Paukenschlag in der Formel E: Der italienische Autobauer Maserati hat seinen Einstieg als Hersteller zur Saison 2023 offiziell bekanntgegeben. Damit geht erstmals in der Geschichte der Elektro-Rennserie eine Marke aus Italien an den Start. Maserati steigt zur 9. Saison ein, wenn das neue und leistungsstärkere Gen3-Auto die nächste technologische Ära der Rennserie einleitet.

Maserati wird sich erstmals seit 1957 wieder als Hersteller im Formelsport engagieren, nachdem in jenem Jahr der legendäre Juan Manuel Fangio für die Marke mit dem Dreizack im Wappen die Formel-1-Weltmeisterschaft gewann. Das letzte Mal als Einsitzer ging Maserati mit Maria Teresa De Filippis ins Rennen, der ersten Frau, die sich an Bord des 250F für einen Grand Prix qualifizierte.

In welcher Form konkret sich Maserati in seinem Debütjahr in der Formel E engagieren wird, war zunächst nicht klar. Die Einschreibefrist für Hersteller zur Saison 9 endete im März 2021. Maserati wird voraussichtlich zunächst auf Antriebsstränge von DS Automobiles setzen. Der ebenfalls aus dem Stellantis-Konzern stammende Hersteller aus Frankreich hat sich bereits zum Gen3-Reglement bekannt. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Erfolgsteam Techeetah wird angestrebt.

Übernimmt Maserati Audis Formel-E-Lizenz?

Maserati könnte 2023 die aktuell brach liegende Startlizenz übernehmen, die Audi nach dem Werksausstieg an die Formel E zurückgegeben hat. In der bevorstehenden Saison, die Ende Januar in Saudi-Arabien beginnt, gehen elf statt der bisherigen zwölf Teams an den Start. Maserati müsste die Lizenzrechte direkt von der Formel E erwerben.

Alternativ könnten die Italiener mit einem der aktuellen Kundenteams wie Andretti oder Virgin zusammenspannen und möglicherweise ab der Saison 2024 einen eigenen Antriebsstrang entwickeln.

Maserati-CEO Davide Grasso mit Formel-E-Boss Alejandro Agag, Foto: Formel E
Maserati-CEO Davide Grasso mit Formel-E-Boss Alejandro Agag, Foto: Formel E

Maserati folgt auf Ausstiege von Audi, BMW und Mercedes

Für die Formel E gleicht das Engagement von Maserati so oder so einem Geschenk zum rechten Zeitpunkt. Zuletzt musste die erste rein elektrische Rennserie der Welt die Werksausstiege von Audi und BMW verkraften. Mit Mercedes hat zum Saisonende 2022 ein weiterer Autobauer aus Deutschland seinen Rückzug bereits angekündigt. Das inzwischen in Brackley beheimatete Weltmeister-Team könnte der Formel E in anderer Form erhalten bleiben.

Nicht zum ersten Mal wurde der traditionsreiche Name Maserati mit der Formel E in Zusammenhang gebracht. Schon 2017, als die Marke noch zu Fiat-Chrysler gehörte, gab es Gerüchte über einen möglichen Einstieg. Fünf Jahre später kann die Serie von Gründer Alejandro Agag nun Vollzug rund um einen italienischen Hersteller vermelden. Vor Maserati haben bereits Porsche, Nissan, DS, Jaguar, Mahindra und NIO eine werksseitige Fortsetzung ihrer Engagements verkündet.

Formel-1-Weltmeister 1957 auf Maserati: Juan Manuel Fangio, Foto: Sutton
Formel-1-Weltmeister 1957 auf Maserati: Juan Manuel Fangio, Foto: Sutton

Formel E als Testlabor für Maserati

"Es ist eine große Freude für Stellantis Motorsport, den Maserati wieder ins Motorsportgeschehen zu bringen", wird Jean-Marc Finot, Senior VP, Stellantis Motorsport, in einer Pressemitteilung zitiert. "Abgesehen vom geschichtlichen Aspekt wird die Maserati Formel E unser Technologielabor darstellen, um die Entwicklung hocheffizienter elektrifizierter Antriebsstränge und intelligenter Software für unsere Straßensportwagen zu beschleunigen."

Maserati will die Formel E für seinen eingeschlagenen Weg der Elektrifizierung in der Serienproduktion nutzen. Alle neuen Modelle wie Maserati Grecale, Maserati GranTurismo und Gran Cabrio sowie der Supersportwagen Maserati MC20 sind auch als vollelektrische Fahrzeuge erhältlich.

Der letzte Werks-Maserati im Rennsport: Der MC12, Foto: DPPI
Der letzte Werks-Maserati im Rennsport: Der MC12, Foto: DPPI

Formel-E-Boss: Stolz auf Maserati-Einstieg

Formel-E-Gründer Agag: "Wir sind stolz, Maserati in seiner neuen Heimat im Weltklasse-Motorsport willkommen zu heißen. Die FIA Formel-E-Weltmeisterschaft ist die Königsklasse des Elektrorennsports. Sie bietet den dynamischsten und innovativsten High Performance-Automarken das perfekte Setting, um neben ihren sportlichen Ambitionen auch ihre technologischen Fähigkeiten zu präsentieren."

Das im Jahr 1914 gegründete Maserati zählt zu den prestigeträchtigsten Marken im Automobilsektor, doch auf der Rennstrecke hatten sich die Italiener zuletzt äußert rar gemacht. Seinen letzten Auftritt im Rennsport hatte Maserati mit dem MC12, der zwischen 2004 und 2010 insgesamt 22 Rennen gewann - darunter drei Siege bei den 24 Stunden von Spa - und 14 Meistertitel in der Konstrukteurs-, Fahrer- und Teammeisterschaft der FIA GT für sich entschied. Unter anderem saßen Michael Bartels und Timo Scheider am Steuer des MC12.

"Ich bin hocherfreut, Maserati für die Saison 9 in der Formel E willkommen zu heißen", sagt der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem. "Für einen renommierten Hersteller mit einer derart großen und erfolgreichen Geschichte im Motorsport zeugt die Zusage zu diesen Serien von einem einmaligen Vertrauen in die Zukunft der FIA Formel-E-Weltmeisterschaft, während wir uns darauf vorbereiten, die nächste Ära einzuläuten. Der neue Gen3-Einsitzer wird den Höhepunkt in Sachen Nachhaltigkeit, Technologie und Leistung darstellen."