das Team Emil Frey Racing sparte es sich aber nach dem DTM-Rennwochenende auf dem Lausitzring, um den heißen Brei herumzureden. 'Emil Frey Racing wird aufgrund BoP-Regelung bei DTM am Lausitzring ausgebremst', machte das Team schon in der Überschrift seiner Pressemitteilung zum zweiten Lauf der Saison 2024 eine mehr als klare Ansage.

DTM Lausitzring 2024, Rennen 2: Highlights und Zusammenfassung (04:57 Min.)

Lorenz Frey-Hilti: "Was für ein frustrierendes Wochenende"

Für die BoP in der DTM zeichnet seit 2023 die SRO, das Unternehmen von 'GT3-Papst' Stephane Ratel und langjähriger Partner des ADAC, verantwortlich. In der Lausitz zogen die BoP-Macher deutlich den Zorn des Schweizer Rennstalls um Teamchef Lorenz Frey-Hilti auf sich. Oschersleben-Sieger Jack Aitken und Teamkollege Thierry Vermeulen fuhren in den Qualifyings gnadenlos hinterher (Aitken mit zwei 16. Startplätzen, Vermeulen auf P18 und P15) und auch in den Rennen gab es nicht viel zu holen.

Das regnerische Samstagsrennen beendeten Aitken und Vermeulen auf den Plätzen 16 und 17, am trockenen Rennsonntag sprangen mit P13 (Vermeulen) und P14 (Aitken) nur wenige Punkte heraus. "Was für ein frustrierendes Wochenende", ließ sich Ex-Rennfahrer Frey-Hilti in der Team-Mitteilung zitieren. "Leider wussten wir schon vor einer Woche als die BoP-Einstufung veröffentlicht wurde, dass wir nicht konkurrenzfähig sein würden. Es hat dann leider zwei Qualifyings und ein Rennen gebraucht, um auf ein ordentliches Level zu kommen."

Emil-Frey-Ferrari "nicht konkurrenzfähig wegen BoP"

Während des Wochenendes nahm die SRO zwei Mal Änderungen an der Einstufung des Ferrari 296 GT3 vor, um ihn dem Wettbewerb anzugleichen. Am Samstag erfolgten eine Gewichtsreduzierung um 10 Kilogramm und ein um 0,02 bar erhöhter Ladedruck bei 6.000 Umdrehungen sowie im Bereich des höheren Drehzahlbands. Für den Sonntag durften die Turbo-Motoren um weitere 0,04 bar bei 6.000 U/Min aufdrehen.

Zwischen dem Saisonauftakt in Oschersleben und dem Beginn des Lausitzring-Events gab es zuvor keine Änderungen. "Ein Wochenende zum Vergessen", meinte Emil-Frey-Technikdirektor Jürg Flach. "Wir hatten keinerlei Probleme mit den Autos oder dem Setup, sondern wir waren von Beginn weg nicht konkurrenzfähig aufgrund der BoPs. Die erste Anpassung war so klein, dass man kaum etwas spürte und die Zweite fürs Rennen am Sonntag erlaubte uns, einigermaßen mitzufahren, aber nicht um zu attackieren."

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Thierry Vermeulen startet für Emil-Frey-Ferrari in der DTM, Foto: DTM

Ferrari am Lausitzring halbe Sekunde zu langsam

Während Flach darauf pochte, dass die nötigen Lehren daraus gezogen werden sollten, "damit wir in den kommenden Rennen zur verdient guten Performance zurückfinden", merkte Frey-Hilti an: "Wenn man einfach eine halbe Sekunde pro Runde zu langsam ist, dann erreicht man in diesem starken DTM-Feld leider nichts. Wir hatten im Regenchaos am Samstag noch darauf gehofft, dass es uns helfen könnte, aber mit so einem unterlegenen Fahrzeug hatten wir auch da keine Chance."

Emil-Frey-Ferrari war nach Aitkens Auftaktsieg als Zweiter in der Team-Wertung in die Lausitz gereist. Auf dem Kurs zwischen Dresden und Cottbus holten Aitken und Vermeulen zusammen nur sieben Punkte - die drittwenigsten aller zehn Teams nach dem Paul-Lamborghini von Einzelkämpfer Maximilian Paul (4 Punkte) Dörr-McLaren (1 Punkt). Die größte Ausbeute gelang Spitzenreiter Abt-Audi mit 72 Zählern. "Wir werden uns zurückkämpfen, doch leider liegt es bei diesem Sport nicht immer in unseren Händen", kündigte Frey-Hilti an.

Beide Emil-Frey-Piloten kamen im eng umkämpften Mittelfeld nicht schadlos davon: Am Samstag drehte sich Aitken nach einer späten Kollision mit dem Manthey-Porsche von Ayhancan Güven. Im Sonntagsrennen kollidierte der Brite mit Christian Engelhart, wofür der GRT-Lamborghini-Fahrer eine Verwarnung kassierte. Engelhart geriet später auch noch mit Vermeulen sowie Clemens Schmid aneinander, wobei Vermeulen als Verursacher der Kollision verwarnt wurde.