Das käme einer echten Sensation in der Welt des deutschen Motorsports gleich: Die Gerüchte verdichten sich, dass Opel in die Formel E einsteigen könnte. Damit würde die Marke mit dem Blitz im Wappen mehr als 40 Jahre nach dem Ausstieg aus der Rallye-Weltmeisterschaft erstmals wieder auf WM-Niveau antreten.

Ende 2026 könnte es soweit sein, wenn die Formel E mit der Gen4 ihre nächste technologische Ära einläutet. Tragen dann zwei der Autos, die über bis zu 800 PS Leistung verfügen und auf dem Niveau eines Formel-2-Autos performen sollen, den Opel-Blitz auf der Nase? Für den Autobauer aus Rüsselsheim wäre es der erste Werkseinsatz im Motorsport seit dem DTM-Ausstieg Ende 2005.

Legendär: Manuel Reuter 1996 im schwarzen Opel Calibra V6 4x4, Foto: Opel
Legendär: Manuel Reuter 1996 im schwarzen Opel Calibra V6 4x4, Foto: Opel

Opel-CEO Huettl besucht Formel E in Monaco

Opels Führungsriege macht jedenfalls kein Geheimnis aus einem grundsätzlichen Interesse an der Formel E. Beim vergangenen Rennwochenende in Monaco wurden Opel-CEO Florian Huettl und Opel-Motorsportchef Jörg Schrott in der Startaufstellung gesichtet. Jean-Marc Finot, Motorsportchef des gigantischen Stellantis-Konzerns, zu dem auch Opel zählt, brachte das Duo mit Verantwortlichen der Formel E in Kontakt.

Wer ein mögliches Engagement in einer Rennserie streng geheim behandeln möchte, lässt sich mit Sicherheit nicht mitten in der Startaufstellung von Monaco blicken... Monsieur Finot bestätigte jüngst das Treffen im Fürstentum mit Opel-CEO Huettl, der zusätzlich das Deutschlandgeschäft von Stellantis leitet. "Es ist noch nichts entschieden", antwortete Finot auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob der Opel-Einstieg intern schon beschlossen sei.

Opel CEO Florian Huettl und Jean-Marc Finot beim Formel-E-Rennen in Monaco
Bei der Formel E in Monaco gesichtet: Opel-CEO Florian Huettl (links) mit Stellantis-Motorsportchef Jean-Marc Finot, Foto: IMAGO/Andreas Beil

So reagiert Opel auf die Formel-E-Gerüchte

Eilig hat es der mächtige Stellantis-Konzern angeblich nicht. Laut Finot soll die Entscheidung über die künftige Aufstellung in der Formel E bis zum ersten Quartal 2026 fallen. Nach unseren Informationen soll die Wahl der Stellantis-Marken für die Elektro-WM schon deutlich früher beschlossen werden, aktuell aber tatsächlich noch nicht fix sein. Die gut vernetzten Kollegen von 'FE Notebook' bringen neben Opel auch die Stellantis-Tochter Citroen ins Spiel.

Opel selbst will sich natürlich noch nicht in die Karten schauen lassen. "Wie kaum eine andere Automobilmarke in Deutschland besitzt Opel eine starke Substanz und Identität", heißt es in einem Statement gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Und dazu gehört seit jeher der Motorsport. Insbesondere der Kundensport ist in der Historie von Opel Motorsport tief verankert und hat eine lange und erfolgreiche Tradition."

Die Opel-Antwort weiter, die zumindest nicht nach einem Dementi klingt: "Aktuell liegt unser Fokus weiterhin auf dem ADAC Opel Electric Rally Cup 'powered by GSe'. Im Rahmen unserer Motorsportstrategie gibt es natürlich vielfältige weitere Ansätze und Möglichkeiten. Sollten sich Neuigkeiten ergeben, werden wir diese gerne zur gegebenen Zeit kommunizieren. Spekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht."

Fan-Liebling: Der Fuchsschwanz-Manta auf der Nürburgring-Nordschleife, Foto: Gruppe C Photography
Fan-Liebling: Der Fuchsschwanz-Manta auf der Nürburgring-Nordschleife, Foto: Gruppe C Photography

Folgt Opel in der Formel E auf Maserati?

Diesen Spekulationen zufolge könnte Opel in der Formel E den Platz von Maserati einnehmen, ebenfalls dem Stellantis-Konzern zugehörig. Der italienische Autobauer, dessen Renneinsätze das frühere Venturi-Team aus Monaco durchführt, ist in Wahrheit ein Kundenteam der Stellantis-Schwester DS Performance. Maserati nutzt die vom DS-Werksteam entwickelten Antriebsstränge, seit der Übernahme von Venturi allerdings mit mäßigem Erfolg.

Auch bei der Finanzierung des Einsatzes soll es Schwierigkeiten geben, im Hintergrund liefen über längere Zeit potenzielle Übernahme-Deals, die aber offenbar nicht realisiert werden konnten. Den Platz des schwankenden Maserati-Dreizacks könnte der Opel-Blitz einnehmen. Wenn das bisherige Konzept, die kompletten Motoren von DS zu beziehen, weiterverfolgt wird, wäre es effektiv egal, welches Markenlogo der Stellantis-Konzern auf 'seine' Autos klebt.

Das Thema ist allerdings komplex, denn Stellantis hält faktisch keine eigene Rennlizenz in der Formel E und war bisher immer auf Partner-Teams angewiesen. Die Maserati-Lizenz gehört MSG (Monaco Sports Group) aus Monaco, die des DS-Teams liegt bei Roger Penskes Sohn, Jay Penske (ehemals Dragon-Racing). Stellantis, wo die Elektromobilität innerhalb des Konzerns eine wichtige Rolle einnimmt, könnte mit eigenen Startlizenzen nach mehr Einfluss streben.

Unvergessen: Walter Röhrl führte Opel 1982 zur Rallye-Weltmeisterschaft, Foto: ADAC Opel Rallye Cup
Unvergessen: Walter Röhrl führte Opel 1982 zur Rallye-Weltmeisterschaft, Foto: ADAC Opel Rallye Cup

Opel ist schon im Elektro-Motorsport aktiv

Zum Konzern, der 2021 aus einem Zusammenschluss von Fiat Chrysler Automobiles und der PSA-Gruppe hervorgegangen ist, zählen aktuell 15 Automarken; darunter Opel, Fiat, Citroen, Peugeot, Chrysler oder Alfa Romeo. Die Verantwortlichen haben also die Qual der Wahl, wobei Opel gut ins Formel-E-Portfolio passen würde: Die Rüsselsheimer haben als erster deutscher Autohersteller alle Modelle auch mit vollelektrischem Antrieb angeboten.

Mit dem ADAC Opel Electric Rally Cup, der seine fünfte Saison bestreitet, in der Öffentlichkeit aber kaum wahrgenommen wird, hat Opel seine Fühler längst in Richtung Elektro-Motorsport ausgestreckt. Ein Engagement auf der Weltbühne der Formel E wäre eine ganz andere Hausnummer für die Marke, die Walter Röhrl 1982 zum Gewinn der Rallye-Weltmeisterschaft führte und die bis heute viele Fans in der Motorsport-Gemeinschaft hat.

Apropos Walter Röhrl: Erinnert ihr euch noch an dieses legendäre Video-Interview? Damals zeigte sich die Motorsport-Ikone nicht als der allergrößte Fan der Elektro-Rennserie... Aber schaut selbst, falls ihr es verpasst habt:

Rallye-Legende Walter Röhrl: Formel E ist abartig (16:48 Min.)