Mit dem verkündeten Einstieg von Maserati hat die Formel E positive Schlagzeilen schreiben können. Und das zu einem passenden Zeitpunkt, nachdem die Ausstiege von Audi und BMW und der bevorstehende Abschied von Mercedes stark am Image der Elektro-Rennserie gekratzt hatten. Maserati steigt als erster italienischer Hersteller zur Saison 2023 und mit der Einführung des neuen Gen3-Rennwagens in die Formel E ein.

Doch über dem genauen Engagement von Maserati schweben noch einige Fragezeichen. Fakt ist: Als eigenständiger Hersteller mit dem entsprechenden Status, wie es bei Porsche oder Nissan der Fall ist, steigen die Italiener nicht ein. Die Hersteller-Frist zur Saison 2023 ist bereits im März vergangenen Jahres abgelaufen.

Und überhaupt verfügt Maserati aktuell nicht über die notwendige Infrastruktur eines unabhängig agierenden Werksteams. Zuletzt hatte sich das Unternehmen mit Sitz in Modena im Jahr 2010 im Rennsport engagiert, damals mit dem ikonischen Sportwagen Maserati MC12.

Maserati-Motor kommt von DS Automobiles

Die zumindest kurzfristige Lösung liegt unterdessen gar nicht weit entfernt. Genauer gesagt im Stellantis-Konzern, zu dem Maserati neben 13 weiteren Automarken zählt. Der im Januar 2021 vollzogene Zusammenschluss der Automobilkonzerne Fiat Chrysler Automobiles und Groupe PSA beinhaltet unter anderem den Hersteller DS Automobiles, der sich seit 2014 in der Formel E engagiert.

Die Franzosen, aktuell in Zusammenarbeit mit Erfolgsteam Techeetah, haben sich langfristig zum Gen3-Reglement bekannt und entwickeln bereits einen Antriebsstrang für den 350 kW (470 PS) starken Rennwagen. Genau diesen Motor wird auch Maserati beim Debüt 2023 einsetzen, womit der 'Dreizack' effektiv mit einem Kundenstatus in die Formel E einsteigt.

Zeiten, in denen zwei Hersteller eines Konzerns komplett unabhängig voneinander ihre Autos entwickeln, dürften erst einmal vorbei sein. Auch Audi und Porsche arbeiten beim neuen LMDh-Projekt ab 2023 eng zusammen, nachdem sich beide Marken aus dem VW-Konzern in Le Mans und später in der Formel E über Jahre hinweg harte Duelle im Entwicklungskampf geliefert hatten.

Foto: Formel E
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DS und Maserati als Wettbewerber in der Formel E

So bleibt der Maserati-Einstieg aus Sicht von Konzernmutter Stellantis eine vergleichsweise günstige Angelegenheit, nicht zuletzt wegen des beschlossenen Kostendeckels ab 2023 (Hersteller: 25 Millionen Euro, Teams: 13 Millionen Euro).

Der Austausch von Technologien soll dem Wettkampf auf der Rennstrecke jedoch keinen Abbruch tun, wie Stellantis Motorsport Senior Vice President Jean-Marc Finot versicherte. "Stellantis ist eine funktionsübergreifende Organisation", wurde Finot von The Race aus einer Medienrunde zitiert. "Natürlich werden wir einige Technologien von DS auf Maserati übertragen. So, wie wir Technologien des elektrischen Antriebsstrangs von DS auf unser Peugeot WEC-Auto übertragen haben. Die technischen Inhalte sind aber noch nicht definiert. Natürlich werden Maserati und DS durch Teams eingesetzt und diese Teams werden unterschiedlich sowie Wettbewerber sein."

Formel-E-Kundenteams: Optionen en masse

Da ein reiner Markentausch - wie einst bei der Übernahme des Renault-e.dams-Teams durch Konzernschwester Nissan - keine Option ist, benötigen sowohl DS als auch Maserati eigene Einsatzteams. Durch die Ausstiege von Audi, BMW und bald Mercedes sowie den Reglementwechsel mangelt es zumindest nicht an Optionen für 2023.

Monaco-Team Venturi um CEO Susie Wolff muss nach dem Mercedes-Abschied einen neuen Motorenpartner suchen ebenso wie Andretti (aktuell BMW-Motor), Virgin (aktuell Audi-Motor) und ein potenzielles Nachfolger-Team von Mercedes. Auch die Zukunft von US-Rennstall Dragon und einem eigentlich bestätigten Motoren-Deal mit dem deutschen Unternehmen Bosch bleibt ungeklärt.

Formel E 2022: Neue Fahrer, Teams und Autos für Saison 8 (15:06 Min.)

Formel-E-Zukunft: Klarheit bis 15. Januar

Hersteller wie DS, Porsche oder Jaguar stehen seit geraumer Zeit in Gesprächen mit den unabhängigen Teams über eine Motorenlieferung. Fixe Zusagen wurden bislang nicht kommuniziert. Am 15. Januar 2022 endet die Frist für Teams, ihren Antriebsstrangpartner für die Saison 2023 bei der FIA zu nennen.

Es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis die einzelnen Puzzlestücke - inklusive Maserati - zusammengefügt werden und das Gesamtbild für die Saison 2023 ergeben. Höchstwahrscheinlich werden dann wie in dieser Saison elf Teams an den Start gehen. Die zurückgegebene Startlizenz von Audi bleibt zunächst bei der Formel E.

"Für diesen Entry sprechen wir aktuell mit drei oder vier unterschiedlichen Kandidaten", sagte Formel-E-Gründer Alejandro Agag im Zuge des Maserati-Einstiegs. "Wir ziehen aber auch in Betracht, diesen Entry für ein, zwei oder drei Saisons zu behalten. Zehn Teams sind eine gute Anzahl für mich. Wir haben aktuell elf, es ist alles okay."